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Analyst über Tesla in Brandenburg„Keiner lacht mehr über Tesla“

Der US-Konzern Tesla hat angekündigt, in Brandenburg eine Fabrik zu errichten. Eine gute Nachricht, sagt Automobilanalyst Stefan Bratzel.

Roter Tesla Model S an einer Ladestation Foto: Peter Schatz/imago images
Felix Lee
Interview von Felix Lee

taz: Herr Bratzel, Tesla kommt nach Brandenburg. Ist das gut oder schlecht für Deutschland?

Stefan Bratzel: Dass ein ausländischer Hersteller erstmals seit Jahrzehnten wieder eine Autofabrik in Deutschland eröffnet, ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Zugleich steht diese Ankündigung für eine Neuordnung der Automobilindustrie.

Ist das der hierzulande viel befürchtete Angriff des Silicon Valley auf die deutsche Automobilindustrie?

Diesen Angriff gibt es schon länger. Ich warne seit Jahren, dass die Autoindustrie in Deutschland vor einer Zeitenwende steht. Tesla hat im Bereich der reinen Elektromobilität einen großen Vorsprung. Das kann man auch an den Stückzahlen ablesen.

Wie werden das VW, BMW und Daimler finden? Ist das Ansporn für sie oder herrscht nun Panik?

Keine Frage: Dass Tesla in der Branche eine Rolle spielt, wird von allen anerkannt. Keiner lacht mehr über Tesla. Und in der Branche wird auch anerkannt, dass Tesla viel verändert hat. Klar, Tesla macht nach wie vor kein Geld und muss viel investieren. Aber das müssen andere im Bereich der Elektromobilität auch. Ich gehe aber nicht davon aus, dass in den Führungsetagen der deutschen Autobauer nun wegen Tesla Panik herrscht.

Im Interview: Stefan Bratzel

52, ist Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.

Sind die deutschen Autobauer denn für eine solche Konkurrenz gewappnet?

Teil, teils. Mit ID.3 und seiner modularen Elektroplattform ist Volkswagen am Aufholen. VW-Chef Herbert Diess hat nach dem Dieselskandal nun verstanden, dass ein Umdenken notwendig ist. Wenn der ID.3 erst mal auf den Straßen ist und die Qualität stimmt, bin ich mir sicher, dass VW ein relevanter Wettbewerber für Tesla wird. Bei BMW und Daimler bin ich mir nicht sicher, ob ihre Strategie genügt. Schließlich haben sie es mit einem Gegner zu tun, der seine gesamte Technologie auf E-Mobilität auslegt.

Viele potenzielle Käufer finden Tesla-Autos viel zu teuer; es handele sich um Autos für eine ökologisch denkende Elite. Ist Tesla wirklich ein Konkurrent?

Elon Musk hat meines Erachtens mit Tesla einiges richtig gemacht hat. Er hat im teuren Segment begonnen. Und nun dehnt er sein Produktportfolio aus auf die niedrigeren Segmente. Das mag zwar noch nicht niedrig genug sein. Das angekündigte Modell Y wird bereits auf einem Preisniveau liegen, das sich auch Normalverdiener leisten können. Spätestens dann ist Tesla sehr wohl eine Bedrohung für VW.

Warum hat sich Tesla für Brandenburg entschieden und nicht für Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen?

Für Musk und seine Leuten aus dem Silicon Valley ist das Umland von Brandenburg gleichbedeutend mit Berlin. Und Berlin ist eine hippe Stadt. Ich kann mir gut vorstellen, dass das ausschlaggebend war. Was ebenfalls eine Rolle spielen dürfte: Eigentlich ist ein Tesla ein iPhone auf Rädern. Tesla benötigt daher keine Ingenieure, sondern IT-Experten. Und Berlin ist momentan das IT-Eldorado in Deutschland.

Sollte die Bundesregierung Tesla unterstützen? Oder ist es nicht primäre Aufgabe, ihre so wichtige heimische Branche zu schützen?

Dass es Ansiedlungshilfen gibt, ist in Ordnung. Aber das muss sich in engen Grenzen halten. Branchen sollten sich in erster Linie selbst tragen können, auch die Automobilbranche. Die Frage einer Batteriefabrik ist allerdings noch mal ein ganz eigenes Thema. Weil die Batteriezelle eine wichtige Komponente darstellt, darf man sich nicht nur auf Importe aus dem Ausland verlassen. Insofern ist es sinnvoll, dass man hierzulande eine Batteriefabrik hat, die deutschen oder europäischen Herstellern untersteht. Entsprechenden Druck muss die Regierung machen. Aber dazu kommt es jetzt ja auch.

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4 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie findet in SUVs statt! Höher, breiter, schneller subventioniert, dem Klima zuliebe! Zum Glück kommt der Strom aus der Steckdose, und die Rohstoffe werden gen- und glutenfrei auf nachhaltig bewirtschafteten Biolandhöfen in Idiotistan angepflanzt!

    Wie gut, dass das Klima nur durch eine zusätzliche Antriebsart, zusätzliche Fabriken und zusätzliche milliardenschwere Wirtschaftsförderung geschützt werden kann. Und wie gut auch, dass es kein definiertes Zeitfenster gibt, in dem die CO2 Emissionen reduziert werden müssen. Wir bauen - wie die Bürger von Schilda ihre Häuser ohne Fenster und Türen - CO2 frei und klimaneutral. Für nachhaltiges Wachstum der Autobranche!

    • @Drabiniok Dieter:

      ...habe meinen eigenen Beitrag gerade gelöscht - Dieter hat meine Meinung bestens wiedergegeben. Was soll der Blödsinn, grösser, höher, mehr und noch mehr. Die Entscheidungen unseres wirtschaftshörigen Minister Kohleschleuder Dattel und Windkraft noch mitgedacht, verliere ich den Glauben. Und wir nicken alle und hoffen, das der Kelch an uns vorübergeht. Wo bleibt der Aufschrei, wer ausser Kids und einige versprenkte Ökofreaks protestiert gegen die Verblödung

      • @Heinz Kurtenbach:

        Herrn Drabinoks Kommentar habe ich verstanden und finde ihn sehr gut.



        Leider habe ich Ihren nicht verstanden. Wie verbinden Sie Kohleschleuder und Windkraft ?



        Klingt nach Eintopf.



        Wer sind für Sie Ökofreaks ?

  • Das ist wie bei Thunberg. Es hat eine Signalwirklung. Viel wird sich verändern. Und das ist das Beste an Tesla oder Thunberg. Seit Thunberg sprechen meine Kinder und auch ich ziemlich viel über die Umwelt und Nachhaltigkeit. Meine beiden Kinder machen sich wirklich Sorgen, wie ihre Zukunft aussieht. In diesem Punkt ist das, was Thunberg gemacht hat, hervorragend.