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Angriff in Tel AvivZwei Tote bei Messerattacke

Ein Palästinenser ersticht zwei Männer vor einem jüdischen Gebetsraum. Es ist der zweite Übergriff in der Stadt seit Beginn der jüngsten Anschlagswelle.

Bei einer Welle palästinensischer Anschläge sind seit Anfang Oktober 15 Israelis getötet worden. Foto: reuters

Tel Aviv dpa | Bei einer Messerattacke in einem Bürogebäude in Tel Aviv sind am Donnerstag zwei Israelis getötet und ein weiterer verletzt worden. Der palästinensische Attentäter sei gefasst worden, teilte Polizeisprecher Micky Rosenfeld mit. Der Angreifer habe vor einem jüdischen Gebetsraum im Panorama-Gebäude im Süden der Stadt auf Menschen eingestochen. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan stammte der Täter aus Hebron im Westjordanland.

„Wir haben gerade angefangen zu beten, da kam ein blutüberströmter Mann in die Synagoge gelaufen und brach zusammen“, erzählte ein Augenzeuge der Nachrichtenseite „ynet“. „Wir sahen einen Terroristen mit einem riesigen Messer, der in den Gebetsraum eindringen wollte, aber wir konnten gerade noch die Tür blockieren.“

Bei einer Welle palästinensischer Anschläge sind damit seit Anfang Oktober 15 Israelis getötet worden. Rund 90 Palästinenser kamen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ums Leben – die meisten von ihnen waren Angreifer, die von Sicherheitskräften oder Zivilisten erschossen wurden.

Als ein Auslöser der Gewaltwelle gilt ein Streit um Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem, der Muslimen und Juden heilig ist.

In Tel Aviv wurde zuletzt am 8. Oktober ein Palästinenser erschossen, nachdem er auf eine Soldatin eingestochen hatte. Beim letzten Anschlag auf eine Synagoge waren vor einem Jahr in Jerusalem sechs Israelis tödlich verletzt worden. Die beiden palästinensischen Angreifer wurden damals erschossen.

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10 Kommentare

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  • Im “Windschatten“ der Ereignisse in Syrien, Frankreich, Mali etc., ereignen sich nicht nur Versuche in Palästina, freie Meinungsäußerung und freie Berichterstattung zu behindern, um Meinungshoheit auszuüben.

     

    Zur israelischen Auseinandersetzung im gegenwärtig gewalttätig werdendem palästinensischen Aufbegehren wird heute ein weiterer Vorfall aus dem Großraum Hebron, wie auch einer aus Ostjerusalem gemeldet.

    Ein im besetzten Ostjerusalem(!) agierender, israelischer(!) Polizeibeamter sei angefahren worden, während in Hebron, von wo wiederholt sogar Schüsse des Militärs auf Kinder gemeldet wurden, ein fünfzehnjähriger Palästinenser, angeblich mit einem Messer ausgestattet, festgenommen worden sein soll. Der Junge sei einer Aufforderung, stehen zu bleiben, nicht nachgekommen, damit verdächtig geworden und stamme aus Dura, einer Ortschaft in der Nähe von Hebron. http://www.timesofisrael.com/police-detain-palestinian-teen-with-knife-near-hebron/

     

    Dura sei aber auch der Ort aus dem der Attentäter von Tel-Aviv stamme und er erlangte Aufmerksamkeit, als im Juni 2014 ein ebenfalls fünfzehnjähriger Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen wurde. Eines der Ereignisse, die dem israelischen Feldzug in Gaza im Jahr 2014 vorausgingen.

     

    Was also haben sowohl der nun festgenommene Fünfzehnjährige, wie auch der Angreifer in Tel-Aviv über ihre Lebensumstände oder mögliche Motive für ihr Handeln zu berichten?

    Solchen Informationswünschen wäre nachzukommen.

  • Es sind gestern nicht nur zwei, sondern fünf Menschen durch palästinensische Terroristen ermordet worden. Was hier zutage tritt, ist blanker Hass auf Juden. Dass es immer noch Kommentatoren gibt, die diese abscheulichen Taten irgendwie zu relativieren oder zu rechtfertigen versuchen, ist schwer zu ertragen.

