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Blairs Kriegsaura verblasst

Nach der schwierigen Nahostreise des britischen Premiers muckt die Linke auf

BERLIN taz ■ Für den britischen Premierminister Tony Blair mehren sich die Pannen im Krieg. Auf seiner Nahostreise musste er sich am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem syrischen Präsidenten Baschir al-Assad von seinem Gastgeber deutliche Kritik anhören. „Wir können nicht akzeptieren, was wir jeden Tag im Fernsehen sehen: Die Tötung unschuldiger Zivilisten, von denen jeden Tag hunderte sterben“, sagte Assad.

Blair konnte nur antworten, der Westen versuche, zivile Opfer möglichst gering zu halten, während die Terroranschläge vom 11. September zum Ziel hatten, möglichst viele Zivilisten zu töten. Gestern fuhr Blair nach Israel. Dort sagte er: „Die Palästinenser sollten einen Staat neben Israel haben [...] Israel wird nicht verschwinden, und die Palästinenser werden nicht weggehen.“

„Es ist sinnlos für einen britischen Premierminister, sich mit solchen Gesprächen zu beschäftigen, wenn Großbritannien im Nahen Osten keine Macht und wenig Einfluss hat“, kommentierte die Londoner Abendzeitung Evening Standard. „Ab jetzt wird er seine Zeit sicherlich besser verwenden, wenn er zu Hause bleibt und viel Zeit mit Nachdenken verbringt.“

Während die Unterstützung der britischen Öffentlichkeit für den Krieg langsam aber stetig zurückgeht, scheint auch die Ruhe an der britischen Heimatfront zu Ende zu gehen. Linke Labour-Abgeordnete planten gestern, noch in der Nacht zum ersten Mal eine Parlamentsabstimmung über die britische Beteiligung am Krieg zu erzwingen. Angeführt werden sie vom Alterspräsidenten des Unterhauses, Tam Dalyell, der bereits den Falklandkrieg kritisierte. Ein anderer Labour-Rebell ist Paul Marsden, der vor zehn Tagen Schlagzeilen machte, als er eine vertrauliche Abkanzelung der Fraktionsführung wegen seiner entsprechenden parlamentarischen Anfrage an die Presse gab. Es wurde damit gerechnet, dass 20 bis 30 der 659 Abgeordneten gegen den Krieg stimmen könnten. D.J.

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