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Agrarministerin zur NahrungsversorgungTrotz Corona-Seuche genug zu essen

Lebensmittel würden wegen des Virus nicht knapp werden, sagt Agrarministerin Julia Klöckner. Die Handelsketten hätten genug Nachschub.

Laut Klöckner drohen in Deutschland keine Versorgungsengpässe Foto: Oliver Berg/dpa

Berlin taz | Bundesernährungsministerin Julia Klöckner sieht keine Gefahr durch die Corona-Pandemie für die Versorgung mit Lebensmitteln. „Es drohen in Deutschland keine Versorgungsengpässe mit Nahrungsmitteln durch das Coronavirus“, teilte die CDU-Politikerin der taz mit. Dem Handel zufolge seien die Lieferketten nicht unterbrochen oder gefährdet.

„Die Supermarktketten reagieren derzeit auf die verstärkte Nachfrage und stocken ihr Sortiment auf“, so die Ministerin. Wenn derzeit in einigen Fällen die Regale leerer sind als sonst, liege das an der Logistik, „dem liegt explizit kein Versorgungsproblem zu Grunde.“

Der Lebensmittelverband, der die Branche vertritt, sowie der Handelsverband Deutschland bestätigten, dass Nahrungsmittel bisher nicht knapp geworden seien. „Aktuell gibt es keine generellen Versorgungsschwierigkeiten, da gerade die haltbaren Lebensmittel, die zurzeit häufig gekauft werden wie Nudeln, Reis, Tiefkühl-Produkte oder Konserven in großer Menge vorproduziert sind“, schrieb der Lebensmittelverband der taz. „Durch Hamsterkäufe ist es lediglich tageweise und regional unterschiedlich zu Lücken im Handel gekommen“.

Damit die Handelsunternehmen die Ware bei erhöhter Nachfrage weiterhin möglichst rasch aus den Lagern in die Regale bringen können, haben einige Bundesländer laut Handelsverband das Sonntagsfahrverbot für LKW gelockert und Ausnahmegenehmigungen für Sonntagsarbeit in Logistik und Warendistribution ermöglicht.

Im schlimmsten Fall Produktionsstopps

Unsicher ist aber, was noch passieren wird. „Die Lebensmittelbranche ist genau wie andere Wirtschaftsbranchen besonders dann betroffen, wenn Mitarbeiter:innen erkranken und diese ebenso wie ihre Kontaktpersonen in Isolation oder Quarantäne müssen“, erklärte der Lebensmittelverband. „Im schlimmsten Fall könnten dann Produktionsstopps drohen, wenn das Personal fehlt oder die Logistik kann nicht gewährleistet werden, wenn zum Beispiel die Kraftfahrer fehlen“. In der Regel hätten Hersteller aber nicht nur einen Rohstofflieferanten, sondern beziehen Rohstoffe aus mehreren Quellen, so dass auch mögliche Lieferschwierigkeiten überbrückt werden könnten.

Die Lobbyorganisation nutzte die Gelegenheit für einen Seitenhieb auf Kritiker der Lebensmittelindustrie: Es sei doch bemerkenswert, erklärte der Verband, „dass in Krisenzeiten offenbar genau die Lebensmittel nachgefragt werden, die ansonsten seitens bestimmter Verbraucherschutzorganisationen und auch der medialen Öffentlichkeit unter Beschuss stehen: Teilweise hochverarbeitete Lebensmittel, die auch nicht ohne Zusatzstoffe auskommen.“ Das zeige, dass es wichtig und richtig sei, ein vielfältiges Lebensmittelangebot zu haben. Das hatten allerdings auch Verbraucherverbände wie Foodwatch nie in Frage gestellt.

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9 Kommentare

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  • Die Corona Epedimie ist gerade erst im Anmarch. Natürlci läuft JETZT alles palleti. Mich interessiert aber weniger, was ich gestern im Supermarkt kaufen konnte sonder die Situation in einem Monat.

    Was bedeutet ein "Produktionsstop" in der Lebensmittelindustrie? Wie wahrscheinlich ist ein solcher?

    Das sind Fragen die mich interessieren.



    Ist der Run auf das Toilettenpapier nur der Beginn einer sich langsam verstärkenden Panik?

  • ".... Teilweise hochverarbeitete Lebensmittel, die auch nicht ohne Zusatzstoffe auskommen.“ Das zeige, dass es wichtig und richtig sei, ein vielfältiges Lebensmittelangebot zu haben. Das hatten allerdings auch Verbraucherverbände wie Foodwatch nie in Frage gestellt."

    Natürlich stellt Foodwatch Zusatzstoffe in Lebensmittel in Frage: www.foodwatch.org/...he/?q=Zusatzstoffe

  • Jetzt bloß nicht drängeln! Jeder kommt schließlich mal dran. Laut führenden Virologen werden ca. 70% aller Menschen dieses Virus bekommen und diese 70% sind dabei nur die nachweisbaren und nachgewiesenen Fälle. Man kann also davon ausgehen, dass es früher oder später jeden mal treffen wird - ganz egal, welche Maßnahmen jetzt noch getroffen werden. Die Sterblichkeit soll bei 0,5 - 0.8% liegen. Das heißt: 5 bis 8 von Tausend Fällen enden tödlich - auch, wenn die vorher genug Klopapier eingekauft hatten.

  • Und Klopapier? Wird das reichen? Ich musste neulich schon das teure weiche mit Blümchen kaufen.

  • Jetz weil die dauerlachende Frau Klöckner das sagt, glaube ich das sofort! Mein Vertrauen in diese Ministerin ist unverwüstlich.

  • Wenn etwas zum Problem werden wird, dann die Logistik. Hier könnte sich unsere Fixierung auf den LKW und ebenso die Zentralisierung von Produktion und Lagerhaltung ganz böse rächen. Der LKW ist ungleich personalintensiver und somit viel problematischer bei den wohl in den nächsten Tagen bundesweit kommenden Schul- und Kitaschließungen, als die Bahn und durch die Zentralisierung wirken sich Ausfälle einzelner Produktionsstätten erheblich stärker aus, als bei regionalen Versorgungsstrukturen.

    • @boidsen:

      Wie schauen Alternativen aus?



      Ein Gleisanschluss an jeden Supermarkt, jeden Milchhof?



      Oder sollen die Paletten voller Milch mit dem Lastenfahrrad zum Aldi gebracht werden?

      • @FermentierterFisch:

        Können sich das die Jüngeren unter uns wirklich nicht mehr vorstellen? Per Lieferwagen bis zum nächsten Bahnhof und dann weiter mit dem Zug. Größere Betriebe hatten damals übrigens fast alle einen eigenen Gleisanschluss.

  • Es wäre schon sinnvoll die eigene Versorgungssicherheit im Land sicherzustellen. Hier sollte vielleicht bei einigen Kritikern ein Umdenken statt finden. Die starke Beschneidung der deutschen Landwirtschaft und die groß angelegte Extensivierung bedeutet nunmal verstärkte Lebensmittelimporte. In vielen Bereichen ist Selbstversorgung nicht gegeben und selbst bei Getreide wird es nach den letzten beiden Trockenjahren eng bei uns. (das Agrarministerium arbeitet derzeit bewusst mit Zahlen aus 2017 wo es hohe Erntemengen gab). Also bitte überlegen ob jetzt schnell um jeden Preis der letzte Landwirt kaputt gemacht werden muss - am Ende leiden alle drunter!