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Panzer vor Arafats Haustür

Anschlag in Israel fordert sechs Tote. Israel bombadiert Ziele im Westjordanland, Truppen rücken erneut in Ramallah ein. Palästinensischer Minister fordert sofortige internationale Intervention

JERUSALEM taz/dpa ■ Mit dem Einsatz von F-16-Kampfflugzeugen und der Bombardierung eines Sicherheitshauptquartiers im Westjordanland reagierte die israelische Regierung auf ein Attentat in der Nacht zum Freitag. Dabei kam mindestens ein Polizist ums Leben, 40 Menschen wurden verletzt. Am Vorabend hatte sich ein mit einem Maschinengewehr und Sprengstoff bewaffneter Palästinenser Zugang zu einem Festsaal in der nordisraelischen Stadt Hadera verschafft, wo rund 200 Menschen eine Bar-Mizwa feierten. Der Attentäter feuerte auf die Tanzenden und tötete sechs Menschen, 30 weitere wurden verletzt, vier davon schwer.

Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser rief gestern das Sicherheitskabinett zusammen. „Wir behalten uns jedes Recht zu militärischen Rückschlägen vor“, meinte Ben-Elieser und erklärte Palästinenserpräsident Jassir Arafat für unmittelbar verantwortlich. In Regierungsreihen war von einer „Lektion, die die palästinensische Autonomiebehörde nie vergessen wird“, die Rede.

Ben-Elieser gab der Armee Befehl, erneut in die autonome Stadt Ramallah einzudringen. Mit Unterstützung von Fallschirmspringereinheiten rückten Panzer in mehrere Stadtteile ein und blockierten den Eingang zu Arafats Hauptquartier. Die Panzer bezogen nur wenige Meter vor dem Gelände Position, in dem Arafat und einige seiner Minister über die Lage berieten. Am Mittag demonstrierten hunderte von Palästinensern gegen die neue Besetzung ihrer Stadt. Der palästinensische Minister Saeb Erikat forderte eine sofortige internationale Intervention.

Mit der neuen Eskalation entfernt sich die Region erneut von der Hoffnung auf eine Umsetzung der amerikanischen Initiativen zur Beruhigung der Lage und zu einer Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen. Washington verurteilte den Anschlag. Der Beauftragte für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU, Javier Solana, nannte das Attentat einen Terroranschlag. „Einseitige Rache-Aktionen oder Repressalien lösen die Probleme nicht.“

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