Anschlag auf Linken-Büro in Leipzig: Unbekannte werfen Schafsköpfe

Unbekannte greifen in Leipzig-Connewitz das Büro von Juliane Nagel (Die Linke) an. War es ein Racheakt für den Angriff auf eine Ditib-Moschee?

Der Platz vor dem Büro der Leipziger Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Die Linke) ist abgesperrt.

Der von der Polizei nach dem Anschlag abgesperrte Platz vor dem LinXXnet-Büro in Leipzig Foto: TNN/dpa

LEIPZIG taz | Am Donnerstagabend ereignete sich ein Angriff auf das Stadtteilbüro LinXXnet der sächsischen Landtagsabgeordneten Juliane Nagel (Die Linke). Bislang unbekannte Täter warfen dabei einen „Megaböller“ sowie zwei abgetrennte Schafsköpfe in Richtung des Büros der Politikerin im Leipziger Stadtteil Connewitz. Personen wurden nicht verletzt, auch kam es zu keinem Sachschaden. Neben den Teilkadavern wurde ein Zettel gefunden, auf dem außer Unleserlichem noch das Wort „Moschee“ steht.

Ebenfalls angegriffen wurde das alternative Zentrum Conne Island, welches sich nur wenige hundert Meter vom LinXXnet entfernt befindet. Die Tä­te­r*in­nen warfen hier ebenfalls mehrere Böller. Ein Sach- oder Personenschaden entstand auch hier nicht.

„Am Tatort wurden Hinweise aufgefunden, die eine politische Motivation für die Tat nahelegen“, sagte ein Polizeisprecher. „Aus diesem Grund übernimmt der polizeiliche Staatsschutz die weiteren Ermittlungen.“ Aus ermittlungstaktischen Gründen wolle man sich derzeit nicht weiter zu einem möglichen Hintergrund der Taten äußern.

Die Vorfälle dürften allerdings in Zusammenhang mit einem Anschlag mutmaßlich aus der autonomen Szene auf eine Moschee im Leipziger Osten stehen. Um gegen Polizeigewalt im Viertel zu demonstrieren, waren am vergangenen Montagabend laut Polizeimitteilung zwischen 60 und 80 Personen mit Pyrotechnik durch die Straßen gezogen. Dabei wurden Mülltonen angezündet und mindestens fünf Fahrzeuge beschädigt, auch ein Funkwagen der Polizei wurde mit Steinen und Farbbeuteln beworfen.

Steinwürfe auf Leipziger Moschee

Als die Gruppe an der Eyüp-Sultan-Moschee in der Hermann-Liebmann-Straße vorbeikam, wurden dort mehrere Scheiben eingeworfen. Die Polizei unterzog insgesamt zwölf Tatverdächtige im Alter zwischen 14 und 31 Jahren einer erkennungsdienstlichen Behandlung. Zum Angriffsziel dürfte die Eyüp-Sultan-Moschee geworden sein, weil sie zur umstrittenen Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib, gehört. Die Ditib untersteht der türkischen Religionsbehörde Diyanet.

Der Anschlag auf das LinXXnet-Büro könnte eine Art Vergeltungsaktion gewesen sein. „Es liegt jetzt nahe, dass wir als LinXXnet dafür verantwortlich gemacht werden für den Anschlag auf die Ditib-Moschee“, sagte Juliane Nagel der Leipziger Zeitung. „Was natürlich Unfug ist, wir sind nicht verantwortlich.“ Es sei ganz klar, „dass wir Anschläge auf Moscheegebäude ablehnen, dass wir das Scheiße finden, was da passiert ist“.

In einem auf Twitter veröffentlichten Interview mit dem freien Journalisten Thomas Datt kündigte Nagel an, die Ditib-Moschee in Kürze zu besuchen. „Ich finde es wichtig, einen Gesprächsfaden zur Moscheegemeinde aufrechtzuerhalten.“

Moscheevorstand will LinXXnet-Büro besuchen

Hannes Schneider, Geschäftsführer des Conne Island, wollte die Ereignissen bislang noch nicht kommentieren. „Für eine Einordnung der Geschehnisse seitens des Conne Island ist es bislang zu früh“, so Schneider. „Wir werten das Ganze noch intern aus.“

Der Vorstand der Eyüp-Sultan-Moschee verurteilte den Anschlag auf das LinXXnet-Büro scharf. „Als Religionsgemeinschaft, als Muslime lehnen wir jegliche Form von Gewalt ab, unerheblich aus welcher Gesinnung oder Motivation heraus sie passiert“, erklärte der Vorstand in einer schriftlichen Stellungnahme.

Der Moscheevorstand will dem Abgeordnetenbüro Nagels nun ebenfalls einen Besuch abstatten, „um unsere Anteilnahme persönlich zu überbringen“. Es sei „wichtig, uns gegenseitig zu schützen und füreinander eine gemeinsame Stimme gegen Gewalt zu finden“. Nur so könne die Spirale von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen werden.

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