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AbschiebungReligion kein Hindernis

Hamburg will einen koptischen Christen nach Ägypten abschieben. Seine konvertierte Frau und die Kinder könnten ja nachreisen.

Bedroht: Selbst in Deutschland feierten Kopten ihren Gottesdienst zeitweise unter Polizeischutz. Bild: dpa

HAMBURG taz | Der Ägypter Joseph Kilada lebt seit 22 Jahren in Deutschland. Am vorigen Mittwoch bestellte ihn die Hamburger Ausländerbehörde ein, um ihm – wie er dachte – nach einem positiven Entscheid des Eingabenausschusses der Bürgerschaft einen Aufenthaltsstatus zu geben. Doch stattdessen wurde ihm das Handy abgenommen, so dass der 34-Jährige seinen Anwalt nicht informieren konnte. Dann wurde Kilada in die Justizvollzugsanstalt Billwerder in Abschiebehaft gebracht. Der Eingabenausschuss hatte seine Petition abgelehnt.

Die Abschiebung ist offenkundig für die nächsten Tage vorgesehen. Freude, die Kilada am Wochenende besuchten, gehen vom morgigen Dienstag aus. „Das Ticket nach Ägypten ist schon gebucht“, berichtet ein Bekannter von Kilada. Seinem Anwalt Stefan Knief ist von der Ausländerbehörde der 12. Dezember als Stichtag genannt worden. Knief hat noch am Wochenende Haftbeschwerde gegen die Abschiebehaft beim Hamburger Landgericht eingelegt und beim Hamburgischen Verwaltungsgericht einen Eilantrag auf einen Abschiebestopp beantragt.

Auch der Eingabenausschuss der Bürgerschaft wollte sich auf Antrag der Linken- und Grünenfraktionen am Montag nochmals des Falles annehmen, weil die Ausländerbehörde dem Ausschuss offensichtlich wichtige Fakten vorenthalten hat. So kam weder zur Sprache, dass Kilada koptischer Christ ist – was nicht überall in Ägypten gern gesehen ist –, noch dass seine Frau vom Islam zum Christentum konvertierte. Debatten in dem Gremium sind vertraulich.

Josef Kilada lebt seit Jahrzehnten – mit kurzen Unterbrechungen – in Deutschland. „Seine erste Einreise war 1991“, berichtet sein Anwalt Stefan Knief. Dann gab es immer wieder unterschiedliche Aufenthaltstitel für die Zeit, in der sein Mandant einen Asylantrag stellte, dann vor dem Verwaltungsgericht klagte und schließlich einen Asylfolgeantrag einreichte – alles erfolglos.

Dann gab es Duldungen, aufgrund der Petition an die Bürgerschaft. Darin hatte Kilada zuletzt den Wunsch geäußert, ins niedersächsische Maschen im Landkreis Harburg „verschoben“ zu werden. Denn dort lebt seine marokkanische Lebensgefährtin Fatiha Aghoulid, mit der er zwei christlich getaufte Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren hat. Alle verfügen über ein Aufenthaltsrecht. Und die formlose Lebensgemeinschaft war ohnehin sein Lebensmittelpunkt.

Fatiha Aghoulid ist seinetwegen vom Islam zum Christentum konvertiert, was in muslimisch geprägten arabischen Staaten nicht unproblematisch ist. Dennoch geht die Ausländerbehörde davon aus, dass eine Familienzusammenführung in Ägypten kein Problem sei. „Seine Frau kann als Konvertitin nicht nach Ägypten hinterherreisen, da erwartet sie der Tod“, sagt dagegen eine Frau aus der Flüchtlingshilfe.

Die Hamburger Ausländerbehörde gibt sich zu dem Vorgang sehr wortkarg. „Aufgrund des Sozialdatenschutzes werden wir dazu keine Angaben machen“, sagt Behördensprecher Christian Martens. Die Einwände seien „geprüft“ worden. Aber auch die Kinder seien kein Grund, „auf jeden Fall ein Bleiberecht abzuleiten und zu gewähren“, sagt Martens. Im Übrigen hätten jetzt ohnehin die Gerichte das Zepter in der Hand, weshalb die Behörde keinen Entscheidungen vorgreifen wolle.

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16 Kommentare

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  • Der Spuk der Muslimbrüder ist vorbei. Kopten stellen eine grosse Gruppe dar. Die Verfolgung von Christen durch radikale Muslime muss dringend aussenpolitisches Thema werden. WW hat ja sogar noch auf die Radikalen gesetzt.

  • MF
    Mir fällt auf

    Da holt man nach Jahrin ne Türkin mit ihren Kindern die in der Türkei sozialisiert sind zurück und hier schibt man einen Intgrierten Mitbürger ab. Na er hatte halt die falsche Relegion.

    Und er jammerte zuwenig.

  • B
    Beobachter

    Wie wäre es mit ein wenig Recherche vor Veröffentlichung eines Empörungsartikels?

     

    Sein Asylantrag wurde als "offensichtlich unbegründet" abgelehnt, ein Eilantrag dagegen nach § 80 (5) VwGO vom Verwaltungsgericht Hamburg abgewiesen, das Gerichtsverfahren danach eingestellt. Ein Asylfolgeantrag wurde ebenfalls abgelehnt. Die Klage dagegen ist vom Verwaltungsgericht Hamburg als "offensichtlich unbegründet" abgewiesen worden. Selbst die auf Wunsch vieler "Fortschrittlicher" eingerichtete Härtefallkommission hat ablehnend den Kopf geschüttelt. Nach soviel Rechtsstaatlichkeit muss es auch einmal gut sein; vorwerfen kann man der Ausländerbehörde Hamburg nur, dass nicht gleich nach Ablehnung des Eilantrags die Aufenthaltsbeendigung vollzogen wurde, da eine freiwillige Ausreise, für die es sogar finanzielle Rückkehrhilfen gegeben hätte, nicht erfolgte. "Familien"zusammenführung - verheiratet ist er ersichtlich nicht- muss zwischen einem Ägypter und einer Marokkanerin nicht zwingend in Deutschland erfolgen. In Marokko gibt es kein Schariarecht gegen Konvertiten und in Ägypten sind die Kopten eine große, alteingesessene und von der jetzigen Regierung geschützte Religionsgemeinschaft. Die einzigen, die für diese bedrohlich waren, die Moslembrüder, sind ja zum Glück verjagt worden.

  • R
    Repsak

    Wenn man sich ein bisschen mit den Kopten in Ägypten beschäftigt hat, kann man es kaum glauben, dass Deutsche Behörden so vorgehen. Es erschüttert mein Vertrauen in diesen Staat zutiefst. Haben die denn keine Ahnung, was wirklich in dieser Welt los ist??? Und wie kann es sein, dass Kinder ihres Vaters beraubt werden sollen? Ich finde den ganzen Vorgang unglaublich!

    • G
      gast
      @Repsak:

      Einem afrik. Ehepaar wurde gedroht die beiden kleinen Kinder abzuschieben, dann würden die Eltern schon ausreisen.

       

      Diese Drohung zeigte Wirkung, die Eltern sind gegangen, in so einem Land will keiner mehr leben. Zur Beruhigung des Gewissens (falls vorhanden) bekam er dann noch eine Palette mit uralten Computern, damit könne er sich in Afrika dann selbständig machen.

       

      Sind wir nicht nette Menschen ???

  • P
    Peter

    Absolut unglaublich und unwürdig, dieses Vorgehen im Stile einer Entführung. Das gleicht ja fast einer Hinrichtung, wenn man Herrn Kilada an seine potentiellen Schlächter ausliefert.

    @Blondie: Was für ein Kommentar. ***facepalm*** Nicht die konvertierte Frau ist dumm, sondern Ihr Nickname scheint das Vorurteil über Leute einer bestimmten Haarfarbe zu bestätigen.

  • Furchtbare Juristen in Hamburg ...

  • B
    Blondie

    Die Frau wusste doch wohl über den Aufenthaltsstatus ihres mannes Bescheid. Wenn sie nur egen ihm und nicht aus Überzeugung Christin geworden ist, war das sehr dumm. Ich frage mich manchmal, ob die Leute nicht vernatwortungsvoll ihr Leben - soweit möglich - planen können, sondern lieber vor der realtität die Augen verschließen.

  • K
    Kimme

    "So kam weder zur Sprache, dass Kilada koptischer Christ ist – was nicht überall in Ägypten gern gesehen ist –, noch dass seine Frau vom Islam zum Christentum konvertierte."

    Die Familie ist bei Abschiebung nach Agypten vom Tod bedroht. Seit dem arabischen Frühling sind koptische Christen in Ägypten eine verfolgte Minderheit.

    Ich fasse es nicht, ständig hier irgendwelche extremistischen Hetzer geduldet, Salafisten nicht abgeschoben, aber wenn es denn mal wirklich darauf ankommt Leib und Leben zu schützen, kommt sowas dabei raus.

  • R
    routier

    Er ist koptischer Christ, Sie vom Islam zum Christentum übergetreten.

    Mammamia!

    Da fällt man doch vom Glauben ab.

    Und ich als Frankfurter dachte die Hanseaten seien liberal. Das findet wohl nur in Frankfurt statt.

    • @routier:

      Liberal?

       

      Hamburg entwickelt sich unter Olaf Scholz zum Polizeistaat!

       

      Nie wieder SPD!

  • Seit 20 Jahren in Deuschland und jetzt ohne Vorwarnung in Abschiebehaft: Da werden Menschenrechte mit Füßen getreten! Wie kann man es verantworten, eine heile Familie zu zerstören und zwei kleine Kinder de facto zu Waisen zu machen. Für eine Behörde, die so etwas anordnet, kann man sich eigentlich nur schämen! Können die Leute nachts noch ruhig schlafen?

    Liebe Mitleser, was können wir tun um Joseph zu helfen??

    Hat jemand eine gute Idee? Vielleicht ein Protest der Klassenkameraden vor der Ausländerbehörde?

    Ich hoffe auf eure Kreativität und viel Öffentlichkeit in diesem Fall!

    • G
      gast
      @Berliner_:

      Da kann man nicht mehr helfen, außer ein Wunder würde geschehen und das glaube ich ist nicht mal mit Tausenden Unterschriften möglich. Wenn Behörden beschlossen haben jemand abzuschieben, ziehen die das durch. Da geht es nicht um Menschlichkeit sondern MACHT.

       

      Ich kenne einen Fall, die lebten auch schon 13 Jahre hier. Dann immer nur Duldung, dann Duldungsbewilligung täglich abholen. Das war so zermürbend, das die Frau heute noch psychisch daran leidet. Bei den beiden und ihren beiden Kindern hatte es dann doch ein gutes Ende, dazu waren aber stichfeste Beweise aus dem Heimatland notwendig, das die Behörde ihnen doch noch Aufenthalt gab.

       

      Aber es gibt auf Fälle, wer sich gegen eine Abschiebung wehrt, wird mit Spritzen ruhig gestellt. Es gab auch schon einige Tote dabei. Doch nie wurde deswegen einer verurteilt. Amir Aageb z.B

  • Ausländerbehörde - was tust du? Herr Innensenator Michael Neumann - wo stehen Sie in dieser Angelegenheit? Wer von ihnen möchte seine eigenen Kinder ohne