Annexion von Palästinensergebieten: Zwei Geschenke für Bibi
Der Wahlkampf von Israels Premier Benjamin Netanjahu läuft bestens. Nur spiegelt sich das in Umfragen bislang nicht wider.
Am 2. März wird in Israel zum dritten Mal innerhalb eines Jahres gewählt. Sowohl Netanjahu mit seinem rechts-religiösen Lager als auch sein Herausforderer Benny Gantz mit seinem Mitte-Links-Lager waren nach den Parlamentswahlen im April und September daran gescheitert, eine Regierung zu bilden.
Das erste Geschenk – Trumps Nahost-Plan – könnte seine Wirkung allerdings verfehlt haben. Zwar gilt der Plan, dem zufolge Israel das Jordantal und israelische Siedlungen im besetzten Westjordanland annektieren darf und ganz Jerusalem als Hauptstadt bekommt, als einseitig proisraelisch.
Doch eine Umfrage des Fernsehsenders Channel 12 zeigt, dass die Veröffentlichung des Plans Netanjahu wohl keinen Zugewinn an Sitzen bringen wird. Netanjahu muss weiter sämtliche Kräfte aufbringen, um sich an der Macht zu halten, zumal auch Gantz in rechten Gewässern fischt und angekündigt hat, Trumps Plan im Fall eines Wahlsieges umzusetzen zu wollen.
Kushner tritt auf die Bremse
Netanjahus Anliegen ist nun, die schon lange angekündigte Annexion des Jordantals im Osten des Westjordanlandes schnell voranzutreiben. Schon kommenden Sonntag wollte er ursprünglich ein entsprechendes Gesetz der Knesset vorlegen. Doch dann gab es Gegenwind. Am Donnerstag sagte selbst Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner, unter dessen Leitung der Nahost-Plan entstanden war, man hoffe, Israel werde mit der Annexion von Teilen des Westjordanlandes bis nach der Wahl warten.
Offenbar waren Details des Plans zwischen der israelischen und der US-Regierung noch nicht bis ins Detail geklärt. Dem US-Portal Gzero sagte Kushner am Donnerstag, die USA würden eine Diskussion über die technischen Details mit Israel derzeit vorbereiten. Dies könne allerdings noch dauern.
Auch Israels Generalstaatsanwalt Avischai Mandelblit warnte vor schnellen Schritten. Eine Annexion unter einer Übergangsregierung sei nicht illegal, doch müsste geprüft werden, warum es Grund zur Eile gebe und die Entscheidung nicht der kommenden Regierung überlassen werden könne. Netanjahu ist momentan nur kommissarisch im Amt.
Dagegen erklärte der rechte Hardliner und Verteidigungsminister Naftali Bennett am Mittwoch, es wäre ein großer Fehler, die Entscheidung zu vertagen: „Was auch immer wir nicht tun vor der Wahl am 2. März, wird niemals passieren – das wissen wir alle.“
Haft für Haschisch-Besitz
Unterdessen flog Netanjahu am Donnerstag nach einem Kurzbesuch beim russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau an der Seite von Naama Issachar zurück nach Hause. Der Fall hatte in Israel seit Monaten für Aufregung gesorgt. Die Backpackerin saß seit April in russischer Haft. Für den Besitz von etwas mehr als neun Gramm Haschisch war sie zu einer ungewöhnlich hohen Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt worden, wurde am Mittwoch aber von Putin begnadigt.
Bilder Netanjahus an der Seite von Issachar gehen nun durch alle Medien. Offenbar hofft Netanjahu, dass ihm dies genug Stimmen bringen wird, um im dritten Anlauf eine Regierung bilden zu können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
SPD im Vorwahlkampf
Warten auf Herrn Merz
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern