Afghanistan nach dem Truppenabzug: Das langsame Sterben
Rund 1.000 Menschen harren derzeit im Kabuler Azadi-Park aus. Die Temperaturen: im Minusbereich. Das Essen: knapp. Wie soll es weitergehen?
D er Säugling ist 45 Tage alt geworden. Seine Haut war grau, sein Name Siobhan. Irgendwann hörte er einfach auf zu atmen. Er starb vor Kälte und Hunger. Von den Vertriebenen, die in Kabuls Azadi-Park, zu deutsch „Freiheitspark“, leben, ist er bereits der elfte Tote. Sie sind gestorben, ohne dass sie je gehört oder gesehen wurden. Es sind Bilder, die Medien nicht zeigen wollen, weil sie zu belastend sind.
Zu Afghanistan sagen die Vereinten Nationen nur, dass die Ernährungssicherheit von 95 Prozent der Bevölkerung nicht gewährleistet ist. Was das bedeutet, zeigt sich im Azadi-Park, wo bei einem Besuch Kinder vor einem ohnmächtig werden. Plötzlich hören sie einfach auf zu atmen. Nach einem Krieg, der zwanzig Jahre gedauert und der 2,3 Billionen US-Dollar gekostet hat, haben sich die USA aus Afghanistan zurückgezogen. Auf ihrem Botschaftsgebäude weht jetzt die Flagge der Taliban.
Derweil ist Kabul in einer Art Warteschleife. Auf der einen Seite ist da die internationale Gemeinschaft. Sie hat noch nicht entschieden, ob sie die neue Regierung anerkennt oder nicht. Sie hat auch nicht entschieden, wie sie mit den Taliban umgehen soll. Deshalb wurden bisher nur die Reserven der Zentralbank eingefroren und die bisherigen Hilfen blockiert. Diese machten zuvor rund 40 Prozent des Bruttosozialproduktes aus.
Auf der anderen Seite sind da die Taliban. Sie behaupten, sie hätten sich geändert und seien nicht mehr so wie früher, als sie unverheiratete Liebespaare gesteinigt haben, Dieben Hände abhackten und Musik, Filme und Spiele verboten, weil diese die Menschen von Allah ablenken könnten. Wahrscheinlich haben die Taliban selbst nicht damit gerechnet, plötzlich so schnell wieder an die Macht zu kommen. Und jetzt müssen sie erst selbst noch herausfinden, wie ihr Afghanistan künftig aussehen soll. Neben einem allgemeinen Appell, entsprechend der Traditionen zu leben, müssen sie ihre neuen Regeln erst selbst noch klären.
Sicher ist nur, dass es auf Kabuls Straßen viel ruhiger geworden ist. Es gibt keine Schüsse mehr, keine Kriminalität. Doch der Hauptfeind ist momentan auch ein anderer – der Winter. „Der wird viel mehr Opfer fordern als die Gotteskrieger vom sogenannten Islamischen Staat, von denen ihr derzeit so viel redet“, sagt Abdul Baseer Rahimi. Er ist so etwas wie eine Aufsicht im Azadi-Park.
Dieser Park ist eigentlich gar kein richtiger, sondern eher eine Lichtung am Stadtrand von Kabul. Rund Eintausend der 3,5 Millionen Binnenflüchtlinge aus den verschiedenen Afghanistankriegen suchen hier in Zelten aus Jute und Fetzen Zuflucht. Sie alle haben die letzten drei Tage nichts gegessen. Es gab nur Tee, das Wasser gekocht auf einem Feuer aus Plastikflaschen und abgetragenen Schuhen.
„Vor der Machtübernahme der Taliban gab es hier eine Versorgung durch Nichtregierungsorganisationen. Aber die haben hier inzwischen alle ihre Arbeit eingestellt“, sagt Rahimi. „Wir bekommen auch keine Spenden von Afghanen mehr, denn die Wohlhabenden sind ins Ausland gezogen, und die noch hier sind, haben ihr letztes Gehalt vor fünf Monaten bekommen.“ Das Bankensystem ist weitgehend zusammengebrochen, berichtet Rahimi. „Von einem Bankkonto darf man derzeit nicht mehr als 200 Dollar pro Woche abheben. Sogar Western Union hat die Geldüberweisungen eingestellt. Wir können derzeit keinen Cent mehr aus Europa bekommen.“
Die Menschen hier sind sich komplett selbst überlassen. „Wenn sie könnten, würden alle Binnenvertriebenen in ihre Dörfer zurückkehren, wo sie sich zumindest auf ihre Nachbarn, Freunde und Verwandte verlassen könnten. Aber sie können sich die Rückreise nicht mehr leisten“, weiß Rahimi. „Und die Fahrer habe auch kein Geld für Benzin.“
Zusammen mit den Devisenreserven der Zentralbank wurde die gesamte Wirtschaft eingefroren. Als im August viele Afghanen auf der Suche nach einem Ausweg zum Flughafen von Kabul eilten, schlugen andere den entgegengesetzten Weg ein und kehrten nach Afghanistan zurück. Der 29-jährige Abdul Baseer Rahimi gehört zu ihnen. Er war in Russland, wo er eine Militärakademie besuchte. Alle rieten ihm von einer Rückkehr ab, erzählt er. Welche Zukunft könnte er jemals in Kabul haben?
„Das Problem von Afghanistan ist nicht Afghanistan selbst“, ist sich Rahimi sicher. „Das Problem dieses Landes sind die anderen Länder.“ Und er zählt auf: „Großbritannien, Russland, die Vereinigten Staaten, Pakistan. Es geht nicht um Afghanen, es geht nicht um uns.“ Woran man das erkennen kann? Die Experten der Welt diskutieren seit Abzug der westlichen Soldaten über die Frage, worin sich die heutigen Taliban von denen unterscheiden, die vor zwanzig Jahren über das Land herrschten.
Oder worin sie sich von Al-Qaida unterscheiden oder dem Islamischen Staat oder dem Iran. Und welche Unterschiede bestehen würden zwischen Kabul und ländlichen Gebieten, zwischen Nord und Süd, zwischen den von Pakistan unterstützten Taliban und denen, die von Katar unterstützt werden. Und sie fragen, was in Indonesien, was in Mali, im Irak und im Gazastreifen passiert. Während die Welt also diskutiert, sind die Afghanen schlicht verzweifelt.
Wenn man in den Azadi-Park geht, laufen einem sofort alle hinterher. Man wird regelrecht belagert. Sie greifen nach deiner Hüfte, deinen Schultern, selbst deine Knöchel werden angefasst. Alle wollen eine Telefonnummer überreichen oder die zerknitterte Kopie eines Ausweises oder eines ärztlichen Rezepts. Manche zeigen ein Abzeichen, das sie als Übersetzer der US-Armee ausweist. Es spielt keine Rolle, dass man nur eine Reporterin ist. Sie geben nicht auf, bis du endlich ihren Namen aufschreibst: Basmina, Yaqoot, Shafiq, Hashmat. Als ob ein Name reichen würde, sie je wiederzufinden.
Die Zahl der Menschen, die sich am Rande einer akuten Hungersnot befinden, ist nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms WFP 2021 auf 45 Millionen in insgesamt 43 Staaten gestiegen, wobei weltweit insgesamt 690 Millionen an Hunger leiden. Zu Jahresbeginn waren noch 42 Millionen akut von Hunger bedroht. Die Zunahme geht hauptsächlich auf Afghanistan zurück. Hier ist die Zahl der stark Betroffenen auf 8,7 Millionen gewachsen, 3 Millionen mehr als zu Jahresbeginn. Insgesamt haben fast 22,8 Millionen Menschen in Afghanistan, das sind etwa 60 Prozent, nicht genug zu Essen. Schätzungen zufolge werden bis Ende 2021 3,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Unterernährung leiden.
Die Nahrungsmittelknappheit in Afghanistan hat laut dem WFP-Exekutivdirektor David Beasly ein größeres Ausmaß erreicht als die Engpässe im Jemen und in Syrien. „In diesem Winter werden Millionen von Afghanen gezwungen sein, zwischen Migration und Hunger zu wählen, wenn wir unsere lebensrettende Hilfe nicht verstärken können,“ warnt Beasly. „In Afghanistan herrscht eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt, wenn nicht sogar die schlimmste.“
Die Gründe sind vielfältig. So hat die Dürre der vergangenen Monate zusammen mit dem Ausbleiben der internationalen Hilfe in Folge der Machtübernahme der Taliban zu einer nationalen Misere geführt. Zum Kollaps der Wirtschaft kommt der Zusammenbruch des Gesundheitssystems, begleitet von Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Treibstoff.
Die Wirtschaft schrumpfte schon unter der früheren Regierung. Seit jedoch die USA und andere Staaten die finanziellen Hilfen an Kabul gestoppt haben und die Taliban keinen Zugang zu den afghanischen Währungsreserven im Ausland bekamen, ist das Finanzsystem zusammengebrochen. Bargeld ist rar und Millionen haben seit Monaten keinen Lohn mehr erhalten.
Viele Afghanen verkaufen Habseligkeiten, um sich so die notwendigsten Lebensmittel zu leisten. Denn inzwischen leidet erstmals auch die städtische Bevölkerung in einem ähnlichen Maße wie die Menschen in den ländlichen Gebieten. Verschärft wird die Krise auch durch die Folgen des Krieges. So zählt Afghanistan inzwischen rund 3,5 Millionen Binnenflüchtlinge. Allein 630.000 von ihnen sind erst seit Jahresbeginn geflohen und bestellen nicht mehr ihre Felder.
Taliban, Flucht und auch noch Dürre
Bereits in den vergangenen Jahren war Afghanistan, wo 60 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt, auf Lebensmittelimporte angewiesen. Doch die diesjährige Dürre hat die Produktion um fast ein Drittel einbrechen lassen. Die in immer kürzeren Abständen folgenden Dürren werden auch auf den Klimawandel zurückgeführt. Mit der Machtübernahme der Taliban am 15. August haben ausländische Regierungen ihre Entwicklungshilfe eingestellt. Gezahlt wird nur Nothilfe, vorbei an den Taliban direkt an Hilfsorganisationen und Nachbarstaaten. Doch Nothilfe kann die Probleme nicht lösen.
Die Taliban sind mit der Krise überfordert und kämpfen um ihre internationale Anerkennung, von der sie sich Zugang zu den gesperrten Währungsreserven erhoffen. Ende Oktober hat ihre Regierung ein zweimonatiges Beschäftigungsprogramm nach dem Prinzip „Lebensmittel für Arbeit“ verkündet. Es soll Arbeitslosigkeit und Hunger gleichermaßen reduzieren, indem tausende Arbeitslose etwa Bewässerungskanäle und Auffangbecken graben, um Dürren zu verhindern, und dafür mit Weizen bezahlt werden.
Viele Hilfsorganisationen glauben, dass trotz der Bedenken um Menschen- und Frauenrechte an einer internationalen Zusammenarbeit mit den Taliban kein Weg vorbeiführen wird, wenn in Afghanistan ein totaler Kollaps und womöglich eine ähnliche Fluchtbewegung wie 2015 verhindert werden soll. (Sven Hansen, mit Agenturen)
Derweil zieht ein Süßigkeitenverkäufer vorbei. Aber die Kinder hier haben doch nichts, sagt ihm einer. Dann ist es bloß grausam, hierher zu kommen mit all diesen Waren. Aber der Verkäufer ist selbst noch ein Kind und genauso hungrig wie alle anderen. Der Azadi-Park ist schlicht überwältigend in seinem Elend. Eine junge Frau hier blutet aus dem Ohr und dem Mund. Ein Mann hat keine Augen mehr, weil er von einem Granatsplitter getroffen wurde. Ein Junge hat einen verkrüppelten Arm. Seine Knochen sind nach mehreren Frakturen nicht mehr richtig zusammengewachsen. Ein Mädchen mit einem Tumor hat eine so geschwollene Zunge, dass sie nicht mehr schlucken kann. Ein anderes hat Verbrennungen auf der ganzen Haut und noch eine anderes Mädchen ist Vollwaise.
