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Jogging macht verdächtig

Demonstration gegen Militärschlag in Hamburger Innenstadt. Muslime stützen Angriffe. Innenbehörde verstärkt Sicherheitsmaßnahmen  ■ Von Elke Spanner

Die Friedensbewegung ist Deutsch. Während gestern Nachmittag rund 800 DemonstrantInnen in der Innenstadt gegen die Angriffe der USA auf Ziele in Afghanistan protes-tierten, werden diese von vielen in Hamburg lebenden AfghanInnen und Mitgliedern muslimischer Gemeinden begrüßt – soweit die USA, so die Einschränkung, nicht die Zivilbevölkerung Afghanistans in Mitleidenschaft zieht. „Sollten die USA einen Kampf gegen Zivilisten führen, tun sie das Gleiche wie die Terroristen“, fasst Mustafa Yoldas zusammen, der stellvertretende Vorsitzende des „Rates der islamischen Gemeinden in Hamburg (Schura)“. Zurzeit hätten hiesige Muslime aber Verständnis dafür, „dass die Hintermänner der Attentate bestraft werden“.

Innerhalb der islamischen Gemeinschaft in Hamburg werde die Auffassung vertreten, die Taliban hätten sich die Anschläge selber zuzuschreiben, weil sie Usama Bin Laden nicht an die USA ausgeliefert haben. Auch Ahmad Shah Qadiry vom „Rat der afghanischen Flüchtlinge“ sagt, seine Organisation unterstütze die militärischen Angriffe der USA auf Afghanistan, soweit sie sich „gezielt gegen Ausbildungslager für Terroristen richten“. Das Taliban-Regime, so Qadiry, müsse beseitigt werden, damit demokratische Kräfte an der Regierung Afghanistans beteiligt werden können.

Laut dem Hamburger Professor Hakki Keskin, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, ist die Gewaltherrschaft der Taliban in Afghanistan nicht von der Religion des Islam gedeckt. Auch er hat deshalb Verständnis dafür, dass die USA „auf die Terroranschläge auf diese Weise reagieren“. Keskin fordert aber auch ein, über deren Hintergründe nachzudenken: „Man muss sich fragen, wieso in der arabisch-islamischen Welt ein Teil der Bevölkerung mit dem Widerstand gegen die US-Politik im Nahen Osten sympathisiert. „Er mahnte ein Umdenken in der Weltpolitik an: Es sei eine Illusion zu glauben, „dass wir in den westlichen Wohlfahrtsstaaten in Frieden und guten Verhältnissen leben können, während weltweit Millionen Menschen an Hunger sterben“. Für die KriegsgegnerInnen, die ges-tern in der City demonstrierten, ist es naiv zu glauben, die afghanische Bevölkerung werde unter den Bombenangriffen nicht leiden. Die Luftangriffe, so ein Redner des Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung, folgen dem gleichen Muster wie 1991 im Irak und 1999 in Jugoslawien: Zunächst seien es militärische Ziele, später würden es Objekte der Infrastruktur sein. „Die Menschen werden bei Stromausfall und mangelnder Wasserversorgung im Winter dem Elend ausgesetzt sein.“

Die Sicherheitskräfte in Hamburg haben seit den militärischen Angriffen auf Kabul ihre Arbeit verstärkt. Zwar liegen keine Hinweise auf Terroranschläge vor, so SPD-Innensenator Olaf Scholz (Foto). Die Polizei observiert jedoch verstärkt Menschen, „die zwar noch nicht straffällig wurden, bei denen man aber genauer hinschauen sollte“. Außerdem wurde der Schutz von gefährdeten Objekten verstärkt. Vor der amerikanischen Botschaft beispielsweise. Weswegen es zurzeit nicht mehr möglich ist, ohne Passkontrolle rund um die Außenalster zu laufen.

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