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Aktivistin über Polizeigewalt in Riesa„Die Hunde bissen mich in den Oberarm“

Beim Protest gegen den AfD-Parteitag in Riesa hatte die Polizei ihre Hunde nicht im Griff. Verletzte will, dass Polizei die Klinikrechnung bezahlt.

Polizei-Großeinsatz mit Hunden bei einer Demonstration in Riesa, im 11. Januar 2025 Foto: imago

Hamburg taz | Das Video von den Protesten gegen den AfD-Parteitag in Riesa schlug in den sozialen Netzwerken so hohe Wellen, dass sich sogar ein prominenter Hundetrainer öffentlich zu Wort meldete. Martin Rütter, bekannt aus RTL-Sendungen und Werbespots für Weingummi, nannte den Umgang des Polizisten mit dem Polizeihund „kompletten Wahnsinn“. Auf dem betreffenden Video sieht man, wie ein Polizist seinen Hund mehrfach an eine Anti-AfD-Demonstrantin herandrängt, damit dieser sie beiße. Die Person wird gegen eine Leitplanke gedrängt, der Hund beißt nicht zu.

Für die Betroffene ist der Vorfall überhaupt nicht witzig. Die Aktivistin Salome Krug, die in dem Video zu sehen ist, war laut eigener Schilderung kurz zuvor auf der Straße entlang gelaufen und hatte Videoaufnahmen gemacht. Sie habe sich dabei zwischen Polizeiketten mit Pferde und Hundestaffeln bewegt, ohne dass es Probleme gegeben habe, sagt Krug der taz. „Als ich damit fertig war, wollte ich zum Bahnhof gehen, um nach Hause zu fahren“, sagt Krug. Da habe die Polizei sie plötzlich nicht mehr durchgelassen und gesagt, sie müsse andersrum gehen – laut Krug wäre das ein Umweg von 15 Kilometern gewesen.

In der Folge sei es zu einem Wortgefecht zwischen ihr und zwei hundeführenden Po­li­zis­t*in­nen gekommen. „Die Polizisten gingen nah an mich ran, die Hunde sprangen mich an und bissen mich in den Oberarm“, schildert Krug die Situation. Sie sei geschockt gewesen und zurückgewichen. Wenige Sekunden später habe ein anderer Polizist seinen Hund gegen sie gehetzt – das ist die Szene, die man auf dem Video sieht.

Aktivistin will, dass Polizei Krankenhausrechnung bezahlt

Nachdem der erste Schock abgeklungen sei, habe Krug unter ihren zahlreichen Pullovern und Jacken den Schmerz gespürt. Sie sei ins Krankenhaus gefahren, um die Verletzung desinfizieren und untersuchen zu lassen. Die Ärz­t*in­nen hätten eine schwere Quetschung festgestellt und die Wunde versorgt, die einige Tage gebraucht habe, bis sie verheilt gewesen sei. Krug hat nun Anzeige gegen die Polizisten erstatten und Strafantrag gestellt.

Infolge der weiten Verbreitung des Videos waren bei der Polizei Sachsen bereits mehrere Anzeigen eingegangen. Die Vorwürfe lauten Körperverletzung im Amt, versuchte Körperverletzung und Verstoß gegen den Tierschutz. Die Polizei Sachsen hat unterdessen Ermittlungen eingeleitet.

Krug will die Krankenhausrechnung bei der Polizei einreichen, sobald sie diese erhalte. Zwar würde auch die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung übernehmen. „Aber wieso sollte die Allgemeinheit dafür aufkommen, dass Po­li­zis­t*in­nen ihre Aggressionen nicht unter Kontrolle haben?“, fragt Krug.

Die Aktivistin betont zudem, dass sie im Vergleich zu anderen De­mons­tran­t*in­nen in Riesa noch glimpflich davongekommen sei. Die Polizei hatte neben Hunden auch Knüppel und Pfefferspray teilweise brutal und unverhältnismäßig eingesetzt und De­mons­tran­t*in­nen verletzt.

Salome Krug möchte, dass das ein Nachspiel für die Be­am­t*in­nen hat. Falls die Polizei die Krankenhausrechnung nicht von sich aus bezahlt und damit die Rechtswidrigkeit des Einsatzes anerkennt, will Krug die Kosten einklagen.

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17 Kommentare

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  • "Zwar würde auch die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung übernehmen. „Aber wieso sollte die Allgemeinheit dafür aufkommen, "

    Merkwürdige Aktivistendenke. Wer bezahlt den die Rechnung, wenn "die Polizei" dafür aufkommt?

    • @DiMa:

      Nicht "die Polizei", sondern "der Polizist" oder "die Polizisten".

      Schmerzensgeld, Tagessätze, usw.

      Immerhin handelt es sich um eine Körperverletzung.

      Hier liegt individuelles Fehlverhalten, bzw Straftaten von Beamten vor.

      • @sociajizzm:

        Ne, da steht ja ausdrücklich "bei der Polizei".

    • @DiMa:

      .. seltsam, bei "Hochrisiko"-Fußballspielen aber zahlen demnächst und logischerweise die jeweiligen Vereine. Und nicht die Öffentlichkeit. Sollte nicht immer das Verursacher-Prinzip gelten?



      Wenn mich grundlos ein (Polizei)hund beißt, was hat meine Krankenkasse damit zu tun, bitte?



      MfG: B.Liebig

      • @dervogelmann:

        Dann muss ja der Demo Veranstalter zahlen.

    • @DiMa:

      Die Polizei in Sachsen wird zum Glück nicht von meinen Steuergeldern finanziert.



      Die Kollegin ist aber eventuell in meiner Krankenkasse versichert.

  • taz: *Auf dem betreffenden Video sieht man, wie ein Polizist seinen Hund mehrfach an eine Anti-AfD-Demonstrantin herandrängt, damit dieser sie beiße.*

    Das Video müsste doch ausreichen, damit die Staatsanwaltschaft gegen so einen Polizisten vorgehen kann - oder? Noch leben wir ja in einem demokratischen Rechtsstaat, und da dürfen auch überforderte Polizisten nicht machen was sie wollen.

  • Ich empfehle der Dame dieses Video:



    Wenn die Polizei irrt: Schadenersatz bei Hausdurchsuchung und Haft



    www.youtube.com/watch?v=UJ2L1XZ3dN4

    Selbst wenn die Polizei sich in der Tür irrt - auch dann gibt es keinen Schadensersatz. Willkommen in Deutschland!

    • @Sabine Dettmann:

      Und was hat das jetzt mit dem Thema hier zu tun?



      Garnichts.... 🤷🏻‍♂️

    • @Sabine Dettmann:

      Ach kleine Fehler können mal passieren. Allein die Polizei in NRW hat in den letzten fünf Jahren 17 mal die falsche Wohnung gestürmt: www1.wdr.de/nachri...tz-fehler-100.html

  • "Verletzte will, dass Polizei die Klinikrechnung bezahlt"

    Was hier eigentlich anstehen sollte ist, dass die "Aktivistin" den Polizeieinsatz bezahlt.

    • @Andere Meinung:

      Ahja. Warum?

    • @Andere Meinung:

      Wär schön. Wennse - Warum? - letzteres - mal erklären wollten.



      Dank im Voraus! Woll

    • @Andere Meinung:

      Wohl eher das der eine oder andere Beamte sich einen neuen Job suchen sollen müsste und nicht mehr im Staatsdienst stehen darf.

      Ein solches Verhalten hat bei der Polizei nichts verloren.

      Die Herren sind schlicht ungeeignet.

    • @Andere Meinung:

      .. sehr seltsame "Rechts"auffassung, AM!



      Dass wir in Deutschland noch auf genehmigte und angemeldete Demos gehen dürfen, scheint Ihnen bereits zu viel zu sein?



      Das einzig Positive hier an Ihrer Veröffentlichung ist, dass man sehen kann, wie sich Ihresgleichen inzwischen sogar bei der TAZ aus der Deckung trauen.



      MfG: B.Liebig

    • @Andere Meinung:

      Finden Sie es nicht eher seltsam, dass dort Schäferhunde eingesetzt werden? (Man jammert immer über die DDR, doch an Schäferhunde kann ich mich nur an der Grenze erinnern.)

    • @Andere Meinung:

      Die Aktivistin (ohne Anführungszeichen) hat ihr Grundrecht auf Demonstration wahrgenommen. Dafür bezahlen zu müssen würde die Demonstrationsfreiheit einschränken (weil es sich niemand leisten kann) und wäre somit gegen das Grundgesetz. Auf ihre Argumentation bin ich jetzt mal gespannt.