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Akelius schüttet Dividende aus6 Milliarden für die Bahamas

Die Wohnungsfirma Akelius schüttet nach dem Verkauf von 14.000 Wohnungen in Berlin eine Rekord-Dividende aus. Das Geld fließt in dubiose Stiftungen.

Stören beim Champagner-Trinken: Mieter, die sich mit Eigentumsverhältnissen beschäftigen Foto: imago/ipon

Berlin taz | Es ist eine Nachricht, die angesichts steigender Lebenshaltungskosten und einem kaputten Mietenmarkt in Berlin besonders wehtut: Der Wohnungskonzern Akelius, der reichlich an der Aufwertung von Berliner Immobilien verdient hat, zahlt am Freitag bei seiner Jahreshauptversammlung in Stockholm 6 Milliarden Euro Dividende aus.

Die 14.000 Berliner Wohnungen von Akelius hat der Konzern wie sein Gesamtportfolio in Deutschland, Dänemark und Schweden im September 2021 für 9,1 Milliarden Euro verkauft. Nun werden die Gewinne aus dem Megadeal ausgeschüttet – zugunsten mehrerer vermeintlich gemeinnütziger Stiftungen auf den Bahamas, welche fast alle Akelius-Anteile halten und über die der schwedische Milliardär Roger Akelius offenbar sein Vermögen verwaltet.

Verkürzt kann man sagen: Der Löwenanteil der Spekulationsgewinne auf dem Rücken von Berliner Mie­te­r*in­nen landet über ein Firmengeflecht offenbar weitgehend unbesteuert in den Taschen des Milliardärs Roger Akelius. Der hatte bei verdächtigen Umstrukturierungen vor einem Jahr noch kurz vorm gewinnbringenden Verkauf der Bestände in der taz davon gesprochen, „langfristiger Bestandhalter“ zu sein.

Das alles geht aus einer umfangreichen Recherche der Mieterinitiative „Akelius Mieter*innenvernetzung“ hervor, über die zuerst der Spiegel berichtet hat. Sowohl die umfangreiche Recherche als auch der Bericht legen nahe, dass die Akelius-Stiftung mit den meisten Anteilen nur scheinbar gemeinnützig sei und nur gut ein Prozent ihrer Einnahmen gemeinnützigen Zwecken zuführe. Wo die 6 Milliarden Euro versteuert werden, will Akelius nicht beantworten, dementiert aber jegliche Steuerhinterziehung.

Share Deals und Aufwertungsstrategie

Für Steuervermeidungsstrategien ist Akelius schon länger bekannt: In Berlin und Deutschland stand die Wohnungsfirma auch in der Kritik, weil sie mittels eigenem Firmengeflecht Share Deals genutzt haben soll – einen Steuertrick, mit dem die Grunderwerbsteuer ausgehebelt werden kann. Die SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe hatte die Firma deswegen 2020 angezeigt.

Mittlerweile ist Kiziltepe Staatssekretärin im Bauministerium von Bundesministerin Klara Geywitz (SPD). Zu den aktuellen Enthüllungen schrieb sie: „Steuertrick-König Roger Akelius lässt 6 Milliarden Euro Dividende auszahlen und auf den Bahamas verschwinden. Selten werden Spekulationsgewinne mit so einer Dreistigkeit am Fiskus vorbeinavigiert. Briefkasten-Stiftungen in Steueroasen gehören unter Generalverdacht!“

Die Mieter*innen-Vernetzung forderte eine Prüfung durch die Finanzbehörden sowie die Umsetzung des Volksbegehrens Deutsche Wohnen und Co. Enteignen: „Akelius zeigt mit der geplanten 6 Mrd. Dividendenausschüttung unmissverständlich: private, profitorientierte Immobilienkonzerne müssen enteigent werden!“

Akelius ist für seine aggressive Aufwertungsstrategie berüchtigt. Der Konzern hat seit 2006 systematisch Immobilien gekauft, aufwendig modernisiert und deutlich teurer wieder vermietet. Das Geschäftsmodell von Akelius ist laut eigenen Angaben: „Cherry picking“ (sinngemäß Rosinen rauspicken) in der Innenstadt, gefolgt von Aufwertung des Wohnstandards, Steigerungen der Einnahmen und Werte sowie schließlich dem Abverkauf „im richtigen Moment“ oder langfristige Eigentümerschaft. Die ehemalige UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Wohnen, Lailani Farha, hat Akelius 2020 durch ihr Geschäftsmodell die Verletzung von Menschenrechten vorgeworfen.

Gekauft hatte die Bestände von Akelius das schwedische Unternehmen Heimstaden, das mit 20.000 Wohnungen nun Berlins zweitgrößter privater Vermieter ist – nach Vonovia, die 2021 Deutsche Wohnen kaufte und dabei ebenfalls die Grunderwerbssteuer umging.

4 Milliarden Euro des ausgeschütteten Betrags will Akelius laut eigener Ankündigung wieder reinvestieren. Der Bestand soll wieder auf 50.000 Wohnungen ausgebaut werden. Neue Mie­te­r*in­nen können sich auf die übliche Aufwertungsstrategie einstellen.

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