Ankauf von Sozialwohnungen: Friede dem Pallas
Viel Geld hat die Stadt schon ins Schöneberger Pallasseum gesteckt. Jetzt hat sie es endlich gekauft. Neuer Eigentümer ist die Gewobag.
Dass diese bislang nicht der Stadt gehörten, mag manchen überraschen, ist aber dem Irrsinn des Westberliner sozialen Wohnungsbaus geschuldet. Stuttgarter Zahnärzte, Münchner Notare oder andere Klischee-Anleger konnten sich einst hier – oder in ähnlichen Projekten wie dem Neuen Kreuzberger Zentrum (NKZ) – einkaufen und mit nie enden wollenden staatlichen Zuschüssen den dicken Reibach machen. Erst 2007 zog sich der Staat aus der Alimentierung der 1977 fertiggestellten Ensembles zurück – einen Einfluss auf die Mietpreisgestaltung hatte er aber auch nicht mehr.
Nun hat die Stadt womöglich ein letztes Mal viel Geld für das Pallasseum in die Hand genommen und es durch die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag kaufen lassen. Es war die Überraschungsnachricht kurz vor Weihnachten. Die Gespräche mit der vorbesitzenden Pallasseum Wohnbauten KG fanden im Geheimen statt, auch über den Kaufpreis ist nichts bekannt.
Vermutlich liegt er über dem für das NKZ, für dessen 300 Wohnungen die Gewobag 56 Millionen Euro hinblättern musste. Aktive Ankaufspolitik heißt das. Es ist das entspannte Gegenmodell zu all den Vorkaufsfällen, in denen, wie in der Karl-Marx-Allee, unter Zeitdruck versucht wird, Häuser noch vor dem nächsten noch windigeren Spekulanten zu retten.
Die Stadt kann nun den eingeschlagenen Weg der vergangenen Jahre weitergehen: Das Ensemble auf dem Gelände des ehemaligen Sportpalastes, das den Hochbunker Pallasstraße überspannt, ist nicht mehr der verrufene Ort, der vor allem für Kriminalität, Drogen und Vandalismus steht. Seit den 1990er Jahren ist viel passiert: neuer Name, Quartiersmanagement, Kunstprojekte. Die 514 Ein- bis Vierzimmerwohnungen sind seit 2010 voll belegt, für frei werdende Wohnungen gibt es eine Warteliste.
Dass die Gewobag zukünftig „preisgünstige Mieten gewährleisten“ will, wie sie ankündigt, ist wichtig für die Bewohnerschaft – etwa 1.800 Menschen aus 40 Nationen, die sich Schickimicki-Wohnen nicht leisten können. Zugleich ist es ein Baustein im gesamtstädtischen Plan, den Bestand der landeseigenen und nichtprivaten Wohnungen auszubauen und damit preisdämpfend auf den Mietenanstieg zu wirken.
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