: „Nicht mehr wegzudenken“
■ Senatsamt für Gleichstellung zieht Bilanz: KOOFRA leistet bei Frauenhandel und Zwangsprostitution Hilfe für betroffene Frauen
Die Maßnahmen des rot-grünen Senats gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution zeigen erste Erfolge. Das erklärte gestern Gleichstellungssenatorin Krista Sager (GAL) nach Erörterungen im Senat. Durch diverse polizeiliche Razzien hat sich die Zahl der Modellwohnungen laut Polizei um fast 80 Prozent auf 500 Wohnungen verringert. „Die Arbeitsstelle KOOFRA leistet dabei eine wichtige und aus Hamburg nicht mehr wegzudenkende Aufgabe“, sagt Sager.
In der Tat hat KOOFRA (Koordinierungsstelle Frauenhandel) im Kampf gegen Zwangsprostitution Modellcharakter. Die Frauen werden, wenn sie aus den Klauen ihrer Zuhälter befreit worden sind, an sicheren und dezentralen Orten untergebracht und dort, so KOOFRA-Mitarbeiterin Ulrike Wiemker, „vom feministischen Ansatz her betreut“. Oft befinden sie sich wegen ihres illegalen Aufenthalts selbst im Beschuldigtenstatus.
KOOFRA ist 1999 auf Initiative von „amnesty for woman“ mit Mitteln der Gleichstellungsbehörde ins Leben gerufen worden. Im vorigen Jahr sind über 100 Frauen – davon 63 intensiv – betreut worden. Bei KOOFRA arbeiten zurzeit zwei Disponentinnen, die mittlerweile auf einen Pool von 20 muttersprachlichen Betreuerinnen sowie verläßlichen Rechtsanwältinnen zurückgreifen können.
„Die Finanzierung für das kommende Jahr ist gesichert“, bekräftigt Behördensprecherin Karin Flothmann. Danach sollen die Mittel vor allem aus der „Gewinnabschöpfung“ sichergestellt werden. Im Klartext: Aus Geldern von Zuhältern, denen der Prozess gemacht worden ist.
Trotz erfolgreicher Arbeit könnte noch mehr für die Frauen getan werden. „Es könnte durchaus bessere Rückkehrerinnenprogramme ins Leben gerufen werden“, sagt Wiemker, „oder die Möglichkeit einer Ausbildung bestehen, damit sie nach ihrer Rückkehr eine bessere Ausgangsbasis haben.“ Denn bis es zum Prozess gegen den Ex-Zuhälter und Schlepper kommt, können ein bis zwei Jahre vergehen. Danach aber kommt es unweigerlich zur Rückführung in die Heimat.
Kai von Appen
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