Antisemitismusvorwürfe gegen DW: Problematische Posts
Die „Süddeutsche Zeitung“ wirft Mitarbeitern der Deutschen Welle Antisemitismus vor. Nun leitet die DW eine externe Untersuchung ein.
Mitarbeiter:innen der arabischen Redaktion der Deutschen Welle (DW) haben sich antisemitisch geäußert. Das geht aus einer Recherche hervor, die die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Mittwoch veröffentlicht hat. In einer Stellungnahme vom Dienstagabend hat die DW angekündigt, die Vorwürfe im Zusammenhang mit Äußerungen aus anderen Publikationen und sozialen Medien unabhängig und extern prüfen zu lassen.
In dem Artikel der SZ heißt es etwa über ein Mitglied der arabischen Redaktion, dieses habe in einem Facebook-Post damit geprahlt, ein Gespräch mit einer Frau abgebrochen zu haben, als er von ihrem jüdischen Glauben erfahren habe. Derselbe Redakteur habe den Massenmord an den Juden als „künstliches Produkt“ bezeichnet. Ein Korrespondent aus Beirut habe auf Twitter geschrieben: „Jeder, der mit den Israelis zu tun hat, ist ein Kollaborateur, und jeder Rekrut in den Reihen ihrer Armee ist ein Verräter und muss hingerichtet werden.“ Eine heute Festangestellte habe noch wenige Monate vor Praktikumsbeginn bei DW in einer Netzzeitung über den „Islamischen Staat“ geschrieben, dass sie „in seinen Reihen sein“ würde, wenn dieser „die Israelis aus dem Heiligen Land rausschmeißt“.
Der SZ-Artikel problematisiert auch ehemalige Engagements von Mitarbeiter:innen. Eine Person in verantwortungsvoller Position habe etwa für die Hisbollah-nahe Zeitung al-Akhbar geschrieben. Die Hisbollah ist eine islamistische Terrororganisation, im Mai erst wurden in Deutschland drei Hisbollah-nahe Vereine verboten.
Die DW verweist in ihrer Stellungnahme auf das „DW-Gesetz“ und den „Code of Conduct der DW“ als Maßstab für die nun bevorstehende Prüfung. „Der Kodex der Chefredaktion zeigt eindeutig, welche journalistischen Prinzipien sie im Hinblick auf den Umgang mit Antisemitismus beachten müssen.“ Man werde nach der Prüfung „umgehend Konsequenzen ziehen, wenn sich Verstöße gegen diese Regeln bewahrheiten“. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Berichte über Probleme in der arabischen Redaktion der DW.
Zuletzt hatte der Fall Nemi El-Hassan das Thema Antisemitismus in deutschen Medien in den Fokus gerückt. Nachdem bekannt geworden war, dass die Moderatorin bei einer antisemitischen Demonstration teilgenommen und problematische Likes gelöscht hat, hatte sich der WDR von ihr getrennt.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alleingang des Finanzministers
Lindner will Bürgergeld kürzen
Putins Brics-Gipfel in Kasan
Club der falschen Freunde
Deutsche Asylpolitik
Die Hölle der anderen
Kritik an Initiative Finanzielle Bildung
Ministeriumsattacke auf Attac
Linke in Berlin
Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit
Investitionsbonus für Unternehmen
Das habecksche Gießkannenprinzip