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Antikapitalistin zu Tsipras‘ Referendum„Ja bedeutet Sendepause für uns alle“

Wenn die Griechen am Sonntag abstimmen, haben auch in Deutschland Aktivisten Angst um ihre Zukunft. Margarita Tsomou erklärt, wieso.

Die Idee ist ja gut, aber was, wenn das auch nichts mehr nützt? Foto: dpa
Martin Kaul
Interview von Martin Kaul

taz: Frau Tsomou, die griechische Regierung will das Volk abstimmen lassen. Lacht da Ihr Revoluzzerherz?

Margarita Tsomou: Natürlich lässt sich die Geste feiern, die Bevölkerung als politische Akteure in die Verhandlungen einzubeziehen. Das ist demokratisch. Aber wir müssen uns ja nichts vormachen: Ein erfolgreiches „Ja“ im Referendum bedeutet Sendepause für alleKapitalismuskritiker.

Wieso das?

Ein „Ja“ wäre die demokratische Legitimitation und der Freischein für die Sparpolitik der Europäischen Union. Damit wäre in Europa die letzte Bastion für progressive Politik gefallen. Tsipras würde abtreten.

Ja und?

Wegen ihrer Nähe zu sozialen Bewegungen war Syriza für viele linke Protestbewegungen in Europa eine große Hoffnung, aber auch eine Projektionsfläche. Ihr Erfolg oder Misserfolg strahlt in die sozialen Bewegungen Europas aus.

Wie nehmen Sie denn die Rolle Syrizas unter deutschen Kapitalismuskritikern wahr?

Hier wird vieles idealisiert. Die deutschen Linken sind etwa viel stärker auf Parteilinie mit Syriza als die Griechen selbst. Um sich zu solidarisieren, folgt die deutsche Linke der griechischen Linken. Wenn die Griechen nein sagen, sagen auch die Deutschen nein.

Bild: privat
Im Interview: Margarita Tsomou

Jahrgang 1977, ist Künstlerin, Aktivistin und Journalistin. Die Herausgeberin des „Missy Magazins“ besitzt einen deutschen und einen griechischen Pass. Sie verfügt über gute Kontakte zur griechischen Regierungspartei Syriza und den dortigen sozialen Bewegunge und unterstützte in Deutschland die griechische Solidaritätsbewegung, unter anderem im Rahmen der Blockupy-Proteste in Frankfurt.

Sollten sie denn lieber „Ja“ zu den Auflagen der Gläubiger sagen?

Natürlich nicht. So gut wie alle progressiven Griechen mobilisieren für das große „Nein“. Auch unter jungen, undogmatischenKünstlern oder Musikern, die Syriza kritisch gegenüberstehen, gibtes diese Tendenz. Für sie bedeutet ein „Ja“ beim Referendum, dasssie für die kommenden zehn Jahre einer postdemokratischenRegierungsform zustimmen, bei der über die Politik nicht mehr beigriechischen Wahlen abgestimmt wird. Es gibt in Griechenland eineTendenz dazu, diesen Bruch als Erlösung zu sehen. Das Problem istnur: Die Leute erfahren nicht, was dieser Bruch ganz konkret bedeutet.

Wie meinen Sie das?

In Griechenland haben alle, die Angst vor dem „Ja“ haben, auch Angst vor dem „Nein“. Ministerpräsident Alexis Tsipras hat in seinerAnsprache an die Bevölkerung mit keinem Satz gesagt, was dieses Nein der Bevölkerung zu den europäischen Vorschlägen genau bedeuten würde. Seine Botschaft lautet: Sendet mit Eurem „Nein“ ein Signal für ein Europa der Demokratie. Das mag politisch wünschenswert sein. Er sollte aber auch sagen: Wir werden dann eventuell zunächst mal alle nur von solidarischen Ökonomien leben, mit allen positiven und negativen Konsequenzen. Die WählerInnen müssten darauf vorbereitet werden und überlegen, ob und vor allem wie sie diese Verantwortung zur Selbstorganisierung auf sich nehmen wollen.

Was soll das sein: Solidarökonomie?

