Afroamerikanische US-Open-Siegerin: Königin in Weiß
Althea Gibson war die erste afroamerikanische US-Open-Siegerin. Eine Skulptur in Flushing Meadows erinnert nun an sie.
Jeder weiß, wie lang der Weg ist, den die Williams-Schwestern Venus und Serena aus der finsteren Ecke in Compton, Kalifornien, bis hinauf zu den höchsten Gipfeln ihres Sports überwanden. Aber bei Althea Gibson ging es noch weiter, noch härter, oftmals auf und ab. Sie fasste es selbst in einem Satz zusammen, der wie ein ganzes Drehbuch klingt. „Der Königin von England die Hand zu schütteln war ziemlich weit entfernt von der Erinnerung, im Bus nach Downtown Wilmington, North Carolina, in den Reihen der Farbigen zu sitzen.“
Gibson wurde 1927 in Silver, South Carolina, geboren und wuchs in Harlem im Norden New Yorks auf. Es dauerte lange, bis sie in jenem Sport, den sie liebte, leidlich akzeptiert und zugelassen wurde. Als sie bei den amerikanischen Meisterschaften 1950 in Forest Hills, dem Vorgänger der US Open, mit 23 endlich zum ersten Mal mitspielen durfte, sah es ganz so aus, als gebe der Himmel seinen Kommentar dazu. Bei einem Spiel gegen Wimbledon-Siegerin Louise Brough wurde einer der steinernen Adler des Stadions während eines heftigen Gewitters vom Blitz getroffen und krachte auf den Boden, und Gibson kommentierte den Einschlag so: „Das war vielleicht ein Omen für den Beginn anderer Zeiten.“
Sechs Jahre danach gewann sie bei den Internationalen Meisterschaften von Frankreich in Paris ihren ersten ganz großen Titel, im Jahr danach triumphierte sie sowohl im Einzel als auch im Doppel zum ersten Mal in Wimbledon, und die Trophäe überreichte die junge Königin Elizabeth II. – mit ebenjenem Handschlag, den Althea Gibson später oft als Symbol für Ankunft in einer anderen, weißen Gesellschaft beschrieb.
Bei ihrer Rückkehr in die Heimat standen 100.000 Menschen an den Straßen New Yorks, als sie in einem offenen Wagen mit einer Konfettiparade gefeiert wurde.
Doch selbst als sie im Jahr danach wieder in Wimbledon und danach auch ein zweites Mal in Forest Hills gewann, blieb ihr Leben weiter eine Herausforderung. Die Siegprämien jener Tage waren im Vergleich zu dem, was Serena und Venus Williams später gewannen, verschwindend gering. „Im Tennis die Königin zu sein ist schön und gut“, stellte sie fest, „aber eine Krone kannst du nicht essen.“
1958 trat Gibson zurück, schrieb ihre Autobiografie und versuchte, mit ihren zahlreichen Talenten Geld zu verdienen. Sie trat als Jazzsängerin auf und spielte in John Fords Klassiker „Der letzte Befehl“ eine Rolle, und mit 37 schrieb sie noch mal Geschichte als erste schwarze Profigolferin. Was manche Golfclubbesitzer unmöglich fanden; oft genug wurde ihr die Teilnahme an Turnieren nicht erlaubt. „Ich wollte immer jemand sein“, schrieb sie in ihrer Biografie, „und falls ich es geschafft habe, dann deshalb, weil ich zum einen ein verrücktes Maß an Strafen entlang des Weges ausgehalten habe und weil es zum anderen wirklich viele Leute gab, die besorgt um mich waren und mir halfen.“
Genauso war es, als sie so gut wie nichts mehr besaß und ihre Tennisfreundin aus früheren Zeiten, die britische Wimbledonsiegerin Angela Buxton, Spenden organisierte, um sie zu unterstützen; auch Billie Jean King kümmerte sich. Nach einem Schlaganfall und Herzproblemen fehlte Althea Gibson die Kraft, sie starb im September 2003. Eine langjährige Freundin sagt, man solle sich an diese ungewöhnliche, vielfach begabte Tennisspielerin, die Grenzen überwand und Schmähungen ertrug, erinnern als eine Frau, die stark und hart und schnell gewesen sei.
In ihren letzten Jahren konnte sie noch sehen, was Venus und Serena Williams aus ihrem Erbe machten, und es hätte ihr ganz sicher gefallen, dass zu den 128 Kandidatinnen der US Open 2019 sieben schwarze Spielerinnen aus den USA gehören.
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