Am Tresen vom bedrohten Syndikat: „Wir sind eben eine Kiezkneipe“
Dem Kneipenkollektiv Syndikat wurde nach 34 Jahren der Mietvertrag gekündigt. Christian ist Sprecher und Gesicht der Kneipe in der Weisestraße.
taz: Da wir in einer Kneipe sind, können wir uns duzen, oder?
Christian: Auf jeden Fall.
Wir haben 30 Euro von unserem Chef in der Tasche, die wir vertrinken können.
Das wäre schon eine ganz gute Leistung bei unseren Preisen. Dann fangen wir erst mal mit dem angenehmen Teil an: Prost!
Prost! Wie viel trinkst du bei der Arbeit?
Das hängt ganz vom Abend ab. An manchen eskaliert es hinter dem Tresen genauso wie davor, an den meisten gehe ich nüchtern hier raus. Das wäre ja fatal, wenn man jedes Mal trinken würde.
Der Mensch:
Christian will seinen Nachnamen nicht veröffentlicht wissen. Er ist 1979 in der Nähe von Köln geboren und dort auch aufgewachsen. Zum Zivildienst zog er nach Berlin und blieb hier für ein Soziologiestudium. Seit 12 Jahren ist er Teil des Betreiberkollektivs der Neuköllner Kneipe Syndikat.
Die Kneipe:
Das Syndikat in der Weisestraße 56 existiert seit 1985. Im vergangenen Jahr erhielt die Kneipe ihre Kündigung, zum Jahresende sollte sie ihre Schlüssel abgeben. Doch das Kollektiv machte einfach weiter und kämpft immer noch um den Verbleib. Durch seine Recherchen zum Hauseigentümer wurde aufgedeckt, dass hinter Dutzenden Briefkastenfirmen als Tarnung die englische Pears-Gruppe steht, die bis dato in Berlin noch vollkommen unbekannt als Hausbesitzer war.
Der Prozess:
Am 29. Oktober fand vor dem Landgericht der Räumungsprozess gegen das Syndikat statt. Dessen Anwälte monierten die Eintragung der Eigentümerfirma Firman Properties ins luxemburgische Handelsregister und bezweifelten die ordnungsgemäße Vertretung der Briefkastenfirma. Das Gericht hat den Verkündungstermin für ein Urteil auf den 26. November angesetzt. (epe, gjo)
Wann und wie bist du zum Syndikat gekommen?
Ich bin studierter Soziologe …
… Wer nichts wird, wird Wirt …
… Da ich keinen Führerschein habe, konnte ich nicht Taxifahrer werden. Ich bin vor 12 Jahren gefragt worden, ob ich mir das vorstellen könnte, hier mitzumachen. Nach der Uni, dachte ich, wäre es gut, mal wieder etwas anderes zu machen, körperlich zu arbeiten …
Warst du im Syndikat schon Kunde, bevor du dort Wirt wurdest?
Auch. Es war meine allererste Kneipe in Berlin. Als ich in die Stadt kam, um mich um eine Wohnung für die Zeit meines Zivildienstes zu kümmern, bin ich abends hier gelandet und habe mich gleich verliebt in den Laden. Die Musik war cool, die Leute waren nett und das Bier hat geschmeckt. Danach habe ich ihn aber erst mal lange nicht wiedergefunden. Am Wochenende bin ich dann eher in der Köpi und in Kreuzberg versackt.
Also linksalternative Orte.
Dafür bin ich aus Köln nach Berlin gezogen. Ich wollte mich mehr in linken Kreisen bewegen und auch eine größere Auswahl an subkulturellen Orten und Veranstaltungen haben.
Das Syndikat begreifst du als expliziten Teil dieser linken Infrastruktur?
Auf jeden Fall, auch wenn nicht alle Gäste so aussehen. Wir kommen aus der Hausbesetzerbewegung, wir wurden 1985 gegründet von Leuten, die das Hausprojekt drei Häuser weiter gemacht haben. Die wollten noch eine Feierabendkneipe haben und haben die ersten Jahre hier umsonst gearbeitet. Damals wollte niemand in eine linke Kneipe gehen, die Leute saßen hier die ersten Jahre unter sich. Aber wir versuchen einen Ort zu schaffen, wo jeder willkommen ist, also von Nazis, Sexisten und ähnlichem Pack abgesehen. Wer hier andere diskriminiert, muss sofort gehen. Ungefähr einmal im Monat machen wir Soli-Partys für linke und soziale Projekte und spenden alle unsere Trinkgelder auch für ähnliche Zwecke.
Seit mehr als einem Jahr kämpft ihr im Syndikat nun schon ums Überleben. Was ist die prägendste Erfahrung dieser Zeit?
Ich hätte vor einem Jahr nicht damit gerechnet, dass ich regelmäßig auf Demos spreche oder Interviews gebe. Genauso bin ich überwältigt von der Solidarität, die uns entgegenschlägt, hier im Kiez und auch darüber hinaus. Erstaunlich ist, wenn Leute, die die Kneipe gar nicht mögen, sagen, dass sie bleiben soll. Oder eine verschleierte Frau vorbeikommt und 200 Unterschriften für unseren Verbleib abgibt. Auch der Neujahrsgruß von Neuköllns SPD-Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu gehört dazu.
Hat sich in der Kneipe im letzten Jahr etwas geändert?
Es wurde auf jeden Fall voller. Das mag auch daran liegen, dass sich der Kiez so gewandelt hat und immer mehr Partymenschen hier absteigen, aber es hat sicherlich auch mit unserem Kampf zu tun. Immer mal wieder erzählen mir auch Touristen aus Europa oder Nordamerika, dass sie hier nochmal hinwollten, bevor die Kneipe weg ist. Es ist völlig faszinierend, wie viel Wirbel diese kleine Kneipe gemacht hat.
Hast du eine Erklärung dafür?
Wir sind jetzt im 34. Jahr unseres Bestehens. Wenn man den Gründern und Stammgästen glauben darf, hat sich hier nicht wirklich viel verändert. Viele Leute haben hier ihre Freizeit verbracht, ihre Studienabende durchgesoffen, das macht sich jetzt bemerkbar. Diese Leute sind jetzt zum Beispiel Journalisten. Und wir sind eben eine Kiezkneipe und haben uns auch vor unserer Kündigung schon gegen die Verdrängung hier im Kiez bewegt.
Sind Stammgäste von euch aus dem Kiez gentrifziert worden?
Klar. Mieten sind nahezu jeden Abend Thema. Nach Ankündigung des Mietendeckels und dem Aufruf von Haus und Grund, noch schnell die Mieten zu erhöhen, hatten hier zwei von drei Leuten eine Erhöhung.
Ich bräuchte mal ein neues Bier. Danke! Stimmt es, dass ihr es versäumt habt, die Option für eine Vertragsverlängerung zu ziehen?
Wir haben uns leider bei der Vertragsdauer verrechnet. 2009 haben wir einen 10-Jahres-Vertrag bekommen, aber nicht mitgerechnet, dass 2009 schon als erstes Jahr zählte. Im Juli 2018 kam dann für uns überraschend die Kündigung rein. Zuerst hieß es, dass wir über einen neuen Vertrag reden können. Dem folgte aber nichts, nur die endgültige Kündigung im September.
Wie habt ihr eure Stammgäste informiert?
Über Aushänge und einen Infoabend. Schon der geriet völlig aus den Fugen: Es sind über 200 Leute gekommen und alle wollten uns unterstützen. Sofort haben sich Arbeitsgruppen gebildet. Mittlerweile geht es in denen auch nicht mehr nur ums Syndikat, sondern um Verdrängung im ganzen Kiez.
Wie habt ihr euch gewehrt?
Wir wollten erst mal mit der Hausverwaltung, der Deutschen Immobilien-Management, verhandeln. Die haben uns aber schnell klar gemacht, dass sie nur der Vermittler seien. Dann wollten wir herausfinden, wer eigentlich unser Eigentümer ist. Das war nicht ganz einfach: Im Mietvertrag stand nur Firman Properties Sarl mit Sitz in Luxemburg. Die waren aber nicht näher zu identifizieren. Freunde von uns sind hingefahren und haben den Briefkasten fotografiert. Es waren noch 76 andere Firmen drauf. In deren Registereinträgen tauchten immer wieder dieselben Geschäftsführer auf – irgendwann ergab ein Treffer, dass eine dieser Firmen auch in Kopenhagen aktiv ist. Im dänischen Handelsregister muss auch der wirkliche Eigentümer stehen – anders als in Deutschland oder Luxemburg. Und da tauchte erstmals der Name Pears auf.
Letztlich habt ihr ein Immobilien-Imperium enttarnt.
Das wussten wir zuerst noch nicht. Niemand in Berlin kannte diese Firma – weder Mietaktivisten noch sonst wer. Laut ihrer eigenen Website hatten sie aber über 6.500 Wohnungen und Gewerbeeinheiten in Berlin – alles unter ihren Briefkästen. Das Netz wurde immer größer. Wir haben unsere Ergebnisse dann über diverse E-Mail-Verteiler der Stadt veröffentlicht und betroffene Mieter vernetzt. Wir bekamen Rückmeldungen aus der ganzen Stadt – und konnten innerhalb kürzester Zeit über 3.000 Pears-Wohnungen nachweisen. Wir haben uns dann bei der Kampagne „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ gemeldet und gesagt: Wir haben hier übrigens auch noch einen Akteur gefunden.
Das habt ihr der Pears Family dann ja auch noch ordentlich unter die Nase gerieben.
Ja, spätestens als wir im Dezember nach London gefahren sind und vor ihren offiziellen Geschäftsbüros mit Unterstützung von Londons Mietaktivisten demonstriert haben. Die waren völlig überrascht, dass auf einmal ein Mieter vor ihnen stand. Sie sagten, wir sollen uns nach Luxemburg wenden. Als wir ihnen dann sagten, dass dort nichts ist außer einem Briefkasten, hieß es, in Berlin könnte man doch problemlos umziehen – es sei ja alles so billig und genug Platz da.
Habt ihr es in der ganzen Zeit mal geschafft, mit euren Eigentümern zu reden?
Kein Wort. Von den drei Pears-Brüdern hat keiner mit uns geredet, weder hier in Berlin vor ihrem Büro noch in London. Und wir haben alles versucht: Briefe und E-Mails, der Baustadtrat von Neukölln hat geschrieben, Journalisten haben angefragt und waren vor Ort, unser Anwalt hat versucht, mit ihnen zu reden – es wurde einfach alles abgeblockt.
Der Räumungsprozess hat wenig Anlass zur Hoffnung gegeben. Glaubst du noch, dass ihr gewinnen könnt?
Wir gehen davon aus, dass wir gewinnen werden. Wir wollen noch 30 Jahre weitermachen. Dass unsere Chancen im Prozess nicht allzu hoch sind, war uns klar. Eigentum und Kapital ist offenbar das schützenswerteste Gut in dieser Demokratie. Schade war, dass die Richterin auf unsere Anträge gar nicht eingegangen ist. Wir wollten, dass Mieterschutz auch für Gewerbe gelten soll. Willst du noch ein Bier?
Ja, gerne. Ihr habt euch eure positive Einstellung bewahrt.
Muss. Sonst machst du dich ja kaputt. Wenn du die ganze Zeit nicht daran glaubst, dass du gewinnst, und das dennoch machst, drehst du durch. Da mag schon eine gewisse Art Selbstbetrug mit dabei sein. Aber es ist immer noch der alte Kampf David gegen Goliath – und auch der hat gewonnen. Warum sollte uns das nicht auch glücken? Und so einem blöden Investor dabei noch in den Arsch treten und ihn zu ärgern ist auch wichtig. Wir wohnen, leben und arbeiten hier, und das schon sehr lange.
Habt ihr euch schon nach alternativen Räumen im Kiez umgeschaut?
Natürlich haben wir uns im Kiez umgehört, was es an Alternativen gibt. Aber es ist einfach nichts frei. Und wer diese Kneipe kennt, weiß auch, dass wir nicht in ein Haus ziehen können, wo vorher Kleingewerbe drin saß.
Gibt ’s hier keine Probleme?
Doch: Seit Kurzem vermietet eine Firma die Wohnungen für studentisches Wohnen auf Zeit. Offiziell ab einem halben Jahr, damit es nicht unter das Zwischennutzungsverbot fällt. Die vermieten möblierte Zimmer für ein Schweinegeld, ohne dass die Mieter die Räume vorher gesehen haben. Dann kommen die hier an und haben jede Nacht Krawall und Remmidemmi. Die Ersten, die eingezogen sind, wohnten über unserem Kicker. Die haben jeden Abend um halb acht die Bullen gerufen.
Mit denen habt ihr momentan ja ohnehin viel zu tun.
Es war faszinierend, was am Anfang bei unseren Kundgebungen vor dem Pears-Büro am Ku’damm aufgefahren war. Da waren Gitter, 50 Beamte plus LKA, und wir tauchten da mit 15 Leuten auf. Inzwischen sind es etwas weniger, trotzdem ist es verrückt, wie viele Polizisten wir mit unseren paar Redebeiträgen beschäftigen. Wir werden von staatlicher Seite sehr ernst genommen (lacht).
Ich habe übrigens gar kein Bier mehr. Danke! Wie stellt ihr sicher, dass bei all der Öffentlichkeit die Kneipe ein geschützter Freiraum bleibt?
Wir machen einfach weiter wie zuvor. Wenn wir etwa mitkriegen, dass Leute fotografieren, weisen wir sie drauf hin, dass wir das hier nicht möchten. Wir haben mit Fotos tatsächlich auch schon schlechte Erfahrungen gemacht: Einem Gast etwa wurde gekündigt, weil er trotz einer Krankmeldung im Syndikat war. Hier sollen alle so sein können, wie sie wollen. Niemand soll damit rechnen müssen, dass alles, was hier passiert, auf Facebook oder Instagram gepostet wird.
Ist die Fotopolitik nicht schlecht für euer Yelp-Profil?
Nicht, das ich wüsste.
Oder ist gerade eher Tripadvisor angesagt?
Keine Ahnung. Es gibt ja auch Qype. Die hatten auch mal so’n Ranking mit Berlins besten Kneipen. Da waren wir innerhalb kürzester Zeit viel zu weit oben.
Auf welchem Platz?
Sieben oder so. Neben dem China-Club im Adlon, dem Borchardt und dem Trinkteufel. Wir dachten: Was läuft denn hier schief? Mittlerweile haben sie das Ranking zum Glück abgeschafft.
Steht ihr auch im Lonely Planet?
Wir standen eine Zeit lang in der spanischen Lonely-Planet-Ausgabe. Das hat man sofort gemerkt. In dem Jahr waren unwahrscheinlich viele Spanier hier. Wegen der Wirtschaftskrise sind ja eh schon viele junge Spanier hier, aber in dem Jahr war es hier schon verrückt.
Hat sich eure Gästezusammensetzung über die Jahre geändert?
Es sind sicherlich mehr Touristen geworden. Und der Kiez ist noch internationaler geworden. Ist doch schön, wenn die Welt sich trifft, bei Bier zusammensitzt und sich kennen lernt. Früher zu Flughafenzeiten waren es noch überwiegend die klassischen Neuköllner Arbeitslosen, türkische und arabische Familien. Der Schillerkiez war damals komplett abgehängt. Hier wollte keiner wohnen. Aber seitdem der Flughafen zu ist, hat sich der Kiez brutal verändert. Wenn man jetzt im Sommer die Herrfurthstraße langläuft, sind die Straßen voll. Das ist Wahnsinn.
Wie funktioniert Gastronomie als Kollektiv? Braucht man da nicht eigentlich klare Ansagen und Zuständigkeiten und keine Plena?
Wir sind zu acht und versuchen alles hierarchiefrei zu machen. Das funktioniert gut. Niemand hat das letzte Wort, jeder hat das Recht auf ein Veto.
Was würde dem Kiez verloren gehen, wenn ihr hier rausmüsstet?
Es ist für viele hier das Wohnzimmer, wo man sich mit Freunden trifft. Durch die Gentrifizierung haben viele Leute keine Wohnzimmer mehr, weil da mittlerweile ein weiterer Mitbewohner lebt. Hier sind Freundschaften gewachsen. Wichtig ist uns auch, dass es keine Konsumpflicht gibt. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand sagt: Ey, ich habe kein Geld, aber ein Sterni im Rucksack. Dann bekommt er ein Glas und darf bleiben.
Ich nehm noch eins, bitte. Momentan ist eine Reihe von alternativen Projekten bedroht. Ihr demonstriert als Interkiezionale gemeinsam. Was wird aus Berlin, wenn dieses halbe Dutzend Projekte fehlt?
Ich glaube, es wäre ein herber Verlust für die Alternativkultur hier. Seien es die Newcomer-Bands, die auf den Potse-Umsonst-Konzerten auftreten können, oder auch nur, dass man sich mit wenig Geld betrinken gehen kann. Berlin lebt immer noch von seinen Freiräumen – du kannst dich hier ausleben, ein bisschen Kunst oder irgendwas machen. Es kann nicht sein, dass das alles abgeräumt wird. Das kann sich Rot-Rot-Grün auch nicht leisten, wenn sie nochmal wiedergewählt werden wollen. Wenn alles nur noch kommerziell ist und alles zu einer Simon-Dach- oder Weserstraße wird, geht viel verloren.
Würdest du in der Weserstraße trinken gehen?
Was will ich mit der nächsten Bar, in der der Putz abgeschlagen ist, ein altes Sofa steht und es 0,3-Flaschenbier für 4 Euro gibt? Da fehlt der Charakter und da fehlen auch die Schrullen vom Tresenpersonal. Hier bekommt man auch mal ein ehrliches „Halt jetzt die Fresse, ich bin gerade in einem Gespräch“ als Antwort auf eine penetrante Bestellung. Wir müssen nicht jede Windung der kapitalistischen Verwertungslogik mitgehen. Und die austauschbare Weserstraßen-Kneipe kümmert sich auch nicht um die Nachbarschaft. Zu uns kommt etwa am Ende des Monats häufiger eine nette Oma von gegenüber, weil ihre Grundrente nicht für ihre Medikamente reicht. Sie bekommt den Rest dann von uns, lebt aber in permanenter Angst, aus ihrer Wohnung rauszufliegen. Da wird dir ganz anders.
Wo gehst du Bier trinken, wenn das Syndikat mal nicht mehr ist?
Ich weiß das, ehrlich gesagt, noch nicht.
Wenn dieser Kampf irgendwann vorbei ist, positiv oder negativ …
Positiv!
… wirst du dann in stadtpolitischen Kämpfen aktiv bleiben?
Sicherlich. Nicht ganz so wie jetzt, aber ich war immer auch auf Mietendemos, Veranstaltungen und Ähnlichem. Außerdem habe ich das in meiner WG am Hermannplatz auch erlebt. Da wurden wir wegen eines Hauptmieterwechsels rausgeklagt nach einem fünfjährigen Gerichtsverfahren. Wir wohnen da noch zu einem alten Berliner Mietzins. Natürlich wollen die uns raushaben. Die Nachbarn über uns zahlen das Vierfache. Im August nächstes Jahr müssen wir da eigentlich ausziehen.
Schöne Scheiße.
Absolut.
Hast du noch ein staatsmännisches Abschiedsstatement?
Hier kann natürlich auch ein Starbucks reinziehen. Das bringt uns allen richtig viel. Oder noch der siebzehnte Co-Working-Space im Kiez. Oder das nächste Restaurant für Touristen – komplett an den Bedürfnissen der Leute hier vorbei. Man hätte für diese ganzen Berlin-Touristen in Brandenburg ein Dorf mit Easyjet-Anschluss hinbauen können mit einer nachgebauten Weserstraße bis zur Simon-Dach-Straße und dem Tresor mitten drin. Da habt ihr euren Erlebnispark. Das wäre für alle besser gewesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer