Absturz eines Flugobjekts in Zagreb: Nato widerspricht Kroatien

Nato-Chef Stoltenberg behauptet, das am Donnerstag in Zagreb abgestürzte Flugobjekt sei unbewaffnet gewesen. Kroatiens Premier widerspricht.

Polizisten stehen vor einer Absperrung

Am 10. März kurz nach 23 Uhr schlug das unbekannte Flugobjekt in dem zentral gelegenen Stadtteil ein Foto: Igor Kralj/PIXSELL/imago

BERLIN taz | Der Absturz eines Flugobjekts über Zagreb bleibt eine Angelegenheit, über die die Nato nicht so gern und mittlerweile auch anders spricht als die kroatische Regierung.

Abgesehen von der drängenden Frage, wie es möglich war, dass vergangenen Donnerstagnacht ein unbekanntes Flugobjekt ungestört eine Stunde lang durch Nato-Luftraum fliegen konnte und wer und von wo es abgeschossen worden ist, herrscht offenbar Uneinigkeit darüber, um was es sich genau gehandelt hat.

Der kroatische Premier Andrej Plenković betonte am Dienstagabend erneut, dass das abgestürzte Flugobjekt „bewaffnet“ gewesen sei. Er sprach davon, dass es „eine Bombe“ getragen habe und zeigte dazu Fotos von angeblich gefundenen Trümmerteilen.

Etwa eine Stunde vorher hatte der Generalsekretär der Nato, Jens Stoltenberg, auf einer Pressekonferenz behauptet, es habe sich bei dem Objekt um eine „unbewaffnete Drohne“ gehandelt, die außerhalb Zagrebs abgestürzt sei, weil sie keinen Treibstoff mehr gehabt habe.

Trümmer auf einem Parkplatz im Stadtteil Jarun

Auf die Aussagen Stoltenbergs angesprochen, antwortete der kroatische Premier, dass der Nato-Generalsekretär offenbar auf einem alten Informationsstand sei. Die Untersuchungen seit der Bergung des Flugobjekts am Samstag hätten längst neue Erkenntnisse gebracht.

Tatsächlich hatte das kroatische Verteidigungsministerium bereits am Sonntag bekannt gegeben, dass an dem Flugobjekt „explosives Material“ gefunden worden sei.

Die Aussage Stoltenbergs, das Flugobjekt sei außerhalb Zagrebs abgestürzt, stimmt jedenfalls nachweislich nicht, denn bei dem Absturzort handelt es sich um einen Parkplatz im Zagreber Stadtviertel Jarun in der Nähe eines Studentenwohnheims. Das Viertel befindet sich zwar nicht im Zentrum, aber sehr wohl innerhalb der Stadtgrenzen.

Stoltenbergs Auffassung, es handele sich um die Überreste einer Drohne, der der Treibstoff ausgegangen sei, war bisher lediglich eine Spekulation in sozialen Medien gewesen.

6 Tonnen schwer, 14 Meter lang

Unklar ist bislang vor allem, von wo und von wem das 6 Tonnen schwere und 14 Meter lange Objekt abgeschossen wurde. Bestätigt ist lediglich, dass es einige Minuten durch rumänisches, circa 40 Minuten durch ungarisches und anschließend 7 Minuten durch den kroatischen Luftraum flog. Alle drei Länder sind Nato- und EU-Mitgliedsstaaten. Die kroatische Luftüberwachung gab an, das Objekt bei Eintritt in den eigenen Luftraum zwar gesichtet, aber keine Möglichkeiten gehabt zu haben, es in der kurzen Zeit abzufangen. Von der ungarischen Luftüberwachung seien sie nicht benachrichtigt worden. Warum, wisse man nicht. Seitens Ungarn wurde im Nachhinein lediglich bekannt, dass das Flugobjekt gesichtet worden sei.

Von der kroatischen Regierung hieß es bereits am Wochenende, es gäbe Hinweise darauf, dass das Flugobjekt entweder von ukrainischer oder russischer Seite abgeschossen worden sein könnte.

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