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AfD-ProtestVon Storch sorgt für Proteste

Die umstrittene christliche Fundamentalistin hält Ende März einen Vortrag im Buxtehuder Kulturforum. SPD und Jusos wollen die EU-Abgeordnete aussperren.

Kämpft gegen das Adoptionsrecht homosexueller Paare und gegen Abtreibungen: die erzkonservative EU-Abgeordnete Beatrix von Storch von der AfD Bild: dpa

HAMBURG taz | Die umstrittene AfD-Frontfrau Beatrix von Storch soll im Kulturforum in Buxtehude von ihrer Arbeit im Europäischen Parlament berichten. Doch der Termin am 26. März sorgt in der Kleinstadt für Proteste. Die örtliche SPD will den Auftritt der Abgeordneten verhindern und fordert das Kulturforum auf, von Storch wieder auszuladen. Auch eine Gegendemo ist geplant. Doch der Kulturverein fühlt sich von der SPD „erpresst“ und hält an der Veranstaltung fest.

Die AfD Stade hat das Backsteinhaus direkt am Hafen für den Vortrag gemietet. Das Gebäude gehört der Stadt, Betreiber ist jedoch das Kulturforum. Sonst finden hier Fotoausstellungen oder Gitarrenkonzerte, aber auch politische Veranstaltungen statt – der Verein wirbt mit der kulturellen Vielfalt seines Programms.

Gerade deshalb stößt der SPD der AfD-Vortrag auf: „Ich finde nicht, dass ein staatlich gefördertes Haus einer Rassistin und Homophoben ein Podium bieten sollte“, sagt der Ortsvereinsvorsitzende Alexander Paatsch. Seine Kritik richte sich nicht gegen die Partei, sondern gegen von Storch. Die solle ein Zitat in ihrem Blog veröffentlicht haben, das besage, dass „Multikulti“ die Aufgabe habe, Völker zu homogenisieren und damit religiös und kulturell auszulöschen.

Zudem sympathisiere sie mit Pegida und fürchte die Unterwanderung durch eine „Schwulen-Lobby“. Nicht nur er wolle die Veranstaltung verhindern, sagt Paatsch. Einige Fördermitglieder hätten gedroht, den Verein nicht länger zu unterstützen, wenn von Storch aufträte.

Der Präsident des Kulturforums Dieter Klar fühlt sich deshalb von der SPD erpresst. „Sollen sie austreten. Ich halte das für sehr erbärmlich“, sagt Klar. Es sei naiv zu glauben, dass das Problem erledigt sei, wenn man der AfD Hausverbot erteilte.

Auch er sei im ersten Moment zurückgeschreckt, als er von der Mietanfrage der Partei gehört habe, sagt Klar. Er wolle sich jedoch mit der AfD auseinandersetzen. „Man kann sich nur ein Bild machen, wenn man den Leuten gegenübersitzt und diesen Wahnsinn hört.“

Die angekündigte Kundgebung auf dem Parkplatz gegenüber findet Klar als Mittel der politischen Auseinandersetzung gut. „Meiner Ansicht nach könnten sie noch besser alle ins Forum hereinkommen“, sagt er.

Angemeldet haben die Jusos den Protest. Viele andere Gruppen, wie die Antifa, Attac oder die Aids-Hilfe Hamburg, haben sich als Unterstützer angekündigt. Das Weltbild Frau von Storchs gehöre auf den Müllhaufen der Geschichte, schreiben die Initiatoren in einer Stellungnahme. Die Politikerin betreibe aktiv Stimmungsmache gegen alles, was von ihrem traditionellen Familienbild abweiche.

Das bestreitet die AfD Stade. Die Aussagen von Storchs hätten mit Diskriminierung nichts zu tun, sie seien von der Meinungsfreiheit gedeckt, sagt Pressesprecher Helmut Wiegers. Niemand müsse diese Ansichten teilen, findet er, „aber die Grundrechte sollten schon auch Andersdenkenden zugebilligt werden“.

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12 Kommentare

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  • Als die SPD anfing, sich der Linken als Anhängsel anzudienen, wurde von den Sozis argumentiert, die Linke sei schließlich eine demokratisch gewählte Partei. Dies gilt offensichtlich nicht für andere. Ich bin weder Pegida, noch AfD, aber ich mache mir große Sorgen wg. der demokratifeindlichen Haltung vieler Parteien und Vereinigungen, die alles was in Ihren Augen nicht "links" ist, "verhindern" wollen. Dieses "Verhindern" führt auf verschlungenen Pfaden erst zur passiven, dann zur aktiven Gewalt, die der Logik der Gewalt folgend über kurz oder lang im Terror endet.

    Man muß Frau Storch weder lieben, noch ihre Politik gutheißen. Aber wenn sich Menschen, die sich selbst "Demokraten" nennen, schon durch eine solch harmlose Figur zu diesen Reaktionen provoziert fühlen, wird mir Angst um unser D. Die Aufmarschliste der Gegner mit Antifa & Attac, die immer einen "bunten,lauten & kreativen" Protest versprechen, von dem aber in zu vielen Fällen halt auch Gewalt gegen Dinge und Menschen ausgeht, läßt mich stark an der Demokratiefähigkeit vieler Linker zweifeln.

