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Angela Merkel in der TürkeiErdoğan beherrscht nicht alles

Die Bundeskanzlerin hat sich in Istanbul mit Vertretern der türkischen Zivilgesellschaft getroffen. Im Gespräch ging es um die Kurdenfrage und die Flüchtlingspolitik.

Solidarität ist Definitionssache Foto: dpa

Berlin rtr | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Sonntagabend in Istanbul Vertreter der türkischen Zivilgesellschaft getroffen. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen dauerte das Gespräch zwei Stunden. Dabei sei es um die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation in der Türkei gegangen, hieß es.

Merkel habe sich etwa über die Kurdenfrage, die Entwicklung von Justiz und Rechtsstaat, die Flüchtlingspolitik sowie den Stand der Beitrittsverhandlungen mit der EU informiert.

An dem Gespräch hätten die Präsidentin des türkischen Unternehmerverbandes Tüsiad, der Präsident der türkischen Rechtsanwaltskammer, Experten für die gegen Kurden geführten Prozesse, eine türkische Journalistin und die Leiterin von Human Rights Watch Istanbul teilgenommen.

Merkel nimmt am Montag an einer internationalen Konferenz in Istanbul teilnehmen und trifft sich auch mit Präsident Recep Tayyip Erdogan. Ihr Sprecher hatte sich am Freitag besorgt über die Polarisierung in der türkischen Gesellschaft geäußert. Aktueller Auslöser war die Aufhebung der Immunität einer große Zahl vor allem kurdischer Abgeordneter des türkischen Parlaments.

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3 Kommentare

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  • Ganz Richtig, er beherrscht nicht einmal seine Bürger, denn es sind Menschen und keine Sklaven!

    Auch Deutschland hat glücklicherweise Kurden, von denen wir mehr lernen können als diesem Pascha offensichtlich gefällt?

    Wir haben z.B. Düzen Tekkal, eine Kurdin und Jesidin. „Krieg macht ehrlich“, ist das Motto von Düzen Tekkal. Als deutsche Jesidin hast sie 2014 den Genozid an ihrem Volk im Nordirak mitangesehen. Gerade deswegen sorgt sie sich angesichts des wachsenden Zuspruchs, den extremistische Strömungen in Deutschland erfahren. Es geht um unsere Demokratie: »Extremisten bedrohen das Fundament jeglichen Zusammenlebens. Wer davor die Augen verschließt oder auch nur gleichgültig zusieht, macht sich mitschuldig am Verlust unserer politischen Freiheit.« Tekkals Analyse zielt daher nicht nur auf islamistische Gesinnungstäter, sondern auch auf die wachsende Gewalt von rechts: Jeder der beiden »bösen Zwillinge« verhöhnt die demokratische Grundordnung und gefährdet den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Tekkal spricht offen über die Probleme, die die Integration von Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Prägung mit sich bringt. Vor allem aber will sie die Werte verteidigen, für die sie einsteht. http://duezentekkal.de/reportagen/deutschland-ist-bedroht-warum-wir-unsere-werte-verteidigen/

    Ich bin von solchen Kurden begeistert!

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Bei der Formulierung "...türkische Zivilgesellschaft..." handelt es sich um eine nette Umschreibung für die Tatsache, dass gerade NICHT mit Betroffenen gesprochen wurde. Die Teilnehmerliste sagt es deutlich genug, es war keiner der betroffenen Abgeordneten dabei, kein Kurde - nix! Merkel eiert herum, anders kann man das nicht beschreiben.

  • Merkel Propagandamaschine läuft ja wieder wie geschmiert. Die Realität sieht nämlich anders aus:

     

    Weder traf sie sich mit Abgeordneten der massiv unter Druck geratenen HDP noch mit irgendeinem der verfolgten Journalisten.

     

    By the way: Steht das obige tolle Plakat etwa an der türkisch-syrischen Grenze, wo Bürgerkriegsflüchtlinge mit Waffengewalt gestoppt werden? Sogar so ein Zynismus wäre vorstellbar: Merkel zahlt ja nur für das inhumane Vorgehen....