Abschied vom „ding, das kommt“: Neue Ufer
In der neuen Wochenend-taz gibt es für dieses Format hier keinen Platz mehr. Aber vielleicht ja für seine offenherzig-materialistische Kulturkritik.
A ls „der allerbescheidenste Versuch einer an Dingen orientierten materialistischen Kulturkritik“ hat sich diese Rubrik mal selbst bezeichnet, „und besonders an der Evolution technischer Geräte zur Produktion von Literatur, Kunst et cetera“. Das mit den Produktionsmitteln haben wir mal mehr, mal weniger eng ausgelegt; mal mehr, mal weniger gelang es auch, nicht übers Allernaheliegendste zu schreiben, etwa ein Exponat aus einer Ausstellung, deren Eröffnung gerade anstand, irgendwo im Norden, wie die taz ihn definierte.
In guten Wochen, so könnte man finden, wurde hier auf überschaubarem Platz eingelöst, was sich zeitgenössisches Feuilleton gerne ans sprichwörtliche Revers heftet: ein erweiterter Begriff dessen, was seine Gegenstände und Themen sind, wie sich also Kultur definiert. Gerade nicht innerhalb und entlang der Grenzen von „Literatur, Kunst etcetera“, es sei denn, Letzteres legte man sehr großzügig aus; sondern Kultur, eben, lebensweltlich verstanden, als Gesamtheit der Arten und Weisen, auf die sich denken, handeln oder auch deuten lässt.
Dann nämlich erzählt ein Streit um Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum, die Renaissance der neongelben Signalweste im Protestzusamenhang oder die Beobachtung, dass plötzlich überall eine eben noch aus der Mode scheinende Schriftart Verwendung findet, ebenso sehr etwas über uns und unsere Zeit wie die gewagte inszenatorische Entscheidung einer Regisseurin oder die Hängung von Kunstwerken an einer Museumswand.
Mit den anstehenden Veränderungen der taz am Wochenende verliert dieses Ding nun seinen angestammten Ort: Kommende Woche erhalten alle Leser*innen erstmals das neue stadtland-Buch, das die Redaktionen in Berlin und im Norden zusammen verantworten. Darin soll auch die Kultur, nicht ausdrücklich so geheißen, Eingang finden – in Gestalt eines feuilletonistischen Schreibens gerade nicht über Theater, Bücher, Filme.
Wenn wir optimistisch sein möchten, dann hätte diese kleine Rubrik hier mit ihrem – nochmals: mal mehr, mal weniger ambitioniertem, mal mehr, mal weniger erfolgreichen – Öffnen des Begriffs vielleicht eine gewisse Vorbildfunktion gehabt; wir werden sehen.
Wird „Das Ding, das kommt“, ebendas irgendwo anders in der taz nord tun, nämlich unter-kommen? Nicht völlig ausgeschlossen. Vorerst aber: Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Es war uns eine Ehre.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!