Seit Jahren wächst in Griechenland ein Netz von nicht-monetären Ökonomien: soziale Kliniken, Umsonsapotheken, alternative Währungen und Tauschmärkte. Meine Eltern etwa haben gemeinsam mit Nachbarn eine Recyclingfirma gegründet, weil der Staatdafür nicht genug Geld hat. Da brauchte es keinen Bürgermeister und keine Regierung. Die Leute organisieren sich in einer neuen Weise und so entsteht auch ein neues Politikempfinden. Sie sind nicht mehr nur Konsumenten, sondern teilhabende Bürger, die selbst eine neue Form des Staates herstellen. Das ist beeindruckend...

...und hört sich etwas romantisch an. Es ist doch vor allem die pure Not, die die Menschen dazu treibt. Sie stehen vor Geldautomaten und es kommt nichts raus.

Natürlich ist Not ein entscheidender Aspekt. Man muss da nichts romantisieren. Ich will nur sagen: Es gibt inmitten dieser Krise etwas Neues: die Erfahrung der Selbstaktivität und gegenseitigen Hilfe. Viele der Menschen haben gerade in den letzten Jahren erst gelernt, was es bedeutet, solidarisch zu sein, nachdem ihnen zuvor jahrelang keine Regierung helfen konnte. Das erklärt auch, weshalb ein „Nein“ beim Referendum für viele naheliegend ist. Aus Deutschland heraus gibt es eine Tendenz zur Beurteilung der Krise aufgrund des eigenen Status Quo. Ich glaube aber, man muss diese griechische Kollektiverfahrung begreifen, um zu verstehen, was da am Sonntag passiert.

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30 Kommentare

 / 
  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Ein kleiner Rückschritt für die Linke wäre ein "Ja". Und fast unerheblich.

     

    Die Systemfrage ist 2008 von den Banken gestellt worden.

    Mit riesigen Massen von Steuergeld wurde dann das gleiche System wieder so aufgebaut, wie vor der systemimmanenten Krise :)

     

    Ob die Linke sich demokratisch zurückgeworfen fühlt oder nicht.

    Die Systemfrage wird demnächst wieder gestellt werden, das hält keine zehn Jahre mehr.

  • mein Vorschlag, SChuldenschnitt, alle Vermögen in Griechenland, egal wer was wo, wird um 50% gekürzt, natürlich auch die Auslandskonten!

  • Das verstehe ich nicht! Wieso würde ein "Ja" im Referendum eine "Sendepause für alle Kapitalismuskritiker" bedeuten?

     

    Ein "Ja" wäre die demokratische Legitimitation und der Freischein für die Sparpolitik der Europäischen Union, das ist wohl wahr. Es wäre aber nicht das Ende der Debatte. Er wäre ein ganz gute Anlass, mal zu fragen, wovor, zum Geier, sich der "mündige" EU-Bürger denn so sehr fürchten muss, dass er lieber einen ganzen Eimer Kröten täglich schluckt als endlich mal zu sagen: "So nicht mit mir, liebe EU!"

     

    Ja leben wir denn noch am Rand der Neuzeit oder gar im Mittelalter? Wird jeder, der das Maul aufmacht, umgehend an die Wand gekettet und ausgepeitscht, bevor man ihn auf einem Stapel Holz verbrennt? Wenn ja, was wäre dann der Vorzug der Demokratie?

     

    Ob man nun einen Kaiser fürchtet, den Papst, einen Diktator oder gleich ein ganzes Rudel, ist völlig wurscht. Und wenn das Leben in der "freien Welt" genau so scheiße ist wie das in einer Diktatur, dann kann man ja auch gleich die Einparteienherrschaft wieder installieren. Man kann ne Mauer um Europa bauen und den Soldaten, die das Ding bewachen, nen Schießbefehl erteilen. Zumindest ist man in der DDR ja nicht entlassen worden. Die Ärzte waren kostenlos und auch die Schulen und die Kindergärten. Die Grundversorgung war gesichert für alle die, die sich nicht laut gerappelt haben, egal wie arm, wie dumm oder wie faul sie waren.

     

    Wenn es das ist, was unsere Bürger heutzutage wollen, dann können sie die neue Linken-Chefin wählen. Die macht das schon. Und sicher sogar völlig freiwillig.

  • Dieses Referendum ist grotesk und zeigt abermals, dass wir es hier mit politischen Hütchenspielern zu tun haben. Artikel 44(2) der griechischen Verfassung erlaubt Volksabstimmungen "außer wenn sie die öffentlichen Finanzen betreffen". Das Referendum ist also offener Verfassungsbruch. Es bricht auch die Regeln des Europarats (in dem Griechenland Mitglied ist), nach denen die Frage des Referendums mindestens zwei Wochen vorher veröffentlicht werden muss. Die griechische Übersetzung der zugehörigen Dokumente ist 34 Seiten lang. Bloomberg und das Wall Street Journal haben darauf hingewiesen, dass sie teilweise falsch ist. Eine wichtige Aussage zur Schuldentragfähigkeit im letzten Absatz wird sinngemäß ins Gegenteil verdreht. Der englische Originaltext, den Athen online publizierte, enthält suggestive Unterstreichungen und Einkreisungen. (Er ist sowieso irrelevant, denn das Programm, auf das er sich bezieht, "isch over".) Es geht um komplizierte Fragen von Steuerrecht, Rentenreform, Energiewirtschaft, Verwaltung, Justizwesen, Korruptionsbekämpfung, Statistikbehörde usw. von Mobilfunkstandards bis zu einer Schuldentragfähigkeitsanalyse in drei verschiedenen Szenarios. Außerdem enthält der Text unredigierte Blindverweise auf Gesetze. Beispiel: "Eliminate the cross- border withholding tax introduced by the installments act (law XXXX/2015) and reverse the recent amendments to the ITC in the public administration act (law XXXX/2015), including the special treatment of agricultural income (law XXXX/2015)." Alles klar? Und das sollen sich jetzt eine Kellnerin auf Kreta und ein Olivenpflücker auf Korfu downloaden, durchlesen, kapieren und bewerten. Oder steht am Sonntag neben jeder Urne ein Expertenteam für Auskünfte bereit? Was für eine Farce! So sieht Demokratie aus, wenn Linksextremisten und Rechtspopulisten das Ruder übernehmen.

  • Wer glaubt ernsthaft, "Kapitalismuskritiker*innen" würden sich jemals von Fakten beeinflussen lassen? Oderr gar "Sendepause" einlegen? Schon 1989 hätten sie allen Grund gehabt, als der "Sozialismus mit menschlichem Antlitz"zum Teufel gejagt wurde.

     

    Nein, diese Leute haben eine Mission und da mag fallen, wer will. Irgendwer wird schon Schuld sien, wenn die Griechen vieleicht doch noch ein Einsehen in die Notwendigkeit haben.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Frank Heinze:

      Sie haben Humor! Wirklich!

       

      Doch in Ihren zahlreichen Elogen auf Atomkraft, Kapitalismus und EU sind mir bis heute überzeugende Argumente für Ihre Positionen verborgen geblieben.

       

      Dabei könnten Sie doch strahlend (wie der Gegenstand Ihrer Obsessionen) Ihrer Kritik vorangehen.

  • "Damit wäre in Europa die letzte Bastion für progressive Politik gefallen"

    Ups....gibt es in Syrizas Parteiprogramm etwas, was annähernd progressiv genannt werden kann?

    Wodurch unterscheidet sich diese Partei durch die Papandreous, Papademosse, Samarasse? Besteuerung der Reichen...Ja, da wäre mal schick und überfällig (wenn auch nutzlos), aber es wird ja hier als ein heilendes Wachstumsprogramm verkauft. Selbst T. und V. wollen davon nix wissen.

     

    Griechenland wurde inkompetent und kleptokratisch regiert, dass jedem aufmerksamen Beobachter und insbesondere den Griechen seit Jahrzehnten klar ist, dass dieses eigentlich reiche Land ohne einen radikalen Umbau unterentwickelter oder gar nicht vorhandener Institutionen (es gibt nicht einmal ein Kataster... dafür umsomehr Waldbrände) und Wirtschaftsstrukturen kaum in der Lage sein wird, auf einen ökonomisch, und ökologisch nachhaltigen Pfad zu gelangen.

