Afghanische Menschenrechtskommission: Akbar legt Amt nieder
Die afghanische Menschenrechtlerin Shaharzad Akbar engagiert sich nun vom Exil aus. Dazu will sie eine Nichtregierungsorganisation gründen.

Die Taliban besetzten bei ihrer Machtübernahme alle staatlichen Einrichtungen und auch die Büros, die die AIHRC in mehreren Städten unterhielt. Die Kommission hatte eine rechtliche Zwitterstellung inne: Sie wird zwar als „unabhängig“ bezeichnet, ihre Mitglieder ernannte aber der Staatspräsident. Die Kommission war Ende 2001 eingerichtet worden, um die Lage der Menschenrechte zu überwachen, Verletzungen zu untersuchen und nationale Fachinstitutionen dafür aufzubauen. Akbar stand seit 2019 an ihrer Spitze.
Akbar, die in den USA und Oxford studiert hat, kündigte nun an, sie wolle im Exil eine Nichtregierungsorganisation zur Beobachtung der Menschenrechtslage in ihrem Land einrichten. Worauf sie dabei achten wird, geht aus einem Tweet von Ende Dezember hervor: „Festnahmen, Mangel an ordentlichen Verfahren, Folter, Misshandlungen und Verschwindenlassen durch die Taliban [sind] fast tägliche Nachrichten aus Afghanistan“. Es gebe „keine Trennung zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Anwalt und Richter. Örtliche Talibanbehörden/-kämpfer treffen alle Entscheidungen auf der Basis nie vollständig untersuchter Anschuldigungen.“
Mit Kritik hielt Akbar sich nie zurück
Akbar hielt sich auch nie mit Kritik an der internationalen Staatengemeinschaft zurück, die die AIHRC finanziert. In einem Interview mit der Wochenzeitung Das Parlament im vorigen Jahr warf sie ihr vor, sie habe „das Thema Gerechtigkeit und Menschenrechte von Anfang an nicht ernst genug genommen“. Die internationale Gemeinschaft habe sogar regierungsnahe Personen „unterstützt, die in Gräueltaten verwickelt waren“.
Inzwischen steht auch der Internationale Strafgerichtshof ICC in Den Haag vor Hürden bei seiner Afghanistan-Arbeit. Ebenfalls nach Auskunft afghanischer Menschenrechtler:innen hätte die UNO bisher nicht auf eine Anfrage geantwortet, welche afghanische Regierung – die der Taliban oder die vor ihrem Ansturm geflohene – legitim sei. Der ICC kann in keinem Land ohne Zustimmung der dortigen Regierung agieren. Umstritten war zuletzt die ICC- Entscheidung, entgegen früherem Vorhaben nur Kriegsverbrechen der Taliban und des „Islamischen Staates“ zu untersuchen, nicht aber die der ehemaligen Regierungskräfte und der US-Truppen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!