piwik no script img

Angespannte WirtschaftslageÄgypten hebt Brotpreis an

Das wirtschaftlich angeschlagene Ägypten erhöht erstmals seit Jahrzehnten den staatlich subventionierten Brotpreis. Sie sorgen sich vor Unruhen.

In Folge von finanziellen Engpässen steigt der subventionierte Brotpreis Foto: Francisco Seco

Dubai/Kairo rtr | Das wirtschaftlich schwer angeschlagene Ägypten hebt erstmals seit Jahrzehnten den staatlich subventionierten Brot-Preis an – eine politisch heikle Entscheidung, die seit langem aufgeschoben wurde. Der Preis werde ab Juni um 300 Prozent auf künftig 20 Piaster hochgesetzt, sagte Ministerpräsident Mustafa Madbuli am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Damit ist Brot zwar auch künftig immer noch im Bereich von einem Euro-Cent zu haben. Es profitieren aber zwei Drittel der rund 110 Millionen Ägypter von dem staatlichen Programm, das ihnen täglich stark verbilligtes Brot verspricht. Ein Versuch, das Subventionssystem zu ändern, hatte 1977 zu Unruhen im Land geführt.

Madbuli sagte, die Subventionskosten für den ägyptischen Staat bei Brot seien hoch. Deshalb habe man sich bewegen müssen. Man prüfe aber, ob Bargeldzuschüsse für Brot eingeführt werden könnten.

Nach Angaben der Regierung kostet die Herstellung des Brotes inzwischen 125 Piaster, nach 115 Piaster im Jahr davor. Im März hatte das Finanzministerium erklärt, im Haushalt 2024/2025 seien umgerechnet knapp 2,7 Milliarden Dollar für Brot-Subventionen vorgesehen.

Ägypten leidet unter fehlenden Einnahmen

Die wirtschaftliche Lage in Ägypten hat sich zuletzt deutlich verschlechtert. Angriffe der Huthi-Miliz auf den Schiffsverkehr im Roten Meer haben zu einem drastischen Einbruch der Milliarden-Einnahmen aus dem Suezkanal geführt und Touristen bleiben wegen des Gazakriegs vielfach weg.

Dabei benötigt das Land Devisen nicht nur für die Einfuhr lebenswichtiger Güter zur Ernährung der Bevölkerung, sondern muss auch Auslandsschulden zurückzahlen, sie sich zuletzt auf etwa 190 Milliarden Dollar angehäuft haben. Zudem zögern Ägypter im Ausland angesichts der hohen Inflation von zuletzt mehr als 30 Prozent und dem ungünstigen offiziellen Wechselkurs, ihre Einkünfte weiterhin nach Hause zu schicken.

Vor wenigen Monaten hatte der Internationalen Währungsfonds seine Kredite für Ägypten im Gegenzug für Reformen auf acht Milliarden Dollar aufgestockt. Auch die Vereinigten Arabischen Emiraten steuerten Hilfen bei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Also leider sorgt das nicht gekennzeichnete Symbolfoto, welches vermutlich aus der Türkei stammt, für einige Irritationen. Tatsächlich gibt es in Ägypten ein staatliches Programm, über welches man täglich pro Person, fünf, handgroße, dünne, vollkorn Fladenbrote, zu jetzt jeweils 20 Piaster pro Stück beziehen kann. Also zum unschlagbaren Preis von 0,0039 Cent. Allerdings lag der Wechselkurs zum Euro, vor zwei Jahren noch bei, 1€=18EGP. Gleichzeitig verdienen viele Menschen, in Ägypten nur zwischen 50 und 150€.

    * Das Brot findet man, unter dem Suchwort "Baldy-Bread"

  • Ich glaube, hier werden ägyptische Pfund mit Piaster verwechselt. Ein ägyptisches Pfund (100 Piaster) sind knapp 2 Euro-Cent, 20 ägyptische Pfund wären 38 Euro-Cent. Wenn die Herstellung 125 Pfund kostet, wären dies dann 2,44 Euro, was mir für ein großes Weißbrot wie auf dem Bild allerdings recht viel vorkommt.

    Zum Vergleich: das Durchschnittseinkommen in Ägypten betrug 2022 (neuere Zahlen habe ich nicht gefunden), bei etwas über 200 Euro im Monat oder 2500 Euro im Jahr, allerdings ohne Angabe Brutto oder Netto.

  • 20 Piaster sind ca. 38 Cent. Aber 20 Piaster für wie viel Brot? Das wäre schon eine wichtige Angabe gewesen.

    • @Rudi Hamm:

      1 Ägyptisches Pfund = 0,02 EUR, d.h.



      1 Piaster = = 0,0002 EUR

      1 Brot zu 20 Piaster kostet demnach etwas mehr als einen halben Eurocent.

    • @Rudi Hamm:

      Es ist wohl eine Preissteigerung von 5 auf 20 Pilaster für ein Laib Brot.

  • So lange es in Ägypten diese staats/-militärdominierte Wirtschaft gibt wird es in dem Land auch nicht vorwärtsgehen. Da es auf absehbare Zeit keine andere Herrschaftsform im Land als die jetzige Militärautokratie geben wird ist höchstens eine Wirtschaftsliberalisierung im Stile des Franquismus der 60er denkbar, und man kann nur hoffen es werden jetzt weitere Reformen kommen.

    • @FancyBeard:

      Mit der muslim Bruderschaft ging es für die Ägypter abwärts.