    Wir sollten jedwedes Rede- & Denkverbot aufheben, die Leute sollen sagen was sie wollen; die Endlösung leugnen oder behaupten, daß der Platz der Frau am Herd ist. Wegen mir sollen die Nazis soger am 9.11. am BB Tor marschieren, am besten mit Liveübertragung im TV mit schönen Nahaufnahmen jedes Nazis.

    Das wäre zwar nicht schön anzuschauen, aber wenigstens wüßte jeder, woran er z.B. mit seinem Nachbarn oder Kollegen ist.

    (Und dann müßte die linke Jugend im Ruhrgebiet bei ihren "Friedensdemos" auch nicht die pälestinensichen Jugendlichen das "Juden ins Gas" schreien lassen und nur unterstützend Beifall klatschen.)

    Die Fronten wären geklärt, und es fände eine tatsächliche Auseinandersetzung statt. Nicht diese stets wiederkehrenden Scheinauseinandersetzungen, bei denen es in erster Linie auf allen Seiten um Selbstdarstellung und -Vergewisseurung sowie das gruppendynamische Erlebnis geht.

  • Auch Deppen genießen Meinungsfreiheit.

    • @Spitzbube:

      Jepp sogar diese Oberdeppin. Sie wird ein lautes deutliches Contra vernehmen.

       

      Irritierend finde ich die Bemerkung des Ortsvereinsvorsitzende Alexander Paatsch aus der SPD zum "staatlich geförderten Haus". In wessen Eigentum sind eigentlich "staatlich geförderte Häuser" in Buxtehude?. Gehören die der SPD?. Muss man erst beim dortigen SPD Ortsverein anfragen? Gehören Rechtspopulisten aus der CSU/CDU, Stammtisch-SPDler und Linkspopulisten aus der "DIE LINKE" auch zu berechtigten Bewohnern?

  • Mensch sollte die Frau spechen lassen. Wer solch logische Widersprüche wie "Multikulti homogenisiert" (!?) äußert, macht sich doch nur lächerlich wenn er den Mund aufmacht.

     

    Redeverbote helfen nicht. Was hilft ist allerdings, die Finanzierung von Vereinen zu Beenden, die Wirrköpfen Foren bieten. Es ist niemand gezwungen, mit seinem Gekd Schwachsinn zu fördern...

  • Was soll das denn? Eine gewählte Europaabgeordnete darf nicht in einem öffentlichen Gebäude sprechen - was ist denn das für ein Demokratieverständnis?

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @ALFA-Partei:

      Es steht auch jedem frei, seine Förderbeiträge bzw. Spenden zu streichen. Ist auch vom GG gedeckt.

    • @ALFA-Partei:

      1. Ist Frau LePenn ist auch eine gewählte Europaabgeordnete...wenn sie spreicht, wäre das auch Ok?

      2. Darf laut Satzunjg der Stadt Buxtehude überhaupt keine politische Partei, egal wie groß oder klein, liberal oder radikal, städtische Räume nutzen. Das schließt die Satzung der Stadt Buxtehude aus. Nur überden Umweg 'Kulturverein' war dies möglich.

      und 3. Ist die Veranstaltung nicht mal unter Afd oder Fr. von Storch angemeldet worden, sondern quasi in cognito. Das Kulturforum ist selber durch Plakate erst darauf aufmerksam geworden, dass es sich um eine Afd-Veranstaltung handelt. Ist das demokratisch und legitim? Hieß es nicht mal aus dem rechten Lager: Wer betrügt, der fliegt?

  • In der Stadt, wo Hunde mit dem Schwanz bellen, kann Politik wohl auch dem Arsche entweichen.

  • Ich freu mich schon richtig auf die 2017ff.

    Wenn dann die SPD von der Merkel auch weit unter 20% degradiert worden ist und endlich aus Restselbstschutz nicht mehr inne Gro(ss)Ko(tz-Koalition) will.

    Und weil sich sonst keiner anderer von Mutti kaputtbügeln lassen will, bekommt endlich D die verdiente CDSU-AfD-Koalition der Auf-Rechten Teutschen.

    Mit Familien- und Sozial-Ministerin B. von Storch.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @vagabundix:

      Mit solchen unseriösen Prognosen wird das nichts mit einem Job bei Infratest dimap.

  • Man muss auch die Meinungen aushalten, die einem nicht gefallen. Das "Verhindern" von Veranstaltungen mit unliebsamen Referenten ist ein Stück Faschismus. Und vom "Müllhaufen der Geschichte" bis hin zu Bücherverbrennungen ist es nur ein kleiner Schritt. Diskussionen, auch hart in der Sache, gern. Verhinderungen nein!

    • @Chris:

      Totalitarismus vielleicht, auf jeden Fall nicht pluralistisch, aber "faschistisch" nicht.