    Man hat es dummerweise verpennt, Griechenland seit 2010 mit Reformen zu sanieren. Daran trägt auch Griechenland seine erhebliche Schuld. Diese Sanierung hätte viel Zeit und Entbehrung benötigt und es hätte einen Schuldenschnitt erfordert, der viele Banken endgültig zu Fall gebracht hätte... mit allen Konsequenzen auch für Griechenland. Es wäre für alle das richtige gewesen. Die Konsequenzen dieser Versäumnisse sehen wir jetzt leider: Syriza

    • @Vladimir 52:

      Nehmen Sie bspw. die Abwrackprämie, wenn diese in Deutschland damals mit einer verfassungskonformen Vermögenssteuer gegenfinanziert worden wäre, dann hätte es doch auch tatsächlich Wachstum gegeben ohne zusätzliche Verschuldung! Bei den Vermögenden wird das Geld überwiegend nicht mehr nachfragewirksam, da gar nicht so viel konsumiert werden kann. Bei den unteren und mittleren Einkommensschichten sieht das doch tatsächlich ganz anders aus. Da ist nicht genug vorhanden und jedes zusätzliche Transfereinkommen wird umgehend für den Konsum genutzt und schafft dadurch Wachstum!

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Frederik Nyman:

        Danke, mit einer effizienten Steuer- und Wirtschaftspolitik bzw. Einnahmen- und Ausgabenpolitik lässt sich also sehr wohl Wachstum generieren und fördern ohne weitere Verschuldung.

  • Wer sich selbst eine Sendepause verordnet, dem ist nicht zu helfen.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      So isses, ab da hab ich nicht mehr weiter gelesen.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Schön wäre es, wenn endlich Syriza die 800 Reichsten im Land, die seit 1830 keine Steuern zahlen, angemessen besteuern und mit einer Vermögensabgabe zur Solidarität auffordern würde!

    Quelle: http://www.heute.de/interview-mit-heinz-richter-zur-griechenland-krise-eu-geld-fuer-hemmungslosen-konsum-ausgegeben-38939238.html

    Wichtig wäre es den Klientelismus zu beenden. Eine Umverteilung der Vermögenden zu den unteren und mittleren Einkommensschichten würde sofort nachfragewirksam werden & der Staat muss mit dem vorhanden Geld zusätzlich Investitionsanreize schaffen, um Klein- und Mittelbetriebe zu stärken & freies Unternehmertum eben im klein- & mittelständischen Bereich zu fördern. Dadurch würde ein erster Schritt zum Systemwandel getan. Eine Art New Deal sozusagen. Allerdings wären noch viele andere Schritte notwendig, wie bspw. eine effiziente Steuerverwaltung, die auch die Einnahmenseite verbessert, Steuerschulden konsequent eintreibt!

    1.Problem: IWF, EU-Finanzminister usw. beachten nur einseitig die Ausgabenseite – so wird das nichts! Diese finanzmarktkonforme Politik, nur nicht die Vermögenden angemessen zu besteuern und zu beteiligen, hatte bereits 2008 die Lasten der Krise unnötig den unteren und mittleren Einkommensschichten zugewiesen.

    2.Problem: Griechenlands linke Regierung besteuert die Vermögenden nicht, macht keine Vermögensabgabe, kein Steuerabkommen mit der Schweiz, welches wenigstens 20 Milliarden Steuerschulden der Vermögenden eingebracht hätten (Zum Vergleich: Berlin hat ca. 60 Milliarden Schulden und eine marode Bildungsinfrastruktur). Die Einnahmenseite wird also nicht verbessert! Ich sehe es nicht ein, warum mit den Steuern der mittleren und unteren Einkommensschichten aus Deutschland die Vermögen der 800 Reichsten in Griechenland weiterhin geschont werden sollen.

    Quelle: http://www.bpb.de/apuz/142833/politische-kultur-in-griechenland?p=all

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Die griechische Regierung kann so effizient beim Steuerneintreiben sein, wie nur irgend möglich. Fakt ist und bleibt, dass eine Volkswirtschaft nur WACHSEN kann, wenn irgendwer MEHR ausgibt, als er einnimmt:

       

      - Unternehmen, die das allerdings nur tun werden, wenn sie Chancen auf verbesserte Absätze in der Zukunft sehen

      - private Haushalte im Inlang, das US/UK/Australien-Modell vor 2008 (und ein Stück weit immer noch)

      - das Ausland, wie es Deutschland konsequent fährt (um gleichzeitig dem Ausland zu erzählen, es solle sich nicht verschulden)

      - der Staat, grad der New Deal ging mit hohen öffentlichen Defiziten einher

       

      Optionen 1-3 sind für die griechische Regierung unmöglich. Bleibt also nur Option 4, die in der Eurozone durch Troika, Maastrichtkriterien und Austeritätspakt abgewürgt werden.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @BigRed:

        Eine effiziente Steuerverwaltung bleibt trotzdem relevant, um die staatlichen Aufgaben nicht ständig auf Pump zu finanzieren! Dass diese Optimierung Kosten verursacht, habe ich nicht bezweifelt. Daher wäre ja das Steuerabkommen mit der Schweiz so relevant gewesen. Hier hätte dann ein Teil der 20 Milliarden zur Optimierung verwendet werden können!