     

    Was die taz betrifft, würde ich es sehr begrüßen, wenn sie, anstatt gebetsmühlenartig die Phrase vom „Streit um Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Tempelberg“ zu wiederholen, einmal den Blick auf das richten würde, was in ungleich höherem Maß Ursache für die Gewalttaten sein dürfte, nämlich die Dauerberieselung der Palästinenser mit antisemitischer Propaganda durch Fatah, PA, palästinensische Medien usw. Bei http://www.palwatch.org/ und bei http://elderofziyon.blogspot.de/ sind zu diesem Thema Beispiele zuhauf dokumentiert.

    • @kdw59:

      Anstachel- bzw. Aufwiegelung zur Gewalt, der Einfluss durch Medien, Propaganda und dahinter stehenden Institutionen ist in diesem Zusammenhang sicher eine zu betrachtende Komponente, doch ist Folgendes zu bedenken:

       

      Richtet man dabei den Blick auf eine halbe Millionen Siedler in den 1967 besetzten Gebieten, von denen nicht wenige noch nicht einmal unmittelbar aus Israel, sondern aus dem fernen Ausland, etwa USA, Kanada, oder aus Europa stammen, stellt sich die Frage: Haben die sich von sich aus in Bewegung gesetzt, um mit ihrem Aufenthalt den Palästinensern auch diese Gebiete streitig zu machen oder sind sie über die Verhältnisse falsch unterrichtet worden? Wenn ja, von wem?

      Hingegen darf bezweifelt werden, derlei Aufwiegelung würde bei Palästinensern die grundlegende Rolle spielen.

       

      Man muss ins Auge fassen, inwieweit der Staat Israel das Auftauchen und die Stärke dessen, was es als gegen ihn gerichteten Terrors ansieht mit seinen Taten selbst steuert.

  • Zur Meldung:

    „Rund 90 Palästinenser kamen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ums Leben..“, das mag stimmen.

    Ob die Aussage, „die meisten von ihnen waren Angreifer, die von Sicherheitskräften oder Zivilisten erschossen wurden..“, ebenfalls von diesem Gesundheitsministerium stammen, erscheint mir zweifelhaft.

    Allein die an den Sperranlagen zum Gazastreifen erschossenen Palästinenser, ob man sie nun des Steinewerfens oder der Annäherung zu ihnen hin bezichtigt werden, würde ich schon nicht als „Angreifer“ einschätzen.

    Wer alles ist also hier als „Angreifer“ subsumiert worden?

     

    Und hab ich zu Recht den Eindruck, Augenzeugenberichte über solche Vorfälle, die Betroffene und Beteiligte von palästinensischer Seite zu Wort kommen lassen, werden kaum als (dpa-)Meldungen verbreitet?

    Immerhin. Mir scheint, nicht nur die Mehrzahl, sondern die meisten getöteten Israelis sind nicht in Israel Opfer einer Gewalttat geworden, doch da muss ich auf meine gesammelten, erinnerten Eindrücke über die Infos der letzten Monate zurückgreifen. Zur Stunde werden weitere Tote aus dem Westjordanland gemeldet, unter ihnen ein Israeli,

    Bei der Angabe über die Gesamtzahl israelischer Opfer zur Lageeinschätzung, wird (hier und gewöhnlich) keine Unterscheidung, nach Soldaten, Polizisten, Siedlern oder einfachen Zivilpersonen gemacht. Und kann diese Zahl ernsthaft als „erfolgreiche Antiterrorstrategie“ verkauft werden?

     

    Man erinnere sich zudem daran: Es wurde über Jahre behauptet, die Staatsgrenzen ähnelnden Sperranlagen, die quer durch das Westjordanland geführt wurden, hätten den Zweck gehabt, Selbstmordattentätern keine Möglichkeit für Angriffe zu geben und hätten das Ende solcher Anschläge bewirkt.

    Dies war immer schon, wie sich offenbar jetzt zeigt, eine zweifelhafte Behauptung, die die weitgehend erfolgte Platzierung dieser Anlagen auf besetztem Gebiet ohnehin nicht rechtfertigen konnte.