Die Achtjährige ist ganz allein und du lässt sie stehen, weil sie ja nur eine Waise ist. Waisenkinder stehen hier ganz gewiss nicht im Vordergrund. Du versuchst ihren Blicken auszuweichen und schaust nach unten. Doch ein Kind neben dir steht barfuß im Schlamm, ein anderes hat gar keine Zehen. Dann gibt es plötzlich etwas Reis, keiner weiß, von wem gespendet. Ein Topf voller Reis! Der ganze Azadi-Park kommt augenblicklich zusammen. Alle drängeln, nebeneinander, übereinander, um an den Topf zu gelangen. Bis der Reis auf den Boden fällt.
„Um lernen zu können, müssen Mädchen erst einmal leben“
Die internationalen Hilfsorganisationen sind verschwunden. Sie wollen, dass sich die Taliban für die Achtung der Menschenrechte einsetzen und vor allem, dass die Schulen wieder für Mädchen öffnen. Für die gibt es jetzt nur noch Unterricht bis zur sechsten Klasse. „Aber um lernen zu können, müssen Mädchen erst einmal leben“, ruft eine Mutter. Sie ist eine derjenigen, die glauben, dass ihre Kinder hier im Park sicherer sind als im Krieg.
Im Unterschied zu anderen islamistischen Bewegungen haben die Taliban nie ein eigenes Wohltätigkeitsnetzwerk aufgebaut. Sie sind vor allem Kämpfer. Und oft sind sie selbst genauso halb verhungert wie alle anderen hier. Einige der Taliban sind wie Spezialkräfte ausgebildet und ausgerüstet. Doch die meisten haben gerade mal eine Kalaschnikow und den Blick derer, die vom Leben selbst nichts erwarten. Wenn ein Flugzeug am Himmel auftaucht, halten sie instinktiv an, als wäre es ein Kampfjet, der im nächsten Moment Bomben wirft.
Sie sind eine Art Robin Hood – unter den Armen, für die Armen. Aber welche Taliban werden sich durchsetzen? Diejenigen, die von ausländischen Mächten unterstützt werden oder diejenigen, die den Rückhalt von Afghanen haben? Schwer zu sagen. Sie haben keine Uniform. Und sie sind so unterschiedlich und in so viele Einheiten aufgeteilt, dass sie an Kontrollpunkten manchmal selbst stärker durchsucht werden als die Zivilisten. Sie haben Angst davor, dass Kämpfer des Islamischen Staates in die Hauptstadt eindringen. Um wie ein Talib auszusehen, muss man nur einen Turban tragen.
Derweil können Afghanen nur versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen. Die wichtigste Hilfe im Azadi-Park ist Abdel Mateen. Der 28-jährige Physiotherapeut hat sich ein Stethoskop um den Hals gehängt, sonst hat er aber wenig. Um Medikamente kaufen zu können, hat er den Schmuck seiner Mutter verscherbelt. Heute hat er nur noch Schmerzmittel und Covid-19-Impfstoff zu Verfügung. „Als ich den erhielt, konnte ich es nicht fassen“, sagt er. Aber ein Mann beschwert sich. Er habe Hunger und keine Ahnung, was Covid-19 ist. Der Binnenflüchtling ist Tag und Nacht hier.
Der Mann ist auch hier, wenn der Azadi-Park abends im Dunkeln verschwindet. Das einzige Licht, das es dann hier gibt, sind die Scheinwerfer der Autos auf einer Straße in der Nähe. Zu Hören gib es hier dann nur noch Husten. Überall wird gehustet. Es ist wegen des Rauchs der Plastikflaschen, mit denen hier Feuer gemacht wird. Wer hier abends atmen will, muss frieren.
Abdel Mateen bereitet eine Spritze vor für eine Frau mit hohem Fieber. Dann merkt er, dass sie sich seit einer Woche nur noch von Wasser ernährt hat. Also sucht er jetzt nach Zucker. Aber im nächsten Augenblick wird er schon belagert. Ein Mädchen mit Lungenentzündung kommt, dann noch eins und noch ein anderes, das nach Kabul kam, weil sein Oberschenkelknochen von einer Explosion zerschmettert wurde und an eine schwarze Schiene gebunden ist. Eigentlich ist es nur in ein Rohr gesteckt.
Das Mädchen sagt, es habe überall Krämpfe. Doch Abdel Mateen hat nichts, um das Rohr aufzuschneiden. Im Mondlicht untersucht er das Röntgenbild, bevor er ihr Schmerzmittel verabreicht. Er flüstert nur: „Das Bein wird amputiert werden.“ Dann wiederholt er: „Nur wer in einem kritischen Zustand ist! Nur wer in einem kritischen Zustand ist, bekommt etwas!“ Doch es hat keinen Sinn. Wieder wird er belagert. Jeder hofft auf ein bisschen Brot, ein bisschen Glück. Einer Diabetikerin ist schwindelig, sie hat glasige Augen und hohen Blutdruck. Abdel Mateen fragt nach Knoblauch, er weiß im Moment nichts Besseres. Alle stülpen ihre Taschen nach außen. Es gibt keinen Knoblauch, im ganzen Azadi-Park gibt es keinen Knoblauch, nur ein Apfelscheibe.
Sie zeigen Fotos ihrer Väter und Brüder und hoffen auf eine Ferndiagnose
Andere zeigen ihm Bilder ihrer kranken Väter, Brüder, Cousins. Die sind nicht hier, sondern in ganz anderen Gegenden Afghanistans, wo es nicht nur wie hier an Medikamenten, sondern überhaupt an ärztlichem Personal mangelt. Jetzt wollen sie von ihm eine Ferndiagnose. Plötzlich nähert sich eine dürre Mutter, ihren Sohn im Arm. Er ist schon schwarz und blau. Sie sagt nichts, sie weiß, es ist schon zu spät.
Ein Mann erzählt, der neue Chef der Zentralbank sei verspottet worden, weil er eine Kalaschnikow auf dem Schreibtisch liegen habe. Aber vom Ausland sei doch Afghanistans Wirtschaft eingefroren worden. Wer ist jetzt der blutige Killer?
Ein kleiner Junge grüßt uns, als wir vorbeigehen. Die einzigen Fremden, die er je in seinem Leben gesehen hat, waren bewaffnete Männer. Der Junge ist eine Ausnahme. Normalerweise starren Kinder Fremde nur ausdruckslos an. Und merkwürdig, auch die Kleinen, erst wenige Monate alt, klammern sich nicht an ihren Vater, ihre Mutter. Sie haben schlicht keine Kraft. Irgendwann merkt man, dass sie einfach tot sind. Sie sind so klein, dass es statt eines weißen Leichentuchs nur eine Serviette braucht, um ihren Körper zu bedecken.
Die internationale Gemeinschaft ist gespalten. Einige Regierungen glauben, dass die Wiederaufnahme der Hilfe eine Möglichkeit ist, um die Taliban zu beeinflussen und um sie zur Achtung der Menschenrechte zu zwingen. Andere glauben, die einzige Möglichkeit, die Taliban zu beeinflussen, bestehe darin, jede Hilfe zu stoppen.
Was meinst du, frage ich den Mediziner Abdel Mateen. Er sieht mich an. Dann nimmt er sein Handy und zeigt mir ein Bild von seinem Haus. Es ist vollkommen leer. Sie haben alles verkauft. Das Haus selbst existiert auch nicht mehr. Es ist nur noch Schutt. Er sagt nur: „Was willst Du noch von uns?“
Übersetzung aus dem Englischen: Sven Hansen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen