Die Voraussetzungen: Ganz Kolumbien zittert. Nicht der Achtelfinalgegner England ist der Grund, sondern ein Bluterguss in der rechten Wade von James Rodriguez. Den hatte sich der Mittelfeldspieler vom FC Bayern im letzten Vorrundenspiel gegen Senegal zugezogen. Zwar nährte Kolumbiens Trainer Jose Pekerman am Montag Hoffnungen auf einen Einsatz Rodriguez. Doch der blieb bis Spielbeginn unklar. Sollte Rodriguez doch nicht auflaufen können, muss Ersatz her.
Das könnte Juan Quintero sein, den Pekerman im Spiel gegen Polen als „Genie“ titulierte. Auch die Engländer zittern. Zwar treten sie in Bestbesetzung an. Die Angst aber, ein Elfmeterschießen bestreiten zu müssen (soll bei dieser WM ja schon vorgekommen sein), hat sie fest im Griff. Doch Trainer Gareth Southgate, der bei der EM 1996 eine Strafstoß nicht im Tor versenken konnte, hat vorgesorgt. Seit mehreren Monaten trainieren seine Mannen vor allem Elfer. Ob das Spezialprogramm etwas gebracht hat, wird sich zeigen.
1. Halbzeit: Verdammt die Wade hält doch nicht. James Rodriguez ist nicht dabei. Ist das der Grund dafür, dass die Aufwärmphase 49 Minuten dauert? Denn leider wird circa vier Minuten nachgespielt. In den ersten zehn Minuten sind die Engländer zumindest regelmäßig im gegnerischen Strafraum zu Gast und stauben auch ein paar Ecken ab. In der 16. Minute Kopfball Harry Kane. Daneben, aber immerhin. Das war es dann schon fast. Der Kommentator Steffen Simon versteigt sich zu der These, die Kolumbianer hätten die Vorwärtsbewegung im Hinterkopf. Aha, das ist es also. Standfußball at it's best – auf beiden Seiten.
Das Ergebnis:3:4 im Elfmeterschießen (0:0).
2. Halbzeit: Nahtloser Anschluss an die erste Hälfte. In den ersten Minuten bekommen die Kolumbianer mehr gelbe Karten als sie Torchancen haben. In der 52. Minute gibt es eine für Santiago Arias, zwei Minuten später für Carlos Sanchez. Das wollen die Engländer nicht auf sich sitzen lassen und tun das auch nicht. Zwei Minuten später ist Jordan Henderson an der Reihe – wegen Meckerns und einer Tätlichkeit. Sanchez' Foul an Harry Kane führt zum Führungstreffer für England. Denn Kane verwandelt in der 57. Minute den zuerkannten Strafstoß. Offensichtlich hat das Extratraining bei ihm gewirkt.
Anstatt mal Fußball zu spielen, sammeln die Kolumbianer weiter gelbe Karten. 63. Minute Radamel Falcao, 64. Minute Carlos Bacca. Die Engländer schließen auf. In der 68. Minute heißt es gelb für Jesse Lingard. Langsam wachen die Kolumbianer auf. Der Zug zum Tor ist unverkennbar. In der 82. Minute hat Juan Cuadrado die beste der wenigen kolumbianischen Chancen. Fünf Minuten Nachspielzeit (daraus werden fast sieben Minuten). In der zweiten Minute wieder ein Torschuss – knapp vorbei. Eine Minute später – Yerry Mina macht ihn! Unglaublich. Die Kolumbianer spielen plötzlich Fußball.
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Es geht in die Verlängerung. Kann man das wirklich wollen? Aber danach fragt ja keiner. Die Kolumbianer drehen auf und holen die eine oder andere Chance heraus. Dann dreht England den Spieß um. Gemeint ist ein Schuss von Danny Rose zwei Minuten zuvor, der knapp am gegnerischen Tor vorbeigeht. Was wäre die Verlängerung ohne gelbe Karte. 118. Minute: Juan Cuadrado. Geht doch!
Der Albtraum der Engländer wird wahr – Elfmeterschießen: Radamel Falcao. Er trifft.
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Harry Kane auch: 1:1. Juan Cuadrado macht weiter. Ball im Netz. Marcus Rashford gleicht aus. Luis Muriel trifft auch – ganz lässig. Jordan Henderson verkackt. Dumm gelaufen. Matheus Uribe verschießt. Wohl zu wenig trainiert. Kieran Trippier trifft. Ausgleich. Alles wieder offen. Carlos Bacca scheitert am englischen Torwart Jordan Pickford. Eric Dier hat jetzt die Entscheidung auf dem Fuß. Und versenkt den Ball. Die Engländer können Elfmeter!
Diskussionsfreude: Während der regulären Spielzeit wurde teilweise mehr gestritten und verhandelt als gespielt. Hätte es einen Preis für den besten Debattierklub an diesem Abend gegeben, wären die Kolumbianer mit Leichtigkeit ins Viertelfinale eingezogen.
Was nun? James Rodriguez kann jetzt in Ruhe seine Wade auskurieren. Und England? Muss gegen Schweden ran. Das könnte kein schönes Spiel werden. Aber vor einem Elfmeterschießen müssen sich die Engländer nicht mehr fürchten.
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Die taz sollte auch mal über den unfähigen amerikanischen Schiedrichter berichten, wie der inzwischen sehr glaubhaft das Spiel gegen Kolumbien und für England mitentschieden hat.
Da konnte man genau daran erkennen dass die Fifa auch ihre korrupte Hand im Spiel hatte.
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