: Mahnmal wieder nach Plan
Der Bau des Holocaust-Mahnmals beginnt Ende April. Architekt Eisenman verspricht Fertigstellung im Jahr 2004 und Kostenplan von rund 25 Millionen Euro. Schiefer- statt Betonstelen sind vom Tisch
von ROLF LAUTENSCHLÄGER
„Back to normal“ nennt Sybille Quack die Entscheidungen des Kuratoriums zur Errichtung des geplanten Holocaust-Mahnmals. Das Gremium, so die Geschäftsführerin der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, habe auf seiner Sitzung am Donnerstag weitreichende Beschlüsse getroffen, die den Baubeginn des Mahnmals „endlich“ sicherstellten. Die Aufregung um die zwischenzeitlich diskutiert Variante, die 2.700 Betonstelen durch Schiefertafeln zu ersetzen, habe der New Yorker Architekt Peter Eisenman aufgegeben. Ebenso könne nach der ersten Kuratoriumssitzung in diesem Jahr die zurückgehaltene Ausschreibung für die Baufirmen des Mahnmals und für jene zum Bau des unterirdischen Ortes der Information vorangetrieben werden.
Nach Auskunft von Quack soll mit dem Bau des Holocaust-Mahnmals Ende April 2002 begonnen werden. Die Ausschreibungen für die Gründungs- und Betonarbeiten will die Stiftung noch im Februar und März ausloben. Als erster Bauabschnitt, so die Geschäftsführerin der Bundesstiftung, werde der Ort der Information – vier didaktisch ausgestaltete Räumen unter dem Mahnmal – realisiert. Zugleich habe der Architekt dem Kuratorium versichert, den vorgesehehen Eröffnungstermin einhalten zu können.
Laut Peter Eisenman „wird das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas 2004 fertig gestellt sein“. Auch der Kostenplan werde nicht zusätzlich belastet, so dass das Denkmal für 25 Millionen Euro gebaut werden könne. Den umstrittenen Vorschlag, das Stelenfeld aus dunklem Schiefer zu gestalten, wollte Eisenman auf der Kuratoriumssitzung nicht mehr verfolgen.
Die Stiftung, sagte Quack zur taz, sei „froh“, dass mit dem Architekten Einigkeit über das Material, die Terminplanung und die Kosten erzielt werden konnte. Die Stelen würden wie vorgesehen aus Beton hergestellt. Der Haushaltsausschuss, sagte Quack, habe zudem die Mittel für das Mahnmal „entsperrt“. Danach entfielen direkt auf den Bau des Denkmals und den Ort der Information exakt 25 Millionen Euro (49,5 Millionen Mark) und zirka 2,3 Millionen Euro (4,5 Millionen Mark) auf die Ausstattung der Informationsräume.
Die Arbeit für die Stiftung, sagte Quack, konzentriere sich nun auch auf die Ausgestaltung des Ortes der Information. Nach dem Symposion im vergangenen Jahr beginne die Kuratorin Dagmar von Wilcken mit der Entwicklung eines Konzepts. Im Gegensatz zum künstlerischen Entwurf für das Mahnmal müsse der unterirdische Ort sich davon absetzen und „möglichst informativ und sachlich“ konzipiert sein, so Quack.
Dieser Bereich wird vier Räume mit je 150 Quadratmeter Fläche umfassen. Die Besucher werden nach dem „Raum der Stille“ den „Raum der Schicksale“ und den „Raum der Namen“ durchschreiten und in den „Raum der Orte“ kommen. Dort werden alle Plätze in Deutschland und Europa genannt, an denen während der NS-Zeit systematisch Juden umgebracht wurden.
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