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Ärger um Katzen-Video auf YoutubeEs hat sich ausgeschnurrt

Ein Katzenbesitzer nimmt das Schnurren seines Haustieres auf und stellt es auf Youtube. Damit soll er Urheberrechte verletzt haben.

Auch Katzengähnen hat auf manche Menschen eine sehr beruhigende Wirkung. Bild: ap

BERLIN taz | Eine ganze Stunde dauert ein Video, auf dem ausschließlich Katzenschnurren zu hören ist. Auf jeden Katzenfreund mag das entspannend wirken – auf alle anderen eher einschläfernd. Der Youtube-Nutzer „Digihaven“ hatte aus den Aufnahmen seiner Katze Phantom im März 2014 diese schier endlos lange Schleife fabriziert. Phantom schurrt eben sehr schön und kann vielleicht einigen Allergikern als Fake-Katze dienen, die weder Pflege noch Futter braucht. So weit, so langweilig. Spannender ist das, was fast ein Jahr nach der Veröffentlichung passiert ist.

Angeblich gehören die Rechte an dem Schnurren dem Musiklabel EMI und dem Gitarrenhersteller PRS. Immer wieder werden auf Youtube Urheberrechtsverletzungen gemeldet, die dann automatisch bearbeitet werden. Das passiert oft, ohne dass die Videos von einem Menschen angesehen und bewertet werden, schreibt TorrentFreak. Stattdessen entscheiden so genannte Content ID Bots darüber, ob ein Sound so oder ähnlich auch in einem anderen Stück auftaucht. Das mag angesichts der Anzahl von Videos, die tagtäglich hochgeladen werden, verständlich sein. Youtube möchte damit verhindern, dass Nutzer Filme und Songs von Künstlern hochladen und so Geld machen.

Doch immer wieder kommt es deshalb zu skurrilen Fehlern. Für das Youtube-System gehört der Schnurr-Sound zu „Focus“, einer Musik-Komposition. Doch noch gibt es Phantom und sein ausdauerndes Schnurren auf Youtube – nur die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen, gibt es nicht mehr. Mittlerweile wurde das Video zusätzlich mit dem Aufruf versehen, derartige Vorgänge nicht mehr länger hinzunehmen.

Digihaven nimmt es mit Humor: „Phantom ist momentan unabhängig, sucht aber nach einem Vertrag mit einem Indie-Plattenlabel. Die Anwälte von Phantom haben eine Beschwerde eingereicht und fordern darin zehn Pfund Katzenminze als Schadensersatz.“

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5 Kommentare

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  • Euer angeblicher Link zum Video sieht so aus: http://https//www.youtube.com/watch?v=bZadyuv2utEhttp://

     

    Ich frage mich ja schon, schaut da niemand drüber bevor ihr das veröffentlicht?

  • Mit Hilfe dieser Anarchie machen diese Unternehmen ihre steuerfreien Milliarden

  • Das sogenannte Urheberrecht genießt seine letzten Tage in Freiheit. Demnächst wird es in die geschlossene Psychatrie eingewiesen.

    • @Jakob Bauer:

      Das Urheberrecht ist ein durchaus sinnvolles Recht, weil es dem Schöpfer persönlicher künstlerischer Werke, so sie denn eine genügende Schöpfungshöhe erreichen, garantieren, selbst über die Verwendung entscheiden zu dürfen, indem er Nutzungsrechte vergeben kann.

       

      Das schützt ganz klar vor Ausbeutung der Menschen, die selbst nichts schaffen, aber sich immer nur kostenlos bedienen wollen. Eine Abschaffung des Urheberrechts würde also dazu führen, dass jedem, der literarische, musikalische, bildnerische und ähnliche Werke schafft, die Möglichkeit genommen würde, damit auch Geld zu verdienen.

       

      Wer das nicht begreifen will, soll doch bitteschön auch seine Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung stellen und die Gehaltszahlung ablehnen bzw. an seine Kunden keine Rechnungen mehr schreiben. Oder sich in die geschlossene Psychiatrie einweisen lassen.

      • @Torsten_K:

        Immer das gleiche Geschwätz von euch "Künstlern".

        Jeder Musiker z.B. kann doch Konzerte geben und wird von den Zuhörern unmittelbar für die Leistungserbringung bezahlt. Das und nicht anderes wäre nämlich die Analogie zum Gehaltsempfänger oder Gewerbetreibenden. Das Urheberrecht ist aber so, als würde z.B. derjenige der eine Strasse geteert hat Jahrzente lang Geld erhalten für jedes Fahrzeug, das die Straße genutzt. Wenn alle in der Gesellschaft Ansprüche hätten wie die Damen und Herren Künstler, könnten wir einpacken!