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Analyse durch UN-WissenschaftlerPestizid Glyphosat schädigt Erbgut

Die Chemikalie ist nicht nur „wahrscheinlich krebserregend“, sondern verändert auch das Erbgut, so Forscher der Weltgesundheitsorganisation.

Bauer besprüht sein Feld: Glyphosat tötet alle Pflanzen. Foto: dpa

Berlin taz | Tumorforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben weitere Argumente für ein Verbot des weltweit am meisten genutzten Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat geliefert. Das geht aus der mit Spannung erwarteten Monografie über das Pestizid hervor, die die Krebsforschungsagentur der UN-Organisation (IARC) am Mittwochabend veröffentlicht hat.

Darin begründen die Wissenschaftler auf 92 Seiten ausführlich ihr im März bekannt gegebenes Urteil, dass der Wirkstoff “wahrscheinlich krebserregend“ sei. Neu ist, dass sie auch feststellen: „Es gibt starke Belege, dass die Exposition gegenüber Glyphosat oder auf Glyphosat basierenden Formulierungen genotoxisch [erbgutverändernd] ist“.

Diese Einschätzung könnte weitreichende Konsequenzen haben. Denn wenn eine Substanz das Erbgut verändern kann, sollten Menschen am besten gar nicht mit ihr in Kontakt kommen. Die Behörden können in diesen Fällen keine für die Gesundheit unbedenkliche Dosis des Stoffes festlegen. Es „wird generell davon ausgegangen, dass sie keinem Schwellenwert unterliegen“, schreibt die zuständige deutsche Behörde, das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Derzeit aber enthalten vor allem viele konventionelle Lebensmittel Glyphosat-Reste, weil Landwirte mit dem Pestizid auf dem Feld unerwünschte Pflanzen töten oder die Reifung von Getreide beschleunigen. Rückstände sind bis zu bestimmten Grenzwerten legal. Das ermöglicht, dass Glyphosat massenhaft eingesetzt werden kann. Rund 100 der in Deutschland zugelassenen Pestizide enthalten den Wirkstoff – allen voran der Unkrautvernichter „RoundUp“ des US-Agrochemiekonzerns Monsanto. Besonders zugenommen hat der Glyphosat-Verbrauch weltweit, weil die meisten gentechnisch veränderten Pflanzen gegen den Stoff resistent sind.

Schäden an Tieren und menschlichen Zellen

In Laborversuchen schädigte Glyphosat jedoch das Erbgut menschlicher Zellen etwa aus der Leber, wie die IARC-Forscher berichten. Auch in Experimenten mit Mäusen und anderen Tieren seien DNA- oder Chromosomen-Defekte auf die Chemikalie zurückgeführt worden. Die Wissenschaftler halten diese Schäden für den Grund, weshalb Glyphosat Krebs auslösen könnte.

Dennoch erklärte die „Arbeitsgemeinschaft Glyphosat“, die Hersteller und Händler der Chemikalie umfasst, dass die IARC-Klassifizierung „wenig bis keine praktische Relevanz für die Bewertung möglicher Risiken“ habe. Die Forscher ermittelten Krebsgefahren nach eigenen Angaben schon dann, wenn bei den aktuell üblichen Dosen „die Risiken sehr gering sind“. Das sei ein „außergewöhnlich vorsichtiger Ansatz“, nach dem sogar Alkohol als definitiv krebserregend eingestuft worden sei.

Forscher verteidigen sich

Dana Loomis, einer der IARC-Autoren, wies die Kritik im Gespräch mit der taz zurück. „Wir versuchen zwar, nicht das Risiko einer bestimmten Dosis zu schätzen“, sagte der Epidemiologe. Aber die Studien, die die Forscher ausgewertet haben, berücksichtigten sehr wohl die jeweilige Dosis. Zudem sei die Klassifizierung als Grundlage für die Risikobewertung nötig. Denn erst dann wisse man ja, ob ein Stoff überhaupt Krebs auslösen kann oder nicht. Unabhängig von der Dosis sagt Loomis: „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass bei der Risikobewertung ein Modell ohne einen theoretisch sicheren Schwellenwert nötig ist.“

Der Naturschutzbund forderte, Glyphosat zu verbieten, bis alle Fragen geklärt seien. Das Bundesinstitut für Risikobewertung, das den Stoff bislang für unbedenklich hält, will den IARC-Bericht prüfen.

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15 Kommentare

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  • Es geht auch ohne Glyphosat, wie bei einigen Bauern im Knoblauchsland zu sehen. Die Bodenbearbeitung erfolgt per Pflug. Eine Artenverarmung ist nicht zu erkennen. Im Gegenteil. Zwischen den Gemüsepflanzen wachsen typische Ackerkräuter, wie Wegwarte, Mohn, Franzosenkraut, zwischen Salatköpfen brüten Kiebitze (eine der größten Populationen in Bayern), Feldhasen sind eine typische Erscheinung und seltener Fasan, Rebhuhn.

     

    Es handelt sich nicht um Bio-Anbau und obwohl ich diesen bevorzuge, habe ich kein Problem, diese regional- konventionell erzeugten Produkte zu kaufen. Und übrigens.... den Bauern geht es wirtschaftlich gut, es ist also nicht so, dass Glyphosatverzicht eine nicht zu verantwortende agrarwirtschaftliche Krise zur Folge hat.

  • Alle Pestizide sind gesundheitsschädlich, man muss nur lange genug danach forschen.

    Glücklicher Weise hat uns die Gentechnik auch neue Methoden geliefert, die diesbezüglich schnellere eindeutigere Ergebnisse liefern.

  • Unsere Regierung wird Monsanto trotzdem noch die Stange halten, denn sie vertrett nur Konzerninteressen....

  • Im Europa wird Glyphosat, zum ganz überwiegenden Teil, dazu genutzt den den Pflug zu ersetzten. Glyphosat spart Diesel (Klimawandel) außerdem verhindert die pfluglose Bodenbearbeitung Errosion. Für Gentechnik wird es zumindest hier in Mitteleuropa nicht benötigt. Das wenigste Glyphosat kommt von Monsanto, der Patentschutz ist lange abgelaufen. Glyphosat wird heute von vielen kleinen Firmen quasi nachgebaut und ist grotten billig. Wenn große Mengen abgenommen werden kostet der liter 3 Euro und... mit 2 Ltr. je ha ist der Acker sauber man spart dabei je nach Boden 20 bis 30 Ltr. Diesel je ha....Das rechnet sich für den Landwirt, für das Klima für das Bodenleben und für den Boden, dieser wird dann nicht so schnell abgeschwemmt.... Dem stehen dann o. a. Nachteile entgegen. Da muss man schon abwägen....

    • @Bernhard Hellweg:

      für 'pfluglose' Landwirtschaft braucht es kein Glyphosat und auch keine anderen Pestizide.

    • @Bernhard Hellweg:

      Das Glyphosat ,seine Formulierungen und Additive das Bodenleben bereichern und für ein stabiles Bodengefüge sorgen ist eine interessante These. Um das Klima zu schützen, wäre z. B. eine Abschaltung der meisten Biogasanlagen, eine Standortgerechte Fruchtfolge und die Rückführung von Grenzertragsstandorten und Grünlandumbruch in eine Standort angemessene Bewirtschaftung sinnvoller. Auffällig ist, das ein Teil der Landwirte Glyphosat exzessiv nutzt , während andere diese Mittel selten einsetzen, weil sie ein anderes Fruchtfolgemanagement haben Es geht also gut Ohne. (siehe auch Beitrag WAAGE69) Letztlich geht es doch wohl nur um kurzfristigen Profit.

      • @Jandebuur:

        Natürlich kommt man in unseren Breitengraden auch ohne Glyphosat klar, die Frage ist: Was ist die Alternative. Die Alternative ist mehr Bodenbearbeitung, dabei wird CO2 Abgebaut und mehr Kraftstoffverbrauch und andere Pestizide. Einfach Glyphosat verbieten und die Alternative nicht zu wissen ist m. E. zu kurz gedacht. Im Übrigen wächst der Welt Erntebedarf jedes Jahr um ca 3 % Woher soll dieses Mehr an Ernte kommen? Mit den Methoden von Gestern und Vorgestern wird das nicht funktionieren. Wir hier in Europa haben gut lachen wir haben das Geld für ausreichend Nahrungsmittel. Ernten wir weniger, dann importieren wir einfach. Zur Not kaufen wir den Hungernden das Essen direkt vor der Nase weg. Unser Geld, unser Reichtum ist auch eine Waffe, gerichtet gegen die Ärmsten der Armen.

        • @Bernhard Hellweg:

          Jetzt platzt mir aber der Kragen werter Kollege:

          Pflügen/Pluglos ist doch noch so eine ideologische Nebelkerzenauseinandersetzung.

           

          Ich sehe da kein Problem, die meisten kleineren oder mitteleren Bauern pflügen einfach zwischen Weizen und Gerste und fertig ist, ansonten wird wo immer es geht pfluglos gearbeitet.

           

          Bei uns in der Gegend arbeiten nur die "Großbauern" vom Typ "ich krieg den Hals nicht voll" mit tausendfünfhunderter Maststall und Biogasanlage mit Glyphosat, da sie keinen Pflug und auch gar keine Zeit mehr haben ausnahmweise mal etwas mehr Aufwand zu treiben weil sie sonst die vielen Flächen die sie auf Kosten der kleineren Bauern für zum Teil 1200 Euro/ha zusammenraffen nicht mehr bestellt bekommen.

           

          Egal ob Glyphosat giftig ist oder nicht, es ist nur was für faule Bauern die zu enge Fruchfolgen fahren wollen oder denen die Fantasie beim Fruchtfolgemanagment fehlt.

           

          Da bin ich ausnahmsweise mal voll einer Meinung mit Kollegen Jan!

          • @Waage69:

            Die meisten Bauern die aufs Plügen verzichten, wollen Bodenerrosion verhindern und Kraftstoff sparen

            • @Bernhard Hellweg:

              Nicht wenige Bauern die ausschließlich auf "pfluglos" setzen machen dies um immer riesigere Schläge (was die Vorteile bei der Bodenerosion oft konterkariert) möglichst schnell bewirtschaften zu können und nehmen dabei entgegen der guten fachlichen Praxis erhöhten Herbizideinsatz (inclusive dem Einsatz der umstrittenen Totalherbizide), Fusarien/Mykotoxine im Getreide und die Ausbreitung des Maiszünslers billigend in Kauf.

  • Ja nun, wenns denn wirklich so sein sollte und auch hieb und stichfest nachgewiesen wird - Ich halte Glyphosat letztlich im konventionellen Anbau für verzichtbar.

     

    Man braucht es ja eigentlich fast nur beim ausschließlich pfluglosen Anbau in Fruchtfolgen in denen eine Getreidesorte ohne Zwischenfrucht auf die andere folgt.

     

    Beispiel (Im Ansatz hat es Herr Maurin schon im Artikel angerissen):

     

    Man braucht das Glyphosat um ohne Pflügen nach dem Anbau von Weizen vor der Saat der Gerste den bereits aufgekeimten Weizen abzutöten (Clear Screen) und ein zweites Mal um noch verspätet erst in der Gerste aufkeimende Weizenkörner kurz vor der Ernte der bereits totreifen Gerste durch Glyphosat für den Mähdrusch zur vorzeitigen Abreifung zu bringen.

     

    Pflügt man innerhalb der Fruchtfolge z.B. nach der Weizenernte die Stoppeln zusammen mit dem Ausfallgetreide um kann dieses auch nicht in der darauffolgend ausgesäten Gerste aufkeimen und durch seine spätere Reifezeit die Gerstenernte durch seine Feuchtigkeit verzögern.

    Das "Clear Screen" besorgt eben das Pflügen so wie Muttern oder Opa ihren Garten umgräbt.

     

    Weizen nach Mais, Raps, Bohnen oder anderen Zwischenfrüchten, Weizen nach Weizen und Gerste nach Gerste, oder Mais nach Getreide (im vegetationstarken und stark schattenden Mais hat das aufgeschlagene Getreide sobald der Mais "die Reihen zumacht" eh keine Chance) geht dann ja immer noch pfluglos was ja Diesel spart und Vorteile für das Bodenleben hat.

     

    Wie die DB künftig ohne RoundUp oder Basta! ihre Gleisbetten sauber hält soll meine Sorge nicht sein da ich eh kaum noch Bahn fahre. Ebenfalls ist mir schnuppe wie HobbygärterInnen künftig ihren Waschbeton moosfrei halten...

    • @Waage69:

      Was ich geschrieben habe gilt nur für den Einsatz in Deutschland, @Tom Sayyd hat weiter unten noch eine weitere Einsatzmöglichkeit am Beispiel von Soja skizziert, welche in Deutschland aber nach meiner Kenntnis kaum eine Rolle spielt.

  • Ergänzung zu dem Artikel: Inzwischen gibt es schon neue Varianten dieses Gifts, da bereits Resistenzen entwickelt hatten (das Gift also teilweise nicht mehr "richtig" wirkte).

    Ferner: genau dieses Gift ist für den Hersteller der wesentliche Treiber der Gen-Technik. Es ist keine zufällige Parallele. Es ist also etwas anders (noch schlimmer), als im Artikel gesagt. Dort staht "Besonders zugenommen hat der Glyphosat-Verbrauch weltweit, weil die meisten gentechnisch veränderten Pflanzen gegen den Stoff resistent sind." Tatsächlich ist der Zusammenhang so, dass die Forschung und Entwicklung bei Gentechnik und Gift Hand in Hand gehen. Das Gift wird so entwickelt, dass alles drum herum kaputt geht. Außer die Zuchtpflanze, z.B. Soja. Und die Soja-Pflanze wird so gentechnisch verändert, dass sie das Gift aushält. Dennoch speichert sie Rückstände des Gifts. Hält es der Mensch aus? Will er das? Kann das gesund sein?

    • @Tom Sayyid:

      Die Hersteller haben längst darauf reagiert und Sorten gezüchtet, die gegen mehrere Herbizide resistent sind, zum Beispiel neben Glyphosat auch gegen Glufosinat, welches wesentlich giftiger ist. Mit einem Verbot von Glyphosat ist für die Umwelt nichts gewonnen - im Gegenteil.

  • Global tätige Kartelle wie der Saatguthersteller Monsanto sind quasi unangreifbar.

    Sich mit ihnen anzulegen, hieße, es sich mit den USA zu verderben.