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Akzeptanz von CoronatestsGurgeln statt würgen

Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, könnte größer sein, wenn die Gurgelmethode eingesetzt würde, vermutet der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb.

Bei Coronatests gibt es durchaus Alternativen zum Abstrich Foto: Georg Hochmuth/dpa

BREMEN taz | Für eine gute Idee hält es der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb, wenn verstärkt Gurgeltests zum Nachweis von Coronaviren eingesetzt würden. „Wir diskutieren das und sind an einem Projekt beteiligt, das verschiedene Testmethoden evaluiert“, sagt Zeeb, Abteilungsleiter am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS). Das Projekt B-Fast wird von der Universitätsmedizin Göttingen koordiniert.

Der Vorteil der Gurgel-Methode sei die vermutlich größere Akzeptanz, weil die Untersuchten nur eine Spüllösung gurgeln und diese anschließend ausspucken müssen. Die derzeit üblichen Rachenabstriche werden je nach Vorerfahrungen und Sensitivität als unangenehm empfunden, bei einigen lösen sie Würgereflexe aus. Als noch unangenehmer und bisweilen sehr schmerzhaft werden die Nasenabstriche erlebt, weswegen bei Kindern in der Regel davon abgesehen wird.

Laut Zeeb spricht derzeit nichts dagegen, die Gurgeltests einzusetzen, die wenigen Studienergebnisse sprächen dafür, dass sie – korrekt durchgeführt – so verlässlich seien wie die Abstriche. So steht es auch auf der Homepage des Robert Koch-Instituts. Zudem sind sie kostengünstiger, weil Personal gespart werden kann, das die Wattestäbchen in Rachen und Nase schieben muss.

Zeeb weist daraufhin, dass bei Testungen von größeren Gruppen wie in Schule und Kita, aber auch Unternehmen, die Getesteten in denselben Testbehälter spucken können – und nur eine Probe ausgewertet werden muss statt 20. Bei einem Positivergebnis müsste der Test dann einzeln wiederholt werden.

Niedrige Bereitschaft bei Eltern

Derzeit ist gerade die Bereitschaft von Eltern, ihre Kinder testen zu lassen, sehr niedrig. Das bestätigte Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bogedan. „Leider ist es wohl gerade in Kitas häufiger zu beobachten, dass trotz Testempfehlung bei Ausbruchsgeschehen nur wenige Kinder zum Test kommen.“

So hatte die taz darüber berichtet, dass sich im Bremer Kinderhaus Arche am Klinikum Ost im November und Dezember 16 von 22 Er­zie­he­r*in­nen und zwei Reinigungskräfte infiziert hatten – durch wen, konnte das Gesundheitsamt nicht aufklären, weil nur 13 von 102 Kindern von ihren Eltern zum Test gebracht worden waren. Eins wurde positiv getestet.

In normalen Zeiten, in denen das Gesundheitsamt nicht so überlastet sei, hätte es diesem Ausbruch nachgehen müssen, sagt Zeeb. „Das geschieht bei Tuberkulose-Ausbrüchen auch, da werden mit Fragebögen detailliert Tagesabläufe rekonstruiert. Auf diese Weise lassen sich auch zukünftig Übertragungsrisiken minimieren.“

Neben der Angst vor den Tests spielt aber offenbar auch die Kommunikation der Behörden eine Rolle. Ein Beispiel dafür ist die Reihenuntersuchung zum Schulbeginn nach den Winterferien. In den Schreiben der Bremer Bildungsbehörde an die Erziehungsberechtigten klangen diese nach einem netten Angebot für alle, die Weihnachten in vielleicht etwas zu großen Runden gefeiert hatten. Der dritte Satz lautete: „Diese Tests sind freiwillig und kostenlos.“

An keiner Stelle wird dabei aber mit erwähnt, dass die Aussagekraft der Testungen davon abhängt, dass möglichst alle teilnehmen. In der Pressemitteilung hieß es: „Ziel ist es, allen Beteiligten eine größere Sicherheit und Transparenz zu geben, dass keine große Anzahl an Personen infiziert aus den Ferien in Schule zurückkommt.“

Entsprechend gering war die Teilnahme. An Grundschulen hatte immerhin ein Drittel der Schü­le­r*in­nen teil genommen, an weiterführenden Schulen gerade einmal elf Prozent. „Das war nicht so optimal“, sagt dazu der Epidemiologe Zeeb. Er habe gehofft, dass mindestens 50 Prozent teilnehmen.

Mehr Pflicht-Tests

Doch mittlerweile gibt es aufgrund des mutierten Virus immer mehr verpflichtende Tests. Am Mittwoch teilte die Bildungssenatorin mit, dass aus Präventionsgründen Mit­ar­bei­te­r*in­nen von Kindertageseinrichtungen einmal die Woche an einem Schnelltest teilnehmen müssten.

Verpflichtend ist seit kurzem auch die Teilnahme für Kinder und Beschäftigte an einem Test, wenn jemand in der Kindertagesstätte positiv getestet wurde. Begründet wird dies in einem Schreiben, das der taz vorliegt, mit dem Infektionsschutzgesetz und „Gefahr im Verzug“. Mit welchen Sanktionen Eltern zu rechnen haben, wenn sie der Aufforderung nicht nachkommen, wird darin nicht erklärt.

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9 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wenn man drei Wochen nach Feststellung eines K1-Kontaktes die Mitteilung bekommt, dass man in Quarantäne hätten gehen sollen und sich nach zehn Tage freiwillig hätte testen lassen können, muss die Behörde sich nicht beschweren über fehlenden Testbereitschaft. Ich hätte mich testen lassen, bekam aber mitgeteilt, dass ich, "weil (sie) keine Symptome haben" nicht getestet werden konnte. Oder es eben selbst hätte zahlen müssen.

    bevor die Behörde sich also beschwert, erst die Fakten checken, die eigene Nase anfassen und dann überlegen ob man sich beschweren kann.

  • Grugeln und Poolen

    Die Studienlage reiche völlig aus, um die Gurgeltests etwa für Massenscreenings an Schulen, Altenheimen oder wie in Wien in Teststraßen einzusetzen, sagt Michael Wagner, Mikrobiologieprofessor an der Universität Wien, der mit Gurgeltests in Österreich eine große, repräsentative Studie an Schulen durchgeführt hat.

    Dazu empfiehlt er für Screenings auch das sogenannte Pooling von Proben, ein Verfahren, bei dem mehrere Proben zusammen ausgewertet und nur im Fall einer positiven Gesamtprobe die Einzelproben noch einmal getestet werden. »Da können bei einem geringen Verlust der Sensitivität viel mehr Proben analysiert werden«, sagt Wagner. »In China werden ganze Millionenstädte mit gepoolten Proben und PCR durchgetestet.

    www.spiegel.de/ges...ewtab-global-de-DE

    • @kamera mann:

      Das mit dem Poolen hat den entscheidenden Nachteil, dass der Test unempfindlicher (bzw ungenauer) wird.



      Ganz zu Beginn der HIV-Pandemie hatte man Blutkonserven ja auch im Pool getestet - mit den fatalen Folgen dass Blutspender mit HIV infiziert wurden.

      Allerdings finde ich es erschrenkend dass offenbar durch reine Unfähigkeit der G-Ämter Infektionsketten nicht aufgeklärt werden.

      • @Bolzkopf:

        Es geht ja nicht daraum jede Infektion zu vermeiden, sondern darum den R Wert klein zu halten. Das sollte Poolen wohl aussreichen. Wagner spricht ja auch nur von einem "geringen Verlust der Sensitivität".

  • 0G
    02881 (Profil gelöscht)

    Den Nasenabstrich fand ich auch extrem unangenehm. Kein zweites Mal wenn vermeidbar!!

    • @02881 (Profil gelöscht):

      Im vorderen Nasenbereich kreisen statt Nasenabstrich

      In einer Studie der Berliner Charité mit der Uniklinik Heidelberg erreichte ein Antigen-Selbsttests eine Sensitivität von 74,4 Prozent und die professionell abgenommenen Antigen-Tests von 79,5 Prozent. Für den Selbsttest musste ein Tupfer im vorderen Nasenbereich in zwei bis drei Zentimetern Tiefe für 15 Sekunden in kreisenden Bewegungen an den Innenwänden der Nase entlanggeführt werden.



      erj.ersjournals.co...3961-2020.full.pdf

      Wer vom Antigen-Test nicht erkannt wird, hat wohl auch in dem Moment nicht viel Virus, ist also wohl nicht oder nicht sonderlich ansteckend.

  • In Erlangen gibts das schon:

    www.br.de/mediathe...1ef4e72b0013f655fb

  • > „Leider ist es wohl gerade in Kitas häufiger zu beobachten, dass trotz Testempfehlung bei Ausbruchsgeschehen nur wenige Kinder zum Test kommen.“

    Naja, man hat den Eltern ja auch ein dreiviertel Jahr lang gebetsmühlenartig erklärt, dass Kinder nichts zu tun haben mit dem Infektionsgeschehen. Es hat halt einen Preis, wenn man sich von der Realität verabschiedet.

  • > In normalen Zeiten, in denen das Gesundheitsamt nicht so überlastet sei, hätte es diesem Ausbruch nachgehen müssen, sagt Zeeb. „Das geschieht bei Tuberkulose-Ausbrüchen auch, da werden mit Fragebögen detailliert Tagesabläufe rekonstruiert. Auf diese Weise lassen sich auch zukünftig Übertragungsrisiken minimieren.“

    Mit anderen Worten, wir sparen etwas Personal beim Gesundheitsamt ein, und sparen dadurch Geld in der Größenordnung von einigen hunderttausend Euro für die jeweiligen Kommunen, mit dem Nebeneffekt, dass wir genau deswegen riesige Epidemiewellen bekommen, wegen denen wir dann die Wirtschaft in ganzen Bundesländern lahm legen müssen, es wirtschaftliche Schäden in Zig-Milliardenhöhe gibt, und tausende von Leuten unnötig sterben?

    Wenn wir diesem Denkmuster folgen, warum geben wir überhaupt Geld aus für Dinge wie zum Beispiel Feuerwehren? Wäre es nicht auch billiger, in Brand geratene Häuser, Hotels etc halt einfach abbrennen zu lassen?

    Und wenn das bei uns zu teuer ist, warum können Schwellenländer wie Vietnam oder China, deren Bruttosozialprodukt pro Kopf weniger als ein Zehntel des unsrigen ist, sich das ganz offensichtlich leisten?

    Nur so als Frage.