Aktion der Klimaliste: Überm Pflaster liegt der Rasen
In einer kleinen Guerilla-Aktion hat die Klimaliste Berlin einen Parkplatz zum Park gemacht – und auch eine prominente Namensgeberin dafür gefunden.
Es ist noch dunkel, als am Donnerstagmorgen sechs Aktivist*innen der Klimaliste Berlin Rollrasen auf dem Kopfsteinpflaster auslegen. Auf einem Parkplatz am Ostkreuz in Friedrichshain, Ausgang Sonntagstraße. Danach umrahmen sie die etwa 10 Quadratmeter große Fläche noch mit Steinen und rot-weißem Absperrband. Dazu haben die Aktivist*innen Flyer und Infotafeln auf dem Rasen platziert. Und einen kleinen gelben Presslufthammer aus Plastik.
Einen Namen haben sie der kleinen Fläche auch schon gegeben: „Greta-Thunberg-Park“ steht in schwarzen Großbuchstaben auf dem Schild in der Mitte des Rasens – zu Ehren der Begründerin der weltweiten Klimabewegung Fridays for Future.
Mit der Aktion will die Partei kurz vor der Wahl und dem Globalen Klimastreik am 24. September 2021 gegen Flächenversiegelung und für mehr Wasserdurchlässigkeit der Böden in der Stadt demonstrieren. Laut den Aktivist*innen muss mehr Regenwasser abfließen können, um die Kanalisation zu entlasten und so Überschwemmungen und die Verschmutzung natürlicher Gewässer zu vermeiden.
Im Jahr 5 Prozent der Parkplätze entsiegeln
Deswegen fordert die Klimaliste einen Umbau Berlins zur sogenannten Schwammstadt: Bodenflächen sollen durch permeables Pflaster und Biorückhaltebecken mehr Wasser aufnehmen können. 5 Prozent der Parkplätze sollen jährlich entsiegelt und begrünt werden. Bei nicht vermeidbaren Neuversiegelungen sollen Ausgleichsflächen geschaffen und Fassaden und Dächer begrünt werden.
Vorbeigehende Passant*innen und Autofahrer*innen bleiben stehen und schauen neugierig bis verwirrt auf den „Greta-Thunberg-Park“. Dass die Parteimitglieder mit ihrer Aktion eine Ordnungswidrigkeit begehen, ist ihnen klar. Auch mit dem drohenden Bußgeld könnten sie leben, sagen sie. Hauptsache, ihr selbst gebauter Park bleibt so lange wie möglich stehen. „Das ist ja ein Kunstwerk, das für die Öffentlichkeit sichtbar sein soll“, sagt die Sprecherin.
Die Entsiegelung bleibt symbolisch: Mit einem richtigen Presslufthammer wollten sie dem Parkplatz nicht zu Leibe rücken. Das sei den Aktivist*innen doch zu illegal gewesen. Obwohl sich die Parteimitglieder schon schlau gemacht hatten: Nur 50 Euro pro Tag koste ein echter Presslufthammer. Stattdessen bleiben sie bei Rollrasen – und dem kleinen gelben Plastikspielzeug.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs