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Zechbau schlägt nicht zurück

■ Das Dementi der Firma Zechbau gegen die staatsanwaltschaftlichen Verdachts-Vorwürfe ist sehr moderat im Ton ausgefallen. Es lässt mehr Fragen offen als es beantwortet

Die Baufirma Zechbau, die am Dienstag in einer spektakulären Weise von der Staatsanwaltschaft durchsucht worden war, hat in einem ausführlichen Pressetext die erhobenen Vorwürfe der Vorteilsnahme zurückgewiesen. Das Dementi wirft aber mehr Fragen auf als es klärt.

So hat die Zechbau-Gruppe den Vorwurf, sie habe dem für Vergaben zuständigen früheren Abteilungsleiter im Bauressort, Prof. Gottfried Zantke, „einen Vorteil versprochen, gewährt oder angeboten“ (so auch die Formulierung des § 331 Strafgesetzbuch), bestritten. Zu der Renovierung des Altbaus von Zantke, die Zechbau nach Ansicht der Staatsanwaltschaft gegen Festpreis um mehr als 300.000 Mark zu „billig“ übernahm, aber schweigt die Zechbau-Gruppe. Man komme nicht an die beschlagnahmten Akten. Doch der damals für diese Altbau-Sanierung zuständige Geschäftsführer, Andreas Hundsdörfer, hat zwar die Firma Zechbau im Zwist verlassen, aber diverse Mitarbeiter und Bauleiter, die auch ohne Akten etwas zu dem Vorwurf sagen könnten, sind noch bei Zechbau beschäftigt. Zudem hatte ein Installateur schon im Februar gegenüber Zechbau angedroht, öffentlich zu machen, dass er auf Anweisung die Arbeiten am Zantke-Bau zu einem Drittel über den Ostkurvenbau im Weser-Stadion „abrechnen“ sollte. Vor der Beschlagnahme der Akten hätte Zechbau also Monate Zeit gehabt, die Vorwürfe sogar mit Hilfe der Firmenakten aufzuklären. Ein Zechbau-Mitarbeiter soll dem Handwerker damals für den Fall, dass der die Sache öffentlich mache, so deftig gedroht haben, dass die Staatsanwaltschaft auch in dieser Sache ermittelt.

In einem ersten Entwurf der Pressemitteilung soll Zechbau noch darauf verwiesen haben, dass der verantwortliche Geschäftsführer für die Zantke-Renovierung Hundsdörfer war. In dem zuletzt veröffentlichten Text fehlt dieser Hinweis aber. Andreas Hundsdörfer war diese Woche mit Bürgermeister Henning Scherf in Frankfurt beim Deutschen Fußball-Bund – mit seiner neuen Firma ist er „Projektleiter“ auch für den weiteren Ausbau des Weser-Stadions.

Das Dementi der Firma wirft auch in anderen Punkten mehr Fragen auf als es beantwortet. Die Staatsanwaltschaft sieht einen Zusammenhang zwischen dem günstigen Festpreis und der Tatsache, dass Zechbau den Zuschlag für den Umbau des alten Polizeihauses Am Wall bekommen hat, obwohl ein anderer Bieter zwei Millionen Mark mehr geben wollte. Das Dementi: Die Finanzdeputation habe sich für Zechbau entschieden, weil dessen Konzept mehr „zur Belebung der Bremer Innensstadt“ beizutragen versprach. Der Grundstücksvertrag sei im Mai 2001 unterzeichnet worden, „nachdem die Verhandlungen mit der Stadtbibliothek abgeschlossen waren“.

Das ist ein brisanter Punkt. Die Weser-Wohnbau, die gegen Zech mehr Geld geboten hatte, wusste nichts von der Idee, die Stadtbibliothek im Polizeihaus unterzubringen – und hätte sicher ein interessanteres Konzept machen können, weil die Bibliothek Laufkundschaft bringt und ein dauerhafter Mieter ist. Bremen hat sich dazu sogar eine rechtliche Expertise des Büros „Müffelmann&Theye“ bestellt, denn von dem Mieter „Stadtbibliothek“ war bei der Ausschreibung 1996 keine Rede. „Schadenersatzansprüche“ fürchteten die Anwälte, wenn das Polizeihaus nicht an Zech verkauft werden würde, bevor offizielle Dinge zur Stadtbibliothek gesagt werden. Und dass das Polizeihaus „ohne Stadtbibliothek“ ausgeschrieben wird, dann aber Zech den Zuschlag mit Stadtbibliothek bekam, ohne mehr zahlen zu müssen, war in Bremer Architektenkreisen schon immer als Hinweis auf bremischen Filz gewertet worden.

Klaus Wolschner

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