    • @Georg Lydda:

      Schwerpunkt der Meldung ist nicht die Zahl der Angreifer oder Interpretationen, wer als Angreifer gerechnet werden kann oder nicht, sondern der Umstand, dass seit Wochen Palästinenser terroristische Messerattacken gegen Zivilisten verüben. Dass Sie eine Unterscheidung bezüglich der Art der Toten fordern/vermissen (Soldaten, Polizisten, Zivilisten), wo doch bei den Toten des letzten Gaza-Krieges diese Unterscheidung (in Zivilisten und Hamas-Kämpfer) nicht gemacht wurde, sondern pauschal von "unschuldigen Männern, Frauen und Kindern" gesprochen wurde, finde ich sonderbar und auch irrelevant. Dass mit der Platzierung der Sperranlagen die Selbstmordattentate zurückgegangen sind, ist erwiesen. Nach Angaben der israelischen Botschaft in Berlin sind bei Selbstmordattentaten, die vom Westjordanland ausgingen, 2003 in Gebieten mit Zaun insgesamt 46 Menschen getötet und 221 verletzt worden. In Gebieten ohne Zaun seien es im gleichen Zeitraum 89 Tote und 411 Verletzte gewesen. Im ersten Halbjahr 2004 (bis einschließlich Juni) seien bei Selbstmordattentaten in Gebieten ohne Zaun 19 Menschen getötet und 102 weitere verletzt worden, während in Gebieten mit Zaun in demselben Zeitraum keine Menschen zu Tode gekommen seien. Inzwischen spricht die Allgemeine Israelische Sicherheitsbehörde Shabak von einer „signifikanten Reduzierung“ von Selbstmordanschlägen, seit mit dem Bau der Sperranlage begonnen wurde. Natürlich gibt es keine 100%ige-Sicherheit, aber die Sperranlagen erfüllen ihren Zweck. Und man wird sich wohl auch was einfallen lassen müssen,um die Messerattacken zu reduzieren.

      • @Nicky Arnstein:

        Vielleicht sollten Sie ihre Informationen mehr bei der UN und von mir aus auch unabhängigen NGOs suchen und nicht ausgerechnet bei der israelischen Botschaft.

        Dann klärt sich so manches - wie etwa Erfassen der getöteten Palästinenser beim Gazafeldzug 2014 oder über Anschwellen und Abflauen von Attentaten vor und hinter den Annexionsanlagen - von selbst.

        • @Georg Lydda:

          Ja, die UN ist natürlich in Sachen Israel eine sehr objektive Informationsquelle. ***Ironie aus***

    • @Georg Lydda:

      Sperranlagen verhindern keinen Terror, genauso wenig wie geschlossene oder überwachte Grenzen. Es gibt immer eine Möglichkeit: Das ist das dramatische am Terrorismus.

      • @Gabriel Rude:

        Ich mag das, was hier einzelne Palästinenser/innen machen, nicht mit dem Wort Terrorismus belegen, der kann hier nur die Ursachen verschleiernd wirken. Die dafür ursächliche Gewaltpolitik ist überdeutlich und wiegt in meinen Augen weitaus schwerer.

        • @Georg Lydda:

          "Ich mag das, was hier einzelne Palästinenser/innen machen, nicht mit dem Wort Terrorismus belegen"

           

          So, so. Die arab. PalästinenserInnen ermorden wahllos und willkürlich betende jüdische Israelis und an der Bushaltestellse stehende Passanten aus reiner Verzweiflung wegen der "ursächlichen Gewaltpolitik". Ich würde eher sagen, dass diese Gewaltpolitik ursächlich damit zu tun hat, dass Israel seit seiner Gründung bekämpft wird und arabische Palästinener sowie deren Sympathisanten seit über 60 Jahren versuchen, die israelische Gesellschaft mit Krieg und Terror in die Knie zu zwingen. Und das, was einzelne arabische Palästinenser jetzt machen, ist genauso ein kaltblütiger Mord wie das, was die IS in Syrien macht oder die Terroristen in Paris und sonstwo gemacht haben.