        Außerdem würde eine Umverteilung sofort Nachfrage schaffen bzw. Konsum und somit Wachstum schaffen, da auch Steuerschulden (bspw. aus der Schweiz und anderen Steueroasen) bzw. Geld ins Land zurückfließen würde(n). Umverteilt zu den kleinen und mittleren Einkommen und Betrieben würde dies sofort ausgegeben werden und nachfragewirksam werden. Und dies würde – oh Wunder – Wachstum bedeuten! Also bitte die Milliarden aus der Schweiz und anderen Ländern konsequent zurückholen. Die Steuerschulden der Vermögenden/Steuerhinterzieher konsequent eintreiben bleibt erste Pflicht auch hinsichtlich Glaubwürdigkeit dieser angeblich linken Regierung und ebenso eine Vermögensabgabe zu erheben, bspw. auch auf Immobilienbesitz von Griechen in Berlin, welches auch noch zum Großteil mit unversteuertem Einkommen erworben wurde!

        Ihr Hinweis ist korrekt: „… grad der New Deal ging mit hohen öffentlichen Defiziten einher“ Aber leider haben Sie vergessen zu erwähnen, dass auch eine extrem hohe Besteuerung der Vermögenden dazu gehörte!

  • Wir hätten es wissen können, 2. Mose 32, 7 ff

    Das goldene Kalb. Dein Volk hat schändlich gehandelt. Politiker sind die Vertreter der Polis (Volk).

    2. Mose 32,22 Du weißt, dass dies Volk böse ist. Mit dem Ergebnis Stuttgart Palmyra 21 https://www.dropbox.com/s/k3c0wfgdp8zrbaz/Screenshot%202015-07-02%2010.03.35.png?dl=0

     

    NZZ Wer hat Angst vor Griechenland? http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/wer-hat-angst-vor-griechenland-1.18572868?extcid=Newsletter_02072015_Top-News_am_Morgen

     

    Auch hier geht es lediglich um das Geld, unser goldenes Kalb. Über Menschen wir hier nicht gesprochen:

    Finanzielle Götterdämmerung

    Erstens büssten am Montag, als die Wahrscheinlichkeit einer finanziellen Götterdämmerung und eines Austritts von Griechenland aus der Währungsunion (Grexit) zur Überraschung vieler so hoch war wie nie zuvor, die grossen Aktienindizes nur rund 2 bis 5 Prozent ein. Der Euro erlebte einen volatilen Handelstag, schloss am Ende aber zum Dollar fester. Dazu passt, dass gemäss Umfragen fast zwei Drittel der Marktteilnehmer den Euro durch einen Grexit gestärkt sehen, wogegen ein fauler Kompromiss aus ihrer Warte den Euro schwächen würde.

    Frage: Ist Griechenland ein Risiko für Anleger?

    Ich sehe Griechenland als eine Chance für uns Menschen! Seit der Antike haben wir viel von ihnen gelernt und jetzt erst recht!

    • @Peter Meisel:

      Also, ich als Anleger (und damit wohl Anhänger seiner SATANISCHEN MAJESTÄT) finde diese Aussagen ganz originell. Oder mit Brecht: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Ein paar akademische Dilettanten haben halt die Linke unmöglich gemacht und alles vergeigt. Egal. Es gilt die Devise: Jeder für sich und Gott gegen Alle. Das sind Einstiegskurse für den Markt, Varofakis sei Dank. Ich muss ihm wohl oder übel wohl eine Provision überweisen.

      • @Helga Jodel:

        Es geht aber um mehr als Geld. Das drucken sich die Banken selbst ohne Wert. (s. J.M. Keynes)

        Verzichten die Griechen auf ihre Demokratie um in Europa zu bleiben? https://www.youtube.com/watch?v=ABrkZPnsh8g&list=TLVB0ZZg-wN1s

        Ich sehe Griechenland als eine Chance für uns Menschen! Seit der Antike haben wir von ihnen gelernt und jetzt erst recht.

        Jetzt Nein sagen - Heute in der Druckausgabe DIE ZEIT schreibt Joseph E. Stiglitz unter dem Titel "Ein Riesenfehler" wenn wir Griechenland drängen auszutreten und über die deutsche Schuld am Niedergang Griechenlands. Sehr empfehlenswert!

         

        Kairos (griechisch Καιρός) ist ein religiös-philosophischer Begriff für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung, dessen ungenütztes Verstreichen nachteilig sein kann. Ich würde sagen: Der Klügere gibt nicht nach!

  • Teilhabende Bürger, sagt Frau Tsomou. Genau!

     

    An allem Gemeinsamen teilhabende Menschen. So ist es in einer wahren Demokratie.

     

    Auch für Deutschland, EU-Länder eine – in der Tat – neue Form des Staates.

  • Und auch wenn man es noch so oft wiederholt - ich verstehe diese Logik noch immer nicht so recht! Warum bedeutet eine Niederlage von Syriza Sendepause für alle Kapitalismuskritiker in Europa? Ich meine, die griechische Erfahrung lehrt uns ja so einiges - vor allem, was die antidemokratische und menschenfeindliche Praxis der EU-Bürokratie betrifft. Aber diese Logik erschließt sich mir trotzdem nicht!

     

    Wenn man sich die "Erfolgsgeschichte" des Kapitalismus anschaut - und zwar überall und nicht nur in einem einzelnen Land - dann erkennt man, dass der Kapitalismus den Menschen nichts zu bieten hat außer Elend, Armut, Hunger, Gewalt und Perspektivlosigkeit. Aber leitet daraus irgendjemand ab, dass die Kapitalisten abtreten sollen? Grund genug dazu gäbe es ja. Aber nein, das Gegenteil ist der Fall. Je mehr die Menschen am Kapitalismus leiden, desto mehr wird uns erklärt, dass dieses Leid "notwendig" und "alternativlos" sei.

     

    Und dann kommt plötzlich Syriza daher und durchbricht diese Logik erstmals und hält zumindest der als "alternativlos" verkauften Austeritätsideologie Widerstand entgegen. Und dann kommt diese Frau von Blockupy und behauptet, von dieser Abstimmung hängt die Zukunft der Kapitalismuskritik ab? Das ist doch Unsinn!

     

    Griechenland ist der erste (!) harmlose und geduldige Versuch, eine soziale Alternative zum totalitären Kapitalismus aufzubauen. Und das Beispiel Griechenland lehrt uns, dass die EU-Bürokratie eher eine brutale Diktatur einführen würde als so eine soziale Alternative zu dulden. Daraus abzuleiten, dass jede (!) Kapitalismuskritik den Mund zu halten habe, sollten sich die Griechen durch den Wirtschaftskrieg der EU unterkriegen lassen, ist jedoch weit hergeholt.

    • @Rudeboy:

      "Wenn man sich die "Erfolgsgeschichte" des Kapitalismus anschaut - und zwar überall und nicht nur in einem einzelnen Land - dann erkennt man, dass der Kapitalismus den Menschen nichts zu bieten hat außer Elend, Armut, Hunger, Gewalt und Perspektivlosigkeit."

       

      In welchem historischen System ging es den Menschen jemals besser als im derzeitigen, das Sie Kapitalismus nennen?

       

      Welche Alternative können Sie uns bieten, die einen höheren Lebensstandard erzeugen würde? Und wie könnte der Weg dahin ohne Gewalt und Repression gegangen werden?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Dhimitry:

        Bedauerlicherweise weist Ihr obiger Denkansatz gewissse Schönheitsfehler auf.

         

        Am Beispiel Lebensstandard: Ihr Modell des gängigen mainstreams geht von Durchschnittswerten aus und unterschlägt dabei völlig den Blick auf die ständig ansteigende Zahl von Globalisierungsverlieren, die in Armut leben.

         

        Falls es Sie interessiert, stelle ich mich gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung, was aus einem einstmals geordneten Leben (trotz Studium und Zusatzausbildungen) werden kann, wenn bestimmte unplanbare Faktoren wie Trennung, Arbeitslosigkeit und Krankheit zusammenkommen.

         

        Interessiert ... oder ist Ihnen das zu subjektiv?

      • @Dhimitry:

        Da sind Sie bei mir einfach an der falschen Adresse! Ich bin kein selbsternannter Experte. Ich weiss nur, dass der Kapitalismus ein menschenunwürdiges und gewaltförmiges System ist. Weder bin ich imstande, als einzelner eine Blaupause für eine gesellschaftliche Alternative zu entwerfen, noch kann ich einen Weg aufzeigen. Das wäre auch ein bisschen viel von mir verlangt, finden Sie nicht? Ich weiss aber auch gar nicht, wie Sie auf den Gedanken kommen, von mir genau das zu erwarten.

         

        Ich kritisiere den Kapitalismus, das ist alles. Und ich orte den Kern des Problems darin, dass die Produktionsmittel in privater Hand sind und denke daher, dass es vernünftig und ein guter Anfang wäre, die Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum zu überführen, damit in Zukunft die Wirtschaft an den Bedürfnissen jedes einzelnen Menschen orientiert ist und nicht nur am privaten Profit von ein paar wenigen.

    • @Rudeboy:

      Na ja, es wird halt recht deutlich die Botschaft rüberkommen, dass es noch nicht mal reicht, die Regierungsverantwortung zu erhalten.

       

      (was wir übrigens spätestens seit Allende in Chile wussten)

       

      Das demoralisiert dann schon.

      • @BigRed:

        Ja aber wenn das so gemeint ist, dann soll man das auch so sagen: sollten die Griechen mehrheitlich mit "Ja" für den Wirtschaftskrieg der EU stimmen, dann wird das vermutlich einige Leute ernüchtern, die besonders grosse Hoffnungen auf Syriza gesetzt haben.

         

        Aber die steile Behauptung, dass "wir alle", die antikapitalistisch denken, dann den Mund zu halten haben, ist doch total abwegig, oder?!

         

        Wenn die Erwartung in eine "bessere" Krisenverwaltung des Kapitalismus von links durch das Votum enttäuscht wird, dann finde ich das sogar okay, weil vielleicht kommen dann mehr Menschen auf die Idee, dass der Kapitalismus nicht im Sinne von sozialer Gerechtigkeit zu reformieren ist, sondern bestenfalls abgeschafft gehört.

        • @Rudeboy:

          Das Problem ist, dass die, die dadurch ernüchtert werden, eben nicht nur die linken antikapitalistischen Aktivisten sind.

           

          Sondern eben auch alle Wähler, Unterstützer, etwaige Klientel. Und wenn ich Ihren Idealismus auch zu schätzen weiss - wenn man vorgeführt kriegt, dass es sich faktisch nicht lohnt, linke Gruppierungen zu unterstützen, dann unterstützt man vielleicht lieber rechte.

          • @BigRed:

            Vielleicht bin ich ja naiv und unterschätze die Macht der rechten Medienpropaganda gegen Syriza und die offensichtliche Putschstrategie der EU-Bürokratie - aber wäre es in dem Fall nicht sinnvoll, die Leute darauf hinzuweisen, dass ein etwaiges Scheitern von Syriza weniger auf deren eigene Fehler zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf den massiven Druck, der von außen auf Syriza und Griechenland ausgeübt wird? Es ist nun mal sehr schwer, ein soziales Reformprogramm umzusetzen, wenn du ständig von den EU-Bonzen belästigt, bedroht, erpresst und ganz allgemein terrorisiert wirst...

    • @Rudeboy:

      Genau. Ob JA oder NEIN: Die Entscheidung kommt unter wirtschaftlichen Nöten zustande, welche dem neoliberalen Kapitalismus geschuldet sind. Eine linke Bewegung ist IMMER begründet und ein Linksruck ist nach den Entwicklungen der letzten 20 Jahre dringend notwendig, egal, wie die Griechen am Sonntag abstimmen.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Ich korrigiere: "Ein Linksruck ist nach den Entwicklungen der letzten 20 Jahre dringend notwendig, egal, wie die Griechen am Sonntag abstimmen."

         

        Da die europäischen Bevölkerungen sehen, dass eine (dezente) Linksorientierung keinerlei Ergebnisse bringt, werden sie's wohl eher rechts, als links probieren.

        • @BigRed:

          Ich weiß nicht, was Ihr Kommentar uns sagen will.

  • Ich bin der Meinung, dass man Griechenland Schulden erlassen sollte, weil es eh alternativlos ist. Aber das was die Autorin hier mit ihrer Solidarökonomie erträumt, erscheint mir mehr als utopisch.