Ärger um Echo-Nominierungen: „Weltbild zum Kotzen“
Nach Kraftklub verzichtet auch Mia. auf eine Echo-Nominierung. Sie wollen nicht in einer Reihe mit der mutmaßlich rechten Band Frei.Wild stehen.
„Es mag nicht in unserer Hand liegen, welche Künstler für einen Echo nominiert werden, aber es liegt in unserer Hand, von unserer Nominierung dankend Abstand zu nehmen.“ Mit diesen Worten auf Facebook zog die Elektropop-Band Mia. am Mittwochabend ihre Echo-Nominierung in der Kategorie „Rock/Alternative“ zurück. Der Grund ist, dass „unter den aktuell Nominierten mit Frei.Wild eine Band genannt wird, deren Weltbild wir zum Kotzen finden.“
Die Berliner folgten damit Kraftklub, die ihre Nominierung aus den gleichen Gründen schon Mittwochmittag zurückgewiesen hatten. Der Südtiroler Rockgruppe Frei.Wild wird eine nationalistische Gesinnung vorgeworfen, wegen ihrer Texte und weil Sänger Philipp Burger früher Mitglied der rechtsliberalen Partei „Die Freiheitlichen“ sowie bei der Rechtsrockband „Kaiserjäger“ war. Die Band selbst bezeichnet sich als unpolitisch.
Die Echo-Veranstalter //www.facebook.com/ECHO.Musikpreis/posts/590539457642792:erklärten, man sei sich „der aktuellen heftigen Diskussionen und der emotionalen Reaktionen bewusst“, an den Nominierungslisten werde aber nichts geändert, da diese automatisch erstellt werden. „Für den Bewertungszeitraum von Februar 2012 bis Februar 2013 wird von Media Control ausgewertet, wer die höchsten Chartsplatzierungen erreicht hat“, sagte Andreas Leisdon, der Pressesprecher des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI). Das seien automatisch die Nominierten.
Im Fall von Frei.Wild lägen „keine offensichtlichen Gründe für einen Ausschluss von den Charts vor, zum Beispiel eine Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“, so das offizielle BVMI-Statement. Die Nominierungs-Zurückziehungen von Mia. und Kraftklub nehme man zur Kenntnis, gestrichen werde aber erstmal niemand. „Wir können ja nicht die Charts verändern“, sagte Leisdon. Die Entscheidung, wer den Preis letztlich gewinnt, obliegt einer Jury. Auch eine Veränderung des Nominierungsverfahren stünde aktuell nicht zur Diskussion.
Uninteressierte Ärzte
Neben Mia., Kraftklub und Frei.Wild sind in der Kategorie „Alternative/Rock national“ auch Die Ärzte und Unheilig nominiert. Die Ärzte schrieben auf ihrer Webseite: „Da uns der Echo sowieso nie interessiert hat und unsere politische Einstellung hinreichend bekannt sein sollte, liegt der Rest in den Händen der sicherlich weisen Juroren.“ Der Echo wird am 21. März in Berlin verliehen.
Bleibt die vielfach gestellte Frage, wieso überhaupt eine Südtiroler, sprich: italienische Band in eine „National“-Kategorie gelangen konnte. „Für diese Frage gibt es drei wichtige Kriterien, die zum Großteil erfüllt sein müssen“, so BVMI-Sprecher Leisdon.
Erstens: Liegen deutsche Pässe vor? – Im Fall von Frei.Wild liegen zwei Pässe vor. Zweitens: Wird in Deutschland produziert und aufgenommen? – Das trifft für das aktuelle Frei.Wild-Album „Feinde deiner Feinde“ ebenfalls zu. Und drittens: Wird auf deutsch gesungen? Auch das erfüllen Frei.Wild. Sehr sogar.
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