Airbus vs. Boeing: Seitenwechsel bei Japan Airlines
Zum ersten Mal bestellt die japanische Fluggesellschaft bei der EADS-Tochter Airbus Flugzeuge. Damit ist die Vormachtstellung des Rivalen Boeing gebrochen.
BARCELONA/TOKIO rtr | Mit einem Milliardenauftrag von Japan Airlines (JAL) bricht Airbus die Vormachtstellung des Erzrivalen Boeing in dem asiatischen Land. JAL bestellt bei dem europäischen Flugzeugbauer 31 Exemplare des neuen Großraumjets A350 für einen Listenpreis von insgesamt 9,5 Milliarden Dollar (sieben Milliarden Euro), wie beide Unternehmen am Montag mitteilten. Es ist das erste Mal überhaupt, dass die Gesellschaft bei der EADS-Tochter kauft.
JAL und der heimische Wettbewerber All Nippon Airways setzten bislang vor allem auf Boeing und zählen zu den wichtigsten Abnehmern des neuen A350-Konkurrenzmodelles 787 Dreamliner, für den der US-Konzern wichtige Teile in Japan herstellen lässt. Bei dem spritsparenden Flieger gab es aber immer wieder Pannen.
JAL sicherte sich nun neben den festen Bestellungen Optionen für 25 weitere A350, so dass Airbus insgesamt 56 Exemplare liefern könnte. „Das ist ein riesiger Gewinn für Airbus und ein großer Verlust für Boeing“, sagte Luftfahrt-Analyst Scott Hamilton aus Seattle. Airbus habe jahrzehntelang versucht, die Vorherrschaft Boeings in Japan zu brechen.
Neben der Zusammenarbeit mit japanischen Zulieferern wie Mitsubishi Heavy Industries and Kawasaki Heavy Industries halfen Boeing auch die engen Beziehungen zwischen den Regierungen in Tokio und Washington, den Marktanteil über 80 Prozent zu halten.
Airbus-Chef Fabrice Bregier sagte, der Auftrag von JAL gebe seinem Unternehmen Schwung, bei der Entwicklung von Modellen mit anderen japanischen Firmen zusammenzuarbeiten. Es sei ihm ein Herzensanliegen gewesen, den Großauftrag auf dem traditionellen Boeing-Markt zu bekommen.
Wie entscheidet sich All Nippon?
Für den A350 setzt Airbus wie Boeing bei der 787 stärker als bislang auf moderne Verbundmaterialien statt Aluminium. Das spart Gewicht und Treibstoff. Bei dem Auftrag von JAL konkurrierte das Unternehmen mit der Boeing 777X – eine Weiterentwicklung des Erfolgsmodelles 777, das in Japan anders als in Europa auf vielen Inlandsstrecken eingesetzt wird.
Die altgedienten Flieger von Boeing, die teilweise noch aus den 90er Jahren stammen, kommen allmählich in die Jahre und müssen auch bei All Nippon Airways (ANA) von 2020 an ersetzt werden. Das Unternehmen will etwa 25 Maschinen kaufen. Dafür prüfe man noch immer die 777X und den A350, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft.
Dabei dürften Airbus die Bestellungen von bekannten Namen wie Cathay Pacific, Singapore Airlines, Emirates oder Lufthansa geholfen haben. Der erste A350 überhaupt soll im kommenden Jahr in Dienst gestellt werden. Seinen Jungfernflug absolvierte der Großraumjet im Juni.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen