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Alleinherrschaft des FußballsKane könnte kicken kommen

Warum über anderen Sport berichten, wenn man auch über Fußball spekulieren kann? Die European Games finden in Deutschland kaum Beachtung.

Großes Thema: Harry Kane wechselt unter Umständen eventuell zum FC Bayern. Vielleicht auch nicht Foto: John Walton/dpa

W as sind die European Games schon im Vergleich zu Harry Kane? Oder um es zuzuspitzen: Warum über Sport berichten, wenn man auch darüber spekulieren kann, wer wo bald mal Sport machen könnte?

Es mag schon sein, dass dieses europäische Multi-Sportevent aufgewertet wurde durch Qualifikationsmöglichkeiten für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Zudem werden etliche EM-Titel vergeben.

Doch um Genaueres über die Wettbewerbe in Polen zu erfahren, mussten sich die Interessierten auf der Website des Veranstalters tummeln. Im Fernsehen wurden nur kleine Schnipsel gezeigt. Resigniert stellte DOSB-Leistungssportchef Olaf Tabor dieser Tage fest, in Deutschland entspreche die Wahrnehmung der Europaspiele nicht dem sportlichen Wert der Veranstaltung.

Die Dominanz des Fußballs macht sich in ihrem absurden Ausmaßen gerade dann bemerkbar, wenn sich deren Akteure mehrheitlich im Urlaub (Männer) oder in der Vorbereitung auf die WM (Frauen) befinden. Auf einer der meistgeklicktesten Nachrichtenseiten war in den vergangen Tagen über die Europaspiele nichts, über die reine Möglichkeit eines Wechsels des englischen Nationalspielers Harry Kane zum FC Bayern München gleich mehrere Artikel zu lesen. „Bayern offenbar mit Kane einig“, danach „So könnte Harry Kane das Spiel der Bayern schlagartig verändern“ und dann „Was ist Bayerns ‚Zuversicht‘ im Fall Harry Kane wert?“

Vergrößerung eines Ungleichgewichts

In der fußballfreien Zeit werden in Deutschland Sportseiten zu Spekulationsseiten. Gründlich ausgeleuchtet werden musste zuletzt natürlich noch, was passieren könnte, wenn Borussia Dortmund Edson Álvarez oder Union Berlin Robin Gosens verpflichten würde.

Neu ist die deutsche Eindimensionalität der Wahrnehmung von Sport natürlich nicht. Das Problem hat sich nur verschärft. Weil die Fußballerinnen sich mit Erfolg gegen die einseitige männliche Perspektive des Fußballs gewandt und mehr Sichtbarkeit erkämpft haben, werden hierzulande viele Sportarten noch stärker an den Rand gedrängt. Die ZDF-Einschaltquoten zu Beginn der European Games veranschaulichen das recht gut. Während die Wettkämpfe in Polen nur 0,9 Millionen Zuschauer sehen wollten, waren bei den deutschen Fußballerinnen gegen Vietnam immerhin bis zu 2,8 Millionen vor den Bildschirmen.

Die Minderung eines Ungleichgewichts führt zur Vergrößerung eines anderen, weil weniger Männerfußball einfach undenkbar bleibt. Über Harry Kane, den eventuellen Bayern-Profi in spe, das ist übrigens die neueste Geschichte, soll sich Union Berlin bereits 2012 Gedanken gemacht haben. Schon krass, welche Geschichten der Fußball schreibt.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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3 Kommentare

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  • Wer liest schon Transferspekulationen? Langweilig ohne Ende. Ob Harry Kane überhaupt Lust auf die Bayern und die chronisch mit den Bayern überforderte Bundesliga hat? Wohl eine Frage des Preises, interessanter ist die Premier League in jedem Fall. Wird so oder so an den nächsten fünf Meisterschaften in Serie der ewigen Saltschüsselträger auch nichts ändern.

  • An einer immer wieder fortgeschriebenen Erzählung bastelte die taz auch schon mit, nämlich 'letztes oder einziges globales / Familien-LAGERFEUER'



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    taz.de/Fussball-und-Fernsehen/!5624440/

  • Besonders viel wurde in der TAZ über die European Games auch nicht berichtet - dagegen finde sich zahlreiche aktuelle Artikel mit Fussball-Kontext in der Sportrubrik.