Abwahl eines Bürgermeisters: Der Troll ist weg
Der Bürgermeister der Gemeinde Walkenried wurde wegen seiner Facebook-Kommentare abgewählt. Er wollte Gefängnisse für Flüchtlinge bauen.
Auf Facebook hatte der 62-Jährige, der hauptberuflich bei der Zentralen Polizeidirektion Hannover (ZPD) arbeitet, gefordert, Flüchtlinge wegzusperren: „Gefängnisse bauen, das ist auf Dauer finanziell die bessere Lösung“, habe er auf Facebook geschrieben, berichtet der NDR.
Die Äußerungen wurden mittlerweile entfernt – genau wie Miche von seinem Posten bei der Polizei. Die ZPD bewertet derzeit, ob seine Äußerungen auch strafrechtlich relevant sind. Von seinem Job im Personaldezernat wurde er versetzt.
In Walkenried hatten sich sowohl Mitglieder der SPD-Fraktion, als auch Miches CDU-Kollegen von den Äußerungen distanziert. Der Ex-Bürgermeister zeigte sich auf seiner Internetseite über seine Abwahl enttäuscht. Er müsse sich den Spielregeln beugen.
„Ich möchte aber noch einmal ausdrücklich erwähnen, dass ich kein rechtes Gedankengut verbreitet habe, keine rechtsextremistischen Äußerungen getätigt habe und nichts strafrelevant ist“, schreibt er.
In den vergangenen Tagen habe er viel Zuspruch von Bürgern bekommen, schreibt Miche. Das habe ihm Mut gemacht. Der CDU-Ratspolitiker Thomas Traut ärgert sich über diese Sicht der Dinge. „Klar kriegt er von den Rechten ein Schulterklopfen“, sagt Traut. „Er sieht das immer noch nicht ein.“
An Miches Stelle würde er sofort alle Mandate niederlegen, sagt er. Schließlich sei das Vertrauen auf beiden Seiten zerstört. Das aber hat Miche nicht vor. Auf seiner Internetseite schreibt er, dass er sich auch in Zukunft nicht aus der Politik verabschieden möchte.
Traut hat Miches Abwahl unterstützt. Er habe Angst gehabt, dass Walkenried, dessen Kloster im Jahr 2010 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde, „wegen eines Mannes, der sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hat“, als rechte Gemeinde wahrgenommen würde. In Walkenried verurteilten sie rechte Äußerungen alle gemeinsam, sagt Traut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“