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Antisemitismus bei der documenta 15Diskutiert wird später

Die documenta sagt die geplante Gesprächsreihe zu Antisemitismus­vorwürfen ab. Diskutiert werden sollte auch über Grenzen der Kunstfreiheit.

„Antisemitismus darf keinen Platz haben in unserer Gesellschaft, nirgendwo, auch nicht auf der documenta“, sagt Claudia Roth Foto: Bernd Elmenthaler/imago

Eigentlich wollte die documenta mit ihrer geplanten Gesprächsreihe Antisemitismusvorwürfe gegen das Kuratorenkollektiv Ruangrupa aus der Welt räumen. Nun gab die Kunstausstellung in Kassel jedoch bekannt, dass die Reihe nicht stattfinden werde. Ab dem 8. Mai sollte in drei Veranstaltungen über „das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie“ debattiert werden.

Die documenta werde zunächst die Ausstellung beginnen und für sich sprechen lassen, um die Diskussion dann auf dieser Basis sachgerecht fortzusetzen, heißt es nun. „Zum jetzigen Zeitpunkt scheint das Ziel, das die documenta mit der Gesprächsreihe erreichen wollte, nämlich im Vorfeld der documenta fifteen einen multiperspektivischen Dialog jenseits institutioneller Rahmen zu eröffnen, nur schwer umsetzbar.“

Überhaupt geplant hatte die documenta die Reihe, nachdem Anfang des Jahres ein Bündnis dem Kuratorenkollektiv Ruangrupa vorgeworfen hatte, bei der fünfzehnten Ausgabe der Ausstellung seien auch Organisationen eingebunden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien.

Vergangene Woche hatte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, in einem Beschwerdebrief an Kulturstaatsministerin Claudia Roth den Umgang der documenta mit dem Thema Antisemitismus kritisiert. Er beklagte darin unter anderem die Besetzung der Foren und monierte, der Dachverband der jüdischen Gemeinschaft sei nicht eingebunden.

Kunstfreiheit schützen

Roth sagte in einer Mitteilung, die Absage der Gesprächsreihe mache deutlich, dass eine neue Vertrauensbasis nötig sei. „Antisemitismus darf keinen Platz haben in unserer Gesellschaft, nirgendwo, auch nicht auf der documenta“, so die Grünen-Politikerin. Aufgabe aller staatlichen Stellen sei es aber auch, die Kunstfreiheit und damit einen Freiraum von Künstlerinnen und Künstlern und ihrer Arbeit zu schützen, „die zu unterschiedlichen Interpretationen führen kann und nicht allen gleichermaßen gefallen muss“. (mit dpa)

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Leider wurde mein Kommentar unterdrückt.

    Sorry, wenn ich mich nicht in die Reihe von Khomeini, Chameini, Erdogan, Ditib & Co. einreihe und den Begriff "Islamophobie" ganz toll finde.

    Mein zensierter Kommentar:

    "Ja ja, die Kunstfreiheit.

    Muss für alles herhalten, manchmal eben auch Antisemitismus.

    Doch allein schon "Antisemitismus" in den selben Kontext zu stellen wie "Islamophobie" macht müde. Das ist so anachronistisch - und das bei einer Kunstausstellung, die sich bemüht wenigstens ein bisschen avantgardistisch daher zu kommen. - Nun, wer das sucht, ist wohl bei so einigen Veranstaltungen an anderen Stellen zur gleichen Zeit im deutschsprachigen Raum besser aufgehoben.

    Kaum jemand in Deutschland verwendet noch das Wort "Islamophobie", weil mittlerweile fast jeder kapiert hat woher der Begriff stammt, wer ihn am liebsten verwendet und wem er am meisten nutzt.

    Nun, wir müssen das nicht alles wiederholen, die taz brachte einige gute Artikel dazu, siehe kürzlich den von Herrn Grigat (weiter oben verlinkt), aber z. B. auch von der brillanten und mutigen Caroline Fourest:



    taz.de/Islamismus-...ie-Linke/!5723540/



    taz.de/Populismus-...lamismus/!5754686/

    Und wenn wir schon bei den Franzosen sind, ein kleines Zitat von Pascal Bruckner:

    "Der Begriff der Islamophobie hat mehrere Funktionen: Er leugnet die Realität einer islamistischen Offensive in Europa, um sie besser zu rechtfertigen. Er attackiert den Laizismus, indem er ihn mit einem Fundamentalismus gleichsetzt. Vor allem aber will er all jene Muslime zum Schweigen bringen, die den Koran in Frage stellen und die Gleichheit der Geschlechter fordern, die das Recht einklagen, einer Religion abzuschwören, und die ihren Glauben friedlich und nicht unter dem Diktat von Bärtigen und Doktrinären leben wollen."

  • Das ist nicht wahr!



    Claudia Roth grüßte den iranischen Botschafter während der Joint Comprehensive Agreement-Verhandlungen mit vertrauter Geste - ein Regime, das stets die Vernichtung Israels propagiert.

    • @nzuli sana:

      Sie haben Recht. Ich traue Roth auch nicht über den Weg.

      Beim Thema Iran muss man zudem sofort an die Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh denken, die vorletztes Jahr den Alternativen Nobelpreis bekam. Sotoudeh wurde zu 38 Jahre Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt. Grund: Sie hat Frauen, die gegen den Kopftuchzwang rebellieren, verteidigt. Zig Tausende von Frauen sitzen dort im Gefängnis, wegen "Vergehen gegen die Schleierpflichten".



      www.emma.de/artike...nrechtlerin-336627



      www.amnesty.de/mit...er-nasrin-sotoudeh

  • „Auf der Basis wilder Spekulationen und unzureichend recherchierter Thesen werden die Macher einer Weltausstellung zeitgenössischer Kunst, die den Ruf Kassels in die Welt trägt, denunziert,“ reagierte seinerzeit die Kreisvereinigung Kassel der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) in hna.de.

    Die Vorwürfe seien unverantwortlich. Es zeige sich einmal mehr, wie schwer sich die Kasseler „Kunstwelt“ mit der Verschiebung der eurozentrierten Perspektive der documenta tut. Sei schon die Ausweitung der d14 nach Athen mit teils unterirdischer Kritik missbilligt worden, versuche man diesmal die Kuratoren mit der „Antisemitismus-Keule“ gefügig zu machen.

    Dem ist weiterhin nichts hinzuzufügen.

    • @Phineas:

      Was würden wir nur tun ohne die "Antisemitismus-Keule".

      Ist ihnen schon einmal aufgefallen, dass nie von der Rassismus-Keule, nie von der Sexismus-Keule und nie von der Homophobie-Keule die Rede ist?

      Was sagt ihnen das? Wahrscheinlich gar nichts.

      Jeder bekommt eben die (Sonder-) Behandlung, die er verdient.

      • @Jim Hawkins:

        Wo ist nie von der Rassismus-Keule die Rede? Welzer haben sie in einem Kommentar sogar die Auschwitz-Keule unterstellt. Und ihre Antisemitismus-Keule ist von allen Kommentatoren mit Abstand die größte.

  • Da kann man nichts machen, Kulturproduktion lässt sich hierzulande kaum ohne Antisemitismus realisieren.