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Angriff auf Krywyj RihWenn Kinder zum Militärobjekt werden

Anastasia Magasowa
Kommentar von Anastasia Magasowa

Am Freitag wurden acht Kinder bei einem russischen Luftangriff getötet. Die Ermordung künftiger Generationen ist Teil der russischen Kriegsstrategie.

Immer wieder werden im Ukrainekrieg Kinder zur Zielscheibe Foto: Alina Smutko/reuters

A m Freitagabend wurde Tymofij aus Krywyj Rih mit acht anderen Kindern von Russland getötet, als sie auf einem Spielplatz waren. Ein Mann in der russischen Stadt Taganrog drückte einen Knopf und feuerte eine Rakete auf die zentralukrainische Stadt ab. Drei Minuten später zerstörte eine einzige russische Iskander-M-Rakete Dutzende Leben.

Laut einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums sollte der Einschlag ein Restaurant – ebenfalls eine zivile Infrastruktureinrichtung – treffen, das sich in einem Wohnviertel mit dichter Hochhausbebauung befindet. Er traf aber einen Platz mit Schaukeln, Karussells, einem Sandkasten und einer Rutsche. Heute sind die bunten Bänke, auf denen vor wenigen Tagen Eltern saßen und ihren Kindern zusahen, mit getrocknetem Blut beschmiert.

Kinder dürfen niemals zu militärischen Zielen werden. Doch für Russland gibt es keine Grenzen. Russland will die Ukraine nicht nur als Staat zerstören, sondern die Ukrainer als Nation brechen. Der Terror gegen die Zivilbevölkerung und die Ermordung künftiger Generationen von Ukrainern sind Teil dieser Strategie.

Das Gefühl der Straflosigkeit seiner Verbrechen und die unverhohlene Sympathie der Regierung Donald Trumps ermöglichen es dem Kreml, seinen Plan erfolgreich umzusetzen. Russland kann weiterhin massenhaft ukrainische Kinder töten, ohne dass dies Konsequenzen hätte, und die USA werden weiterhin darauf bestehen, dass Wladimir Putin zum Frieden bereit sei.

Es gibt zwar wenig Gerechtigkeit in der zynischen Welt der großen Politik. Doch eine Weltordnung, die von Machthabern wie Wladimir Putin und Donald Trump errichtet wird, ist dem Untergang geweiht.

Die demokratischen Staaten haben alle Mittel, um den russischen Terror zu stoppen, aber ihnen fehlt der Mut. Wie jüngst in Polen Kampfflugzeuge über dem eigenen Territorium aufsteigen zu lassen, reicht nicht aus. Wenn russische Raketen in die Ukraine ­fliegen, braucht es den Mut, sie abzuschießen. Das hätte man schon vor drei Jahren tun sollen.

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Anastasia Magasowa
Anastasia Rodi (Magazova) ist 1989 auf der Krim (Ukraine) geboren. Studium der ukrainischen Philologie sowie Journalismus in Simferopol (Ukraine). Seit 2013 freie Autorin für die taz. Von 2015 bis 2018 war sie Korrespondentin der Deutschen Welle (DW). Absolventin des Ostkurses 2014 und des Ostkurses plus 2018 des ifp in München. Als Marion-Gräfin-Dönhoff-Stipendiatin 2016 Praktikum beim Flensburger Tageblatt. Stipendiatin des Europäischen Journalisten-Fellowships der FU Berlin (2019-2020) in Berlin. 2023 schloss sie ihr Studium am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin ab. Sie hat einen Master of Arts (Politikwissenschaft). Als Journalistin interessiert sie sich besonders für die Politik in Osteuropa sowie die deutsch-ukrainischen Beziehungen. Von den ersten Tagen der Annexion der Krim bis heute hat sie mehrere hundert Reportagen über den Krieg Russlands gegen die Ukraine geschrieben.
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4 Kommentare

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  • Zum humanitären Völkerrecht und der Genfer Konvention



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    "Wer glaubt, die Etablierung von Regeln allein löst alle Probleme, ist naiv"*



    Pierre Thielbörger fügt hinzu, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland, würden schließlich ausdrücklich mit Russlands Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht begründet. "



    Quelle rsw.beck.de



    12. August 2024



    Thema



    "Schutz für Verwundete, Gefangene, Mediziner und Zivilisten"



    Besonderer Schutz für Kinder!

    *Pierre Thielbörger, Geschäftsführender Direktor



    Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht



    Bochum

  • Bin ich zu naiv, wenn ich zwar durchaus den Terror gegen die Zivilbevölkerung sehe, der den Kampeswillen brechen soll, aber der Meinung bin, die Ermordung eines Teils künftiger Generationen von Ukrainern wäre nur zu diesem Zweck ein Teil dieser Strategie Putins, aber nicht als Zweck an sich?

    Anders gesagt, neige ich zur Auffassung Putin würde die Ukraine gern auch mit ihren ukrainischen Einwohnern erobern, um diese zu Russen " zu erziehen" und als Russen für sich arbeiten zu lassen, nicht nur menschenleer.

  • "Die Ermordung künftiger Generationen ist Teil der russischen Kriegsstrategie."



    Ernsthaft? Viel plausibler ist doch, dass das russische Militär nicht besonders gut darin ist, militärische Ziele zu treffen. Deshalb geht viel daneben und deshalb wird viel einfach gestreut.

    • @Claude Nuage:

      Es ist plausibler, dass sie militärische Ziele nicht gut treffen, deshalb streuen um noch weniger militärische Ziele zu treffen und zivile Ziele sind dann ein großes Upsi? Gerhard? Bist du es?