Akzeptanz von Coronatests: Gurgeln statt würgen
Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, könnte größer sein, wenn die Gurgelmethode eingesetzt würde, vermutet der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb.
Der Vorteil der Gurgel-Methode sei die vermutlich größere Akzeptanz, weil die Untersuchten nur eine Spüllösung gurgeln und diese anschließend ausspucken müssen. Die derzeit üblichen Rachenabstriche werden je nach Vorerfahrungen und Sensitivität als unangenehm empfunden, bei einigen lösen sie Würgereflexe aus. Als noch unangenehmer und bisweilen sehr schmerzhaft werden die Nasenabstriche erlebt, weswegen bei Kindern in der Regel davon abgesehen wird.
Laut Zeeb spricht derzeit nichts dagegen, die Gurgeltests einzusetzen, die wenigen Studienergebnisse sprächen dafür, dass sie – korrekt durchgeführt – so verlässlich seien wie die Abstriche. So steht es auch auf der Homepage des Robert Koch-Instituts. Zudem sind sie kostengünstiger, weil Personal gespart werden kann, das die Wattestäbchen in Rachen und Nase schieben muss.
Zeeb weist daraufhin, dass bei Testungen von größeren Gruppen wie in Schule und Kita, aber auch Unternehmen, die Getesteten in denselben Testbehälter spucken können – und nur eine Probe ausgewertet werden muss statt 20. Bei einem Positivergebnis müsste der Test dann einzeln wiederholt werden.
Niedrige Bereitschaft bei Eltern
Derzeit ist gerade die Bereitschaft von Eltern, ihre Kinder testen zu lassen, sehr niedrig. Das bestätigte Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bogedan. „Leider ist es wohl gerade in Kitas häufiger zu beobachten, dass trotz Testempfehlung bei Ausbruchsgeschehen nur wenige Kinder zum Test kommen.“
So hatte die taz darüber berichtet, dass sich im Bremer Kinderhaus Arche am Klinikum Ost im November und Dezember 16 von 22 Erzieher*innen und zwei Reinigungskräfte infiziert hatten – durch wen, konnte das Gesundheitsamt nicht aufklären, weil nur 13 von 102 Kindern von ihren Eltern zum Test gebracht worden waren. Eins wurde positiv getestet.
In normalen Zeiten, in denen das Gesundheitsamt nicht so überlastet sei, hätte es diesem Ausbruch nachgehen müssen, sagt Zeeb. „Das geschieht bei Tuberkulose-Ausbrüchen auch, da werden mit Fragebögen detailliert Tagesabläufe rekonstruiert. Auf diese Weise lassen sich auch zukünftig Übertragungsrisiken minimieren.“
Neben der Angst vor den Tests spielt aber offenbar auch die Kommunikation der Behörden eine Rolle. Ein Beispiel dafür ist die Reihenuntersuchung zum Schulbeginn nach den Winterferien. In den Schreiben der Bremer Bildungsbehörde an die Erziehungsberechtigten klangen diese nach einem netten Angebot für alle, die Weihnachten in vielleicht etwas zu großen Runden gefeiert hatten. Der dritte Satz lautete: „Diese Tests sind freiwillig und kostenlos.“
An keiner Stelle wird dabei aber mit erwähnt, dass die Aussagekraft der Testungen davon abhängt, dass möglichst alle teilnehmen. In der Pressemitteilung hieß es: „Ziel ist es, allen Beteiligten eine größere Sicherheit und Transparenz zu geben, dass keine große Anzahl an Personen infiziert aus den Ferien in Schule zurückkommt.“
Entsprechend gering war die Teilnahme. An Grundschulen hatte immerhin ein Drittel der Schüler*innen teil genommen, an weiterführenden Schulen gerade einmal elf Prozent. „Das war nicht so optimal“, sagt dazu der Epidemiologe Zeeb. Er habe gehofft, dass mindestens 50 Prozent teilnehmen.
Mehr Pflicht-Tests
Doch mittlerweile gibt es aufgrund des mutierten Virus immer mehr verpflichtende Tests. Am Mittwoch teilte die Bildungssenatorin mit, dass aus Präventionsgründen Mitarbeiter*innen von Kindertageseinrichtungen einmal die Woche an einem Schnelltest teilnehmen müssten.
Verpflichtend ist seit kurzem auch die Teilnahme für Kinder und Beschäftigte an einem Test, wenn jemand in der Kindertagesstätte positiv getestet wurde. Begründet wird dies in einem Schreiben, das der taz vorliegt, mit dem Infektionsschutzgesetz und „Gefahr im Verzug“. Mit welchen Sanktionen Eltern zu rechnen haben, wenn sie der Aufforderung nicht nachkommen, wird darin nicht erklärt.
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