Adipositas in Turkmenistan: Den Gürtel enger schnallen

Turkmenische Polizisten sollen bis Weihnachten abspecken. Sonst droht der Rausschmiss. Dabei sollte man sich besser mit Schmiergeldern beschäftigen.

Ein Mann im Anzug schreitet einen Gang entlang und grüßt

Schlank und rank: Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow Foto: Mikhail Metzel/imago images

BERLIN taz | Die fetten Jahre sind vorbei. Zumindest für die Ordnungshüter in der zentralasiatischen Republik Turkmenistan. Seit Kurzem gibt es einen Erlass des Innenministeriums, der der weitverbreiteten Adipositas in dieser Berufsgruppe mit drakonischen Maßnahmen zu Leibe rückt. Wer bis zum 25. Dezember dieses Jahres nicht auf ein Lebendgewicht von maximal 100 Kilo abspeckt, verliert seinen Job – unabhängig von Rang und Dienstjahren.

Zur allgemeinen Belustigung der Bevölkerung, die in dem autoritären und komplett von der Außenwelt abgeschotteten Staat nur wenig zu lachen hat, werden jetzt immer öfter Polizisten bei sportlicher Betätigung gesichtet. Sie sind in Stadien und öffentlichen Parks beim Joggen und bei gymnastischen Übungen zu beobachten. Ein Korrespondent in der Provinzstadt Mary, der anonym bleiben will, versicherte gegenüber Radio Free Europe glaubhaft, Hütern des staatlichen Gewaltmonopols beim Fußball- und Volleyballspielen zugeschaut zu haben.

Aber die Zwangsdiät ist nicht die einzige Herausforderung, der sich die Cops in diesen Tagen gegenübersehen. Im Rahmen der erneuten Eignungsprüfung wird zudem eruiert, ob sie enge Angehörige haben, die Straftaten begangen oder sich ins Ausland abgesetzt haben. Sollte Letzteres zutreffen, sind die Polizisten angehalten, auf eine Rückkehr ihrer Verwandtschaft bis zum Ende dieses Jahres hinzuwirken.

Bizarrer Personenkult

Ob diese Methode geeignet ist, dem Braindrain entgegenzuwirken, darf bezweifelt werden. Denn die Absetzbewegungen vieler Turkmenen haben gute Gründe. Was hält jemandem in einem Land, dessen sportverrückter und kunstbeflissener Präsident namens Gurbanguly Berdimuhamedow einen äußerst bizarren Personenkult zelebrieren lässt, es mit seiner Regierungsmannschaft hingegen schafft, einen Großteil seiner Landsleute hungern zu lassen, und zudem Menschenrechte mit Füßen tritt?

Wohl auch ob dieser widrigen Lebensumstände treibt die Menschen weniger die Leibesfülle der schlecht bezahlen Polizeikräfte (umgerechnet 80 bis 180 US-Dollar Lohn monatlich) denn vielmehr deren Gefräßigkeit bei Schmiergeldern um. Unlängst wurden Kameras installiert. Statt die Hand aufzuhalten, händige man Verkehrssündern jetzt Strafzettel aus, heißt es. Na bitte, geht doch.

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