Angriff von Dschihadisten: Dutzende Tote in Tunesien
Ein bewaffnetes Kommando greift Sicherheitskräfte nahe der Grenze zu Libyen an. Mindestens 45 Menschen sterben.
Bei den anschließenden Feuergefechten, die sich bis in den Tag hinein hinzogen, wurden – so das Innenministerium und das Verteidigungsministerium in Tunis – 28 Angreifer, 10 Angehörige der Sicherheitskräfte und 7 Zivilisten getötet, darunter ein 12-jähriges Kind. Es handle sich um „eine vorläufige Bilanz“, heiß es seitens der Regierung. Sechs der Angreifer seien festgenommen worden.
Über die 60.000 Einwohner zählende Stadt Ben Guerdane, die eine halbe Autostunde von Libyen entfernt liegt, wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. „Die Armee ist in der Stadt aufmarschiert“, versichert das Innenministerium. Hubschrauber überfliegen das Gebiet. Die Ausfallstraßen wurden ebenso gesperrt wie die Zufahrt zur nahe gelegenen Urlaubsregion Djerba an der Mittelmeerküste.
Die tunesische Armee und Polizei in der Grenzregion zu Libyen befindet sich seit Monaten in Alarmbereitschaft. Immer wieder werden Waffenschmuggler dingfest gemacht. Vergangene Woche kam es unweit von Ben Guerdane zu einem Feuergefecht der Sicherheitskräfte mit fünf bewaffneten Männern. Es waren Tunesier, die im Nachbarland militärisch ausgebildet worden waren.
Zugehörigkeit unklar
Bisher ist nicht klar, zu welcher Gruppe die Angreifer vom Montag in Ben Guerdane gehören. Allerdings operiert im Gebiet auf der anderen Seite der Grenze der libysche Ableger des Islamischen Staates (IS). Insgesamt kämpfen 5.000 bis 6.000 Tunesier in den Reihen islamistischer Milizen im Ausland, davon rund die Hälfte in Libyen. Die Terroranschläge auf ein Urlaubshotel in Sousse, auf das Museum Bardo sowie auf die Präsidentengarde in Tunis sind nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden in Libyen vorbereitet worden.
Tunesien – das einzige Land, in dem der Arabische Frühling zu einer Demokratisierung geführt hat – gerät immer mehr ins Visier der islamistischen Milizen. Mittlerweile wurde knapp die Hälfte der 500 Kilometer langen Grenze zu Libyen mit einem Schutzwall und einem Wassergraben gesichert. Zusätzlich werden in den kommenden Monaten elektronische Warnsysteme aus den USA und Deutschland installiert.
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