piwik no script img

Amoklauf in GrazDer schlimmste Vorfall dieser Art in Österreich

Ein 21-jähriger Einzeltäter tötet an einer Schule neun Menschen und verletzte mindestens 12 weitere. Unter den Opfern sind Mitschüler und Lehrkräfte.

Die Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war, bestätigte, dass es sich um einen Einzeltäter handelte Foto: Erwin Scheriau/APA/dpa

Wien taz | In Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, ist es am Dienstag zu einem Amoklauf gekommen mit insgesamt 10 Toten und mindestens 12 Verletzten. Letztere sind teilweise noch in kritischem Zustand. Der Täter eröffnete vor 10 Uhr das Feuer in zwei Klassen des Bundes-Oberstufenrealgymnasiums. Unter den Opfern befindet sich mindestens eine Lehrperson. Auch der Täter ist unter den Toten. Er nahm sich auf einer Schultoilette das Leben.

Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sagte am Nachmittag, der Täter sei ein 21-jähriger Ex-Schüler des Gymnasiums. Er habe es ohne Abschluss verlassen. Alles Weitere sei derzeit Spekulation. Er hat laut Polizei zwei Waffen geführt und diese legal besessen. Erste Berichte deuten darauf hin, dass er in seiner Schulzeit unter Mobbing litt.

Die Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war, bestätigte bald, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Noch am Vormittag erklärte sie die Lage für unter Kontrolle. Die Schüler wurden in einer Veranstaltungshalle untergebracht, wo Kriseninterventionsteams sie betreuten.

Laut Kronen Zeitung waren die Notaufnahme und der Schockraum im Landeskrankenhaus zunächst überlastet. Über 100 Sanitäter und drei Hubschrauber waren im Einsatz, um die Verletzten in umliegende Krankenhäuser zu bringen.

Die politischen Auswirkungen sind noch unklar. Unmittelbar nach der Tat sagte Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) alle Termine ab und sprach von einer „nationalen Tragödie, die unser gesamtes Land tief erschüttert“. Er dankte allen Einsatzkräften und appellierte an das Mitgefühl: „In dieser schweren Zeit ist Menschlichkeit unsere stärkste Kraft.“

Innenminister Karner sowie Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) machten sich umgehend auf den Weg nach Graz. Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), die ebenso zum Tatort kam, sprach von einer „furchtbaren Tragödie“. In den kommenden Tagen solle an der betroffenen Schule nicht der Unterricht, sondern die Bewältigung der Ereignisse im Vordergrund stehen.

Es ist der bisher schlimmste Vorfall dieser Art in Österreich. Amokläufe an Schulen waren in Österreich bisher selten. Einzelne Versuche, etwa 2021 im oberösterreichischen Ohlsdorf, konnten zumeist verhindert werden.

Vor fast genau zehn Jahren erschütterte jedoch eine Amokfahrt in der Grazer Innenstadt das Land. Ein 26-Jähriger tötete damals 3 Menschen und verletzte 26 weitere.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!