Angriff auf Polizisten in Baton Rouge: Schütze ist ein Ex-Marine
Der Mann, der in Louisiana drei Polizisten erschossen hat, ist ein 29-jähriger Irak-Veteran. Präsident Obama nennt die Tat feige.
Washington afp/ap | Nach den tödlichen Schüssen auf Polizisten im US-Bundesstaat Louisiana am Sonntag sind mehr Details über den mutmaßlichen Täter bekannt geworden. Die Polizei identifizierte den Schützen, der nach der Attacke selbst getötet worden war, als einen 29 Jahre alten afroamerikanischen Irak-Veteranen. In sozialen Netzwerken hatte er zur Gegenwehr gegen Übergriffe weißer US-Bürger auf Schwarze aufgerufen. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Tat als feige.
Der Schütze hatte drei Polizisten in der Stadt Baton Rouge getötet und mehrere verletzt. Einer der Beamten sei so schwer verletzt, dass er mit dem Tod ringe, sagte Polizeichef Mike Edmonson. Die Beamten waren zu dem Einsatz nahe dem Polizeihauptquartier gerufen worden, nachdem ein Anrufer von einem bewaffneten Mann gesprochen hatte. Unklar war, ob es sich um einen Hinterhalt handelte. Angaben zum möglichen Motiv des Täters machte die Polizei zunächst nicht.
Der mutmaßliche Täter Gavin L. hatte in den vergangenen Tagen über Twitter mit Blick auf die jüngsten Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze zu Gegenwehr aufgerufen. „Gewalt ist nicht die Antwort (es ist eine Antwort)“, schrieb er. Weiter hieß es: „Wann erhebt Ihr Euch endlich, damit Eure Leute nicht wie die Ureinwohner ausgerottet werden?“ Seinen eigenen Angaben zufolge war er vor kurzem nach Dallas gereist, den Schauplatz eines Heckenschützen-Angriffs auf Polizisten.
L. war als Marineinfanterist von 2008 bis 2009 im Irak stationiert und hatte nach seiner Rückkehr offenbar Probleme, im Alltag Fuß zu fassen. Im vergangenen Jahr änderte er seinen Namen in Cosmo Ausar Setepenra und bezeichnete sich als Mitglied der Washitaw-Nation; dies ist eine Gruppe von Afroamerikanern, die angibt, ihre Vorfahren hätten als Ureinwohner auf dem amerikanischen Kontinent gelebt.
Trump wirft Obama mangelnde Führung vor
Die Behörden gingen davon aus, dass L. der einzige Schütze in Baton Rouge gewesen sei, sagte Polizeisprecher Doug Cain. Doch sei nicht auszuschließen, dass er Komplizen gehabt habe. Zwei Verdächtige, die am Abend festgenommen wurden, wurden später ohne Anklage wieder auf freien Fuß gesetzt. In Kansas City belagerten Beamte zudem ein Haus, das auf den Namen von L. registriert war.
Obama erklärte, Gewalt gegen Polizisten sei „durch nichts zu rechtfertigen“. Mit Verweis auf den Heckenschützen von Dallas fügte er hinzu, zum zweiten Mal binnen zwei Wochen seien „Polizisten, die jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzen, um unseres zu schützen, in einem feigen und verwerflichen Angriff getötet worden, als sie ihre Arbeit taten“.
Obama rief die Politiker auf, auf „aufhetzende Rhetorik“ zu verzichten. „Wir brauchen nun keine unbedachten Äußerungen, mit denen politisch gepunktet werden soll.“
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, die USA seien „gespalten und außer Kontrolle“. Auf seiner Facebook-Seite sprach er von einem Versagen der Politik: „Wie viele Beamte und andere Leute müssen noch sterben, nur weil es in dem Land an Führung mangelt?“
Obama ruft zu Besonnenheit auf
Barack Obama hielt dagegen, ohne dabei Namen zu nennen. „Wir brauchen keine hetzerische Rhetorik. Wir brauchen keine leichtfertig dahingeworfenen Anschuldigungen, um politisch zu punkten und eine Agenda voranzutreiben. Wir müssen unsere Worte zügeln und unsere Herzen öffnen … alle von uns.“ Am Umgang des Präsidenten mit Polizeigewalt und Polizistenmorden regte sich indes zuletzt auch scharfe Kritik. Einige Organisationen stellten dessen Unterstützung für die Sicherheitsbehörden infrage.
Der Bürgermeister von Baton Rouge, Kip Holden, rief im lokalen Fernsehsender WAFB9 zur Ruhe auf. In der Stadt war Anfang Juli der afroamerikanische CD-Verkäufer Alton Sterling von der Polizei erschossen worden. Dieser und ein ähnlicher tödlicher Polizei-Einsatz gegen einen Schwarzen im Bundesstaat Minnesota hatten sowohl in Baton Rouge als auch landesweite Proteste ausgelöst.
Bei einer dieser Demonstrationen wurden dann in der texanischen Stadt Dallas fünf Polizisten von einem Attentäter aus dem Hinterhalt erschossen. Der von der Polizei getötete Attentäter von Dallas, ein afroamerikanischer Afghanistan-Veteran, hatte gesagt, er habe gezielt weiße Polizisten töten wollen.
Leser*innenkommentare
reblek
"Präsident Obama nennt die Tat feige." - Sorry, aber wie soll jemand, der so etwas plant und ausführt, "Mut" beweisen (können)?
HerrvonSinope
Bonhoeffer: "Schlimmer als die böse Tat, ist das böse Sein. Das Böse zu vermeiden kann die größte Schuld sein."
Adenauer:„Durch ein Unterlassen kann man genauso schuldig werden wie durch Handeln.“
Rassismus mit Rassismus gegen weißen Polizisten zu begenen ist definitiv keine Lösung.
Aber sich Jahrzehnte unterdrücken und ungerecht behandeln zu lassen, ein System zu akzeptieren, dass solches Verhalten nicht nur durchgehen lässt, sondern z.T. aktiv fördert, ist meiner Meinung nach die größere Schuld.
Eine Musterlösung sieht sicherlich anders aus, aber die Mittel des Unterdrückten sind in der Regel sehr viel endlicher, als die der Unterdrücker.