piwik no script img

Abtreibungsdebatte in den USAOhio schützt Recht auf Abtreibung

Der US-Bundesstaat gilt als eher konservativ. Doch 56 Prozent stimmten dafür, das Recht, Schwangerschaften abzubrechen, in die Verfassung aufzunehmen.

Befürworterinnen der Verfassungsänderung feiern ihren Sieg am Dienstagabend in Columbus, Ohio Foto: Sue Ogrocki/ap

Washington/Berlin epd/taz | Im republikanisch regierten US-Bundesstaat Ohio haben sich die Wählerinnen und Wähler für das Recht auf Abtreibung ausgesprochen. Bei dem Referendum in dem zwölf Millionen Einwohner zählenden Staat ging es um die Frage, ob das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch in der Verfassung von Ohio verankert werden soll. Nach der Auszählung von über 95 Prozent der Stimmen lag die Zustimmung zur Verfassungsänderung bei 56 Prozent.

Mit ungefähr dem gleichen Stimmenanteil entschieden die Wäh­le­r*in­nen in einem zweiten Referendum auch die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken – damit ist Ohio der 24. US-Bundesstaat, in dem Anbau, Verkauf und Konsum von Cannabis auch zu nichtmedizinischen Zwecken legal wird.

US-Präsident Joe Biden äußerte sich erfreut über das Referendum zum Recht auf Abtreibung. Die Menschen hätten sich republikanischen Politikern widersetzt, die Frauen „extreme Abtreibungsverbote aufzwingen“ wollten.

Dabei gilt Ohio bei sozialen Fragen als eher konservativ. Bei der Präsidentschaftswahl 2020 hatte der Republikaner Donald Trump dort mit 53,3 Prozent der Stimmen gegen Joe Biden von den Demokraten gewonnen.

Abtreibungsrecht Gewinnerthema für De­mo­kra­t*in­nen

Schon derzeit ist ein Schwangerschaftsabbruch bis zur Lebensfähigkeit des ungeborenen Kindes außerhalb des Mutterleibes, die zwischen der 22. und 24. Schwangerschaftswoche eintritt, in Ohio legal.

Das Parlament hatte jedoch 2019 beschlossen, Abtreibungen nach der sechsten Schwangerschaftswoche zu verbieten. Das Gesetz ist wegen gerichtlicher Anfechtungen noch nicht in Kraft getreten, was nach der Abstimmung am Dienstag so bleiben dürfte.

Das Referendum in Ohio war eine Reaktion auf das von Abtreibungsgegnern begrüßte Urteil des Obersten US-Gerichts im Juni 2022. Dieser Entscheidung zufolge dürfen die 50 Bundesstaaten selbst über Abtreibungsgesetze bestimmen. Es entstand ein rechtlicher Flickenteppich. Laut der Zeitung New York Times haben 14 Bundesstaaten nach dem Urteil Abtreibungen verboten.

Die Abstimmung in Ohio entsprach der Hoffnung der Befürworter des Rechts auf Abtreibung, die US-amerikanische Bevölkerung lehne trotz des Gerichtsurteils vom vergangenen Jahr und restriktiver Gesetze ein Abtreibungsverbot mehrheitlich ab.

Auch in den Staaten Kansas, Vermont, Kalifornien, Kentucky und Michigan haben Wählerinnen und Wähler seit dem Urteil des Obersten Gerichts bei Referenden für den Schutz des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch gestimmt. In mehreren Staaten sind Referenden für 2024 in Vorbereitung.

Für die Demokratische Partei ist das Thema ein Motivationsschub: Wo immer Demokratische Kan­di­da­t*in­nen das Recht auf Abtreibung in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes stellen, schneiden sie gut ab. Ebenfalls am Dienstag gewannen im Bundesstaat Virginia die Demokraten die Kontrolle über beide Kammern des Parlaments.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • hatten die beiden abstimmungen eine inhaltliche verbindung:)