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Hoffnung für morgen

von BERNHARD PÖTTER

Schutz für den Bergwald statt Kahlschlag, Minikredite für Bäuerinnen statt Milliardenprojekte: „Nachhaltige Entwicklung“ wird konkret, wenn man den Blick nach hinten wendet oder weit voraus schaut. Denn Kern der auf dieser Seite versammelten Beispiele ist einerseits die Rückbesinnung auf traditionelle Lebens- und Arbeitsweisen, die oft über Jahrhunderte das Leben der Menschen dominiert haben. Oder aber die Menschen richten den Blick völlig neu auf ein altes Problem – und merken etwa, dass man Klebstoffe auch ohne Gift herstellen kann.

Am Beginn nachhaltiger Projekte steht deshalb oft eine Innovation: Eine neue technische Erfindung, die Energie oder Ressourcen spart. Auf diesem Gebiet nimmt die deutsche Industrie eine Vorreiterrolle ein, weil sie seit 30 Jahren gezwungen wird, ihre Technik zu verbessern – zum Beispiel hocheffiziente Kraftwerke mit möglichst geringem Schadstoffausstoß zu entwickeln. Mindestens ebenso wichtig sind aber soziale Innovationen, die ein Problem neu überdenken, um zu besseren Lösungen zu kommen: So entstand etwa die Idee des Carsharing als Antwort auf die Zunahme der Autos in den Städten. Immer stärker rückt auch die Rückbesinnung auf alte Traditionen in den Blickpunkt nachhaltiger Entwicklung: Dass Lebensmittel regional erzeugt, vermarktet und verbraucht werden, gilt nicht mehr als rückständig, sondern als zukunftsweisend. Technische Innovationen erhöhen die Ausbeute beim Ressourcenverbrauch und steigern die Effizienz. Soziale Innovationen müssen noch viel mehr leisten und Antworten auf die Frage der Subsistenz beinhalten: Wie sehr müssen vor allem die Menschen auf der nördlichen Halbkugel ihren Lebensstil ändern, um weltweit das Überleben zu sichern?

Nachhaltigkeit fällt nicht vom Himmel. Immer gibt es Menschen, die sich für ein solches Projekt besonders engagieren, die oft lange gegen Widerstände kämpfen müssen, um ihr Vorhaben zu realisieren. Die Projekte leben oft von Einzelkämpfern oder von externer Unterstützung, und sie sind gefährdet, wenn dieser Schwung nachlässt. Sie stellen sich in der Mehrheit gegen den Alltagstrott, gegen den Trend des Weiter-so. Denn nachhaltige Projekte sind die Ausnahme von der Regel. Sie sind der Beweis, dass es Alternativen gibt. Aber sie geben keine Garantie dafür, dass diese Alternativen verwirklicht werden.

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