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Angriff auf Göttinger WohnprojektLinke haben 'ne Schraube locker

Unbekannte lösen Radmuttern an Autos von Bewohner*innen eines Wohnprojektes. Die Polizei nimmt keine Anzeige auf, will aber ermitteln.

Fürchten, Ziel rechter Angriffe geworden zu sein: Bewohner*innen der Projekts „OM10“ Foto: Swen Pförtner

Göttingen taz | Die Bewohner eines linken Hausprojektes in Göttingen sprechen von einem „Angriff“. An zwei Autos von Aktivisten der nach der „Obere-Masch-Straße“ und der Hausnummer 10 benannten Initiative „OM10“, hätten Unbekannte die Radmuttern gelöst – „jeweils am Reifen hinten links“, berichtete die Gruppe gestern. Eine Mutter sei auch ganz entfernt worden: „Damit wurden Unfälle mit gegebenenfalls tödlichen Folgen in Kauf genommen.“ Die Sabotage sei jedoch rechtzeitig entdeckt worden und deshalb niemand zu Schaden gekommen.

Eine der betroffenen Personen habe die Tat bei der Polizei anzeigen wollen, erklärte die „OM10“ weiter. Sie habe auf der Wache auch angegeben, in dem Hausprojekt aktiv zu sein, um damit auf ein mögliches Tatmotiv aufmerksam zu machen. Der diensthabende Beamte habe jedoch „unmissverständlich“ signalisiert, dass er sich für diesen Vorgang nicht sonderlich interessiere. Es sei ja nichts passiert, nichts abhanden gekommen und niemand zu Schaden gekommen. Erst auf Drängen hin habe der Polizist schließlich einen “Vermerk auf einen Schmierzettel“ gemacht.

Der Chef der Polizeiinspektion Göttingen, Thomas Rath, sagte auf taz-Anfrage, ein entsprechender Vorgang sei in der Dienststelle nicht bekannt: „Wir konnten bislang nichts zu einer Anzeige in der Sache finden, es liegt keine Dokumentation vor.“

Die Polizei werde gleichwohl nun von Amts wegen Strafantrag stellen, „vermutlich wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“. Gleichzeitig würden die Verfasser der Erklärung angeschrieben – mit der Bitte, Einzelheiten zu dem Vorfall vorzutragen.

Bewohner*innen befürchten rechte Täter

„Als linkes Projekt, welches sich sichtbar für die Anliegen und Rechte von Geflüchteten einsetzt, sich für ein soziales Miteinander ins Stadtgeschehen einmischt, wissen wir, dass die,OM10' jederzeit angegriffen werden kann“, heißt es in der Erklärung des Hausprojektes.

Das Wohnprojekt OM10

Das lange Zeit leer stehende Göttinger Gewerkschaftshaus hatte die Gruppe “OM10” 2015 zunächst besetzt und 2017 gekauft.

Geflüchtete und linke Wohngemeinschaften leben in dem Gebäude. Das Haus dient zudem verschiedenen Organisationen als Treffpunkt und als Veranstaltungsort. Es gibt Beratungsangebote etwa für Asylsuchende und Mieter, zweimal im Monat ein Café für Flüchtlinge und einmal wöchentlich einen Frauentreff.

Das Haus ist Mitglied im Mietshäuser Syndikat und damit auf Dauer entprivatisiert.

Das Hausprojekt sei in der linken Szene Göttingens verankert und erfahre viel Unterstützung, teilte die Initiative gestern mit. Diese günstigen Bedingungen hätten viele Menschen nicht, die einzeln und teils immer wieder von Nazis angegriffen würden.

Trotz der bislang ungeklärten Umstände und fehlender Hinweise auf die Täter, geht die „OM10“ davon aus, dass Rechtsextremisten die Radmuttern gelöst haben könnten. Denn in den vergangenen Wochen habe es in der Stadt mehrmals mutmaßlich von Neonazis begangene Anschläge und Übergriffe gegeben.

So verübten Unbekannte Ende Oktober einen Brandanschlag auf dem Grundstück eines von Studierenden bewohnten Hauses am Rand des Universitätscampus. In einem Holzunterstand im Garten hätten mehrere Sitzmöbel und Teile des Unterstands in Flammen gestanden, hatten die Bewohner berichtet. Das Feuer habe Sofas, das Dach und den Boden der hölzernen Konstruk­tion beschädigt. Bewohner konnten den Brand mit Wasser und einem Feuerlöscher ersticken, bevor er auf weitere Teile des Gartens oder des Hauses übergreifen konnte. Die Feuerwehr musste nicht ausrücken.

In derselben Nacht wurden Wände auf dem Uni-Campus mit Hakenkreuzen, SS-Runen und dem Schriftzug „Wir kommen“ beschmiert. Außerdem wurden die Räumlichkeiten des linken Fachschaftsrates Sozialwissenschaften großflächig mit Farbe bemalt.

Im August hatten Unbekannte Hakenkreuze auf den Gedenkstein für frühere Zwangsarbeiter der Uniklinik gesprüht. Am Kulturwissenschaftlichen Zentrum fand sich die mit roter Farbe gesprühte Forderung nach Freilassung des Massenmörders Anders Breiviks und anderer faschistischer Terroristen.

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Wo bekommt die Polizei immer dieses äußerst umsichtige Personal her ?

  • Und da leugnen einige noch, dass die Polizei ein Problem mit rechten Beamten hat.

    • @simie:

      Wie kommen Sie drasuf, dass Polizeibeamte die Schrauben gelöst hätten?

    • @simie:

      Wenn ich die unfassbar zynische Überschrift zu dem Artikel lese, beginne ich zu glauben, dass auch die taz ein Problem mit Unterwanderung durch rechte Mitarbeiter hat!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Humor ist, wenn manN trotzdem lacht.

    Es gibt Grenzen( rote Linien) des schlechten Geschmacks. Und hier sind sie mit der Headline klar und deutlich überschritten. Es sei denn, taz macht einen auf 'linke' BLÖD.

    Fazit: gewogen - und zu leicht befunden.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Bitte, bitte, bitte, überdenkt das nochmal mit den originellen Überschriften. Man braucht ja nicht übertrieben viel Fantasie, um sich vorzustellen, was passieren hätte können. Dazu kommt, wie bedroht sich die Opfer dieses Anschlages nun fühlen müssen.

    Ich sehe da nicht viel Spielraum für launige Überschriften.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Also ich finds lustig :D Das ist schon fast Postillion.

      Noch besser wäre natürlich:



      "Linke haben Schraube Locker, Polizei bezweifelt das"

      Zum Inhalt bleibt nichts zu ergänzen. Das ist ein schönes Beispiel für den Nutzen und die Notwendigkeit der Medien. Da läuft etwas offensichtlich schief, weil NOCH nichts passiert ist. Polizei ignoriert es.