Europa-Kandidat der Hamburger AfD: Linientreu rechtsextrem
Der Kandidat der Hamburger AfD für die Europaliste heißt Michael Schumann. Der politische Nobody vertritt stramm rechtsextreme Positionen.
D er Beitritt ist beschlossen: Bis zum 15. September will sich die AfD der europäischen „Partei Identität und Demokratie“ (ID-Partei) anschließen. Die ID-Partei ist geprägt von der italienischen Lega um Marco Zanni und der französischen Rassemblement National von Marine Le Pen.
Zum ID-Netzwerk hat die Hamburger Bürgerschaftsfraktion der AfD schon länger beste Kontakte. Im Juni dieses Jahres warb sie für ihre Veranstaltungsreihe „Fraktion im Dialog“ mit dem Logo der ID. Im Rathaus sprach die AfD-Europaabgeordnete Sylvia Limmer, die auch der ID-Fraktion angehört, über den „Ökosozialismus von Brüssel bis nach Hamburg“. Diese Verbindung könnte ein neuer Abgeordneter von der Elbe bald weiter festigen.
Auf Platz 24 der Europaliste wählten die AfD-Delegierten des Bundesparteitags in Magdeburg Michael Schumann. Der gebürtige Hamburger ist seit mindestens 2020 parlamentarischer Mitarbeiter der dortigen Bürgerschaftsfraktion. „Mit ihm haben wir einen AfD-Politiker der neuen Generation, der anpacken will für unsere Heimat und ein Europa der Vaterländer“, sagt Fraktionschef Dirk Nockemann. Er sei jetzt Teil der „schlagfähigen Truppe für Europa“.
Dass Nockemann nicht „Europäische Union“ sagte, bestätigt erneut den radikalen Kurs des Hamburger Verbandes. Denn diese „Europäische Union“ müsse sterben, „damit das wahre Europa leben kann“, wie der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke beim Magdeburger Parteitag sagte.
Hamburgs AfD erscheint nur im Vergleich mit noch radikaleren Landesverbänden als moderat. Schumann mag für die Öffentlichkeit ein Nobody sein, in der Partei dürften seine Positionen allerdings bekannt sein. Er ist Mitglied der „Jungen Alternative“ (JA). Die AfD-Jugendorganisation wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „rechtsextremistisch“ eingestuft. 2022 war er aktives Mitglied der „Landsmannschaft Mecklenburgia Rostock“ (LMR), wie das Hamburger „Bündnis gegen Rechts“ (HBgR)mitteilte.
Schon 1993 schreib das Landesamt für Verfassungsschutz in einer Verschlusssache, dass die Landsmannschaft als „zumindest rechtsextremistisch beeinflusst“ zu gelten habe. Die schlagende Verbindung ist sich 30 Jahre lang treu geblieben. Auf ihrer Website erklären sie zum „Fechten“ gleich, dass die Mensur mehr als „Extremsport“ sei. Mit der Mensur würden sie für die „Gemeinschaft“, den „Bundesbrüdern“, „buchstäblich den ‚Kopf hinhalten‘“.
Die LMR feiert mit dem Sedan-Bier den Sieg über den französischen Erzfeind. Deutschlands koloniale Vergangenheit wurde mit entsprechenden Kneipen und Veranstaltungen glorifiziert sowie großdeutsche Ansprüche mit dem „Siebenbürgenstammtisch“ geltend gemacht.
In seiner Bewerbungsrede für die Liste stellte Schumann sich als radikaler Kandidat vor. Er sei Teil der „letzten Generation (…) junger Europäer“, die sich nicht gefallen lassen wollen, eine „Minderheit im eigenen Land“ zu werden. Die „Ersetzungsmigration“ sei „keine Verschwörungstheorie“. Und er betonte, Einwanderung bedeute: kein Wochenende ohne „Messerstecherei, Schießerei und Vergewaltigung“. Airbus sollte endlich „Pläne für die Remigrationsflotte“ vorlegen. Die Rückführung sei nötig, um die „europäische Völkerfamilie, das deutsche Volk“ zu schützen.
Schumann steht damit nicht allein: Die AfD Hamburg-Wandsbek verbreitete „seine überzeugende Rede“ via Facebook. Fraktionschef Nockemann distanzierte sich im NDR nicht von Schumanns Aussage, dass in „Frankreich ein Kalifat ausgerufen wird“.
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