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Amtliche Lärmchecks von MotorrädernNur eins von Tausenden geprüft

Das Kraftfahrtbundesamt hat in 5 Jahren nur bei einem Motorrad-Modell die Angaben des Herstellers zur Lautstärke kontrolliert.

Nix mit Idylle, denn sie mögen es laut: Motorradfahrer im Grünen Foto: imago/Arnulf Hettrich

Berlin taz | Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) überprüft die Angaben der Motorradhersteller zum Lärm ihrer Fahrzeuge nur selten. „Das KBA hat ab dem Beginn des Jahres 2017 aufgrund von Hinweisen ein Gesamtfahrzeug der BMW Motorrad AG mit der Handelsbezeichnung ‚R nineT‘ im Rahmen der COP (Konformitätsüberprüfung) ohne Beanstandung überprüft“, antwortete das Bundesverkehrsministerium auf eine Frage der Grünen im Bundestag, wie viele Motorradtypen die Behörde auf Einhaltung der Geräuschgrenzwerte „in den letzten 5 Jahren“ kontrolliert habe. Das ist extrem wenig im Vergleich zu den Tausenden Modellen und rund 4,4 Millionen Motorrädern, die Anfang Januar in Deutschland zugelassen waren.

Zudem habe das KBA Aufträge zum Lärmcheck von nur drei Austauschschalldämpfern erteilt, ergänzte das Verkehrsministerium. Auch von diesen Zubehörauspuffen, die oft besonders laut sind, nahm das KBA bisher keinen vom Markt. Denn: Die Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen, teilte das Ministerium mit.

Die Grünen beziehen sich in ihrer Anfrage vor allem auf einen taz-Bericht vom 10. Februar, wonach BMW und andere Konzerne Motorräder so bauen, dass sie lauter sind als nötig. Die Unternehmen bestätigten damals, dass sie in den Auspuff mehrerer Modelle Klappen einbauen. Diese verringern den Lärm bei den im Zulassungstest geprüften Drehzahlen. Insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten sind die Fahrzeuge lauter. Denn viele Kunden wünschen eine möglichst große Lautstärke, obwohl sie die Lebensqualität und die Gesundheit vieler Menschen schädigen kann. Auspuffklappen hat zum Beispiel Deutschlands meistverkaufter Motorradtyp, die BMW R 1200 GS.

Der Trick mit den Klappen funktioniert, weil die Geräuschemissionen bei den behördlichen Prüfungen nur bei ungefähr 50 km/h gemessen werden. Zusätzlich müssen die Hersteller­ erklären, dass die Motorradmodelle die Grenzwerte bei Geschwindigkeiten von 20 bis 80 Kilometern pro Stunde einhalten. Ob diese Behauptungen zutreffen, überprüft das KBA aber kaum.

Der Staat verlässt sich somit auf Beteuerungen zum Beispiel von Konzernen, die im Abgasskandal teils die Behörden belogen haben. Das Verkehrsministerium begründet die niedrige Nachkontrollrate damit, dass die meisten „der in Deutschland angebotenen Motorräder und Motorrad-Austauschschalldämpfer“ nicht das KBA, sondern Behörden in anderen EU-Staaten genehmigt hätten. Da könne es nicht nachträglich prüfen. Aber: Allein Deutschlands Marktführer für Motorräder, BMW, lässt sehr wohl zahlreiche Modelle in Deutschland genehmigen.

Es schockiert mich, wie wenige Nach­kontrollen das KBA durchführt

Holger Siegel, BUND

Das Umweltbundesamt hatte deshalb in der taz gefordert, dass das KBA seine Handlungsspielräume auch nutzt und „zu laute Fahrzeuge und Bauteile aus dem Verkehr“ zieht. „Es schockiert mich, wie wenige Nachkontrollen das KBA durchführt, obwohl es große Verdachtsmomente gibt“, sagte Holger Siegel, Sprecher des Arbeitskreises Motorradlärm beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nun.

Das Umweltbundesamt verlangte auch, Lärmgrenzwerte für Geschwindigkeiten über 80 km/h sowie für alle Motordrehzahlen festzulegen. In diese Richtung will die Bundesregierung aber nur bei den herstellereigenen Tests gehen. Sie antwortete den Grünen, sie setze sich dafür ein, dass hier bis „100 km/h in allen Getriebestufen, Fahrsituationen und Fahrmodi“ getestet werde. Unklar ist dabei auch, ob damit wirklich alle Drehzahlen geprüft würden – das ist die entscheidende Größe für den Lärm.

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11 Kommentare

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  • Das gefährdet Arbeitsplätze!

    Der Spruch ist so geil, damit richtet man sogar das KBA aus.

    Aber mal im Ernst, wenn ich mich frage, ob mein Zubehörauspuff zu laut ist, das japanische Original in Rostfreudigem ST37 ist schon 10 Jahre nicht mehr lieferbar, dann fahre ich kurz hinter einem Traktor bzw. Mähdrescher her, dann weiß ich wieder was laut ist. Den kann ich in seinem KBA-Proof Originalzustand nicht mal übertönen, wenn ich den Krümmer gleich ganz abschrauben würde. Aber die Jungs sorgen ja für unser tägliches Brot, bzw. fahren von 70 Touren am Tag, 60 Mal zur Biogasanlage. Tja, so ändern sich die Zeiten. Meine Jugend wäre entspannter verlaufen, wenn ich mein P3 Herculesmofa gleich als landwirtschaftliches Großgerät zugelassen hätte. Fetter Sound und steuerermässigt.

  • Sollte es sich möglicherweise nicht um finanzielle Korruption handeln, so ist es mindestens eine "Seelenverwandte" Korruption.

    Denn wenn Mitarbeiter des KBA, die technisches Fachwissen mitbringen, den Industrievorgaben des Ministers zustimmen oder danach handeln, können diese sehr wohl abschätzen, welche Schäden durch ihr Handeln verursacht wird. Damit machen sie sich Mitschuldig. Vermutlich fahren viele davon aber selbst so ein lärmendes Motorrad und finden das einfach nur cool.

    Diese lärmenden Motorräder gehören verboten.

    Aber was erwarten wir von den CSU-Ministergeführten Ämtern. Selbstredend das hier nach den Belieben der Industrie und Konzernen gearbeitet wird.

  • Da wären mir Lärmkontrollen wichtiger als Dieselfahrverbote.

  • Die ''Lärmbehinderten'' Motorradfahrer sind auch für mich ein absolutes Reizthema ! Wobei ich BMW Motorräder nicht gerade belästigend finde da Leute die mit sollchen Bikes unterwegs sind ihr Spaßgefühl übers fahren beziehen und nicht über die Phonzahl ihres inkontinenten Auspuff's. Viel schlimmer sind die ewig 15 Jährigen Harleyfahrer (!!!) deren Lebenswerk einzig aus diesem Zweirad besteht oder die akademische Fraktion deren Kinder gerade aus dem Haus sind oder die möchtegern individualisten oder eben die sogenannten 3% ter . Kaum jemand kann im handumdrehen so viel lärm um nichts veranstalten wie diese Spezies. Meinem Mofafahrenden Sohn wollte die Polizei fast das Mofa stilllegen weil der Siegel lose war und das Rücklicht nicht ging..... Ich plädiere daher ganz klar für eine lückenlose kontrolle aller Motorräder z.B. am kommenden Wochende in Hamburg ! Da sind nämlich die Harley - Day's ! Es wäre toll zu sehen wie hunderte dieser Bikes durch die Stadt geschoben werden müssten.... leider nur ein Traum ...

    • @Bodo Klimmek:

      Siehe dazu von South Park die großartige Episode "The F-Word".

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Bodo Klimmek:

      ..."Wobei ich BMW Motorräder nicht gerade belästigend finde da Leute die mit sollchen Bikes unterwegs sind ihr Spaßgefühl übers fahren beziehen und nicht über die Phonzahl ihres inkontinenten Auspuff's." Da erzählt der Chef von BMW in Berlin aber was anderes. Die Klappen werden von BMW bewusst eingebaut, weil viele Kunden dies, das Mehr an Lärm, wünschen.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Ja OK .... ;-) .... ist mir bissher nicht so aufgefallen da mich hier in meiner Gegend die US Zweizylinder warscheinlich schon etwas abgestumpft haben....

  • Es ist, wie immer, eine Frage des Geldes!

    Man sollte wirklich mal alle Mitarbeiter der Regierung einen Rechnungsprüfer vorsetzen, der deren Einkommen überprüft, aber nicht nur die, auf den legalen Konten!

     

    Es ist doch kaum zu glauben, dass es hier nicht mit Zuwendungen der Industrie zutun hat, dass diese mit den ganzen Betrügereien durch kommt!

     

    Die andere Möglichkeit wäre noch, dass den Mitarbeitern über Weisungen ein derartiges Verhalten eben angewiesen wurde, aber auch dann wird das Geld wohl in den oberen Etagen fließen!

     

    Sonst gebe es noch die Manipulation der Verantwortungsträger durch Sachzuwendungen, welche nach ihrer Amtszeit gereicht werden, z.B. Vorstandsposten, mit Leistungsloser Vergütung, sieht man ja eben auch bei so manchen EX Ministern, oder Herr Gabriel, Herr Schröder usw. usw....???

  • Jetzt, wo ein paar Topmanager der Autoindustrie im Knast sind könnte man doch auch einige ihrer Kumpels aus dem Kraftfahrtbundesamt hinterherschicken, damit sie dort nicht so alleine sind...

     

    Ehrlich: dort sitzen für mich die schlimmeren. Bei den Autoindustriellen könnte man noch meinen, dass sie ihren Job tun (wenn auch mit illegalen Mitteln). Die im KBA tun aber leider das gegenteil ihrer Jobs (und dann auch noch vermutlich illegal).

    • @tomás zerolo:

      Alexander den Dümmsten nicht vergessen.

    • @tomás zerolo:

      Ist das KBA nicht letztlich eine dem Verkehrsminister untergeordnete Behörde?

      Als solche hätte bei allen nicht hoheitlich zwingenden Aktivitäten der Chef das Sagen.

      Überprüfungen von anderswo freigegebenen Auspuffen gehören sicher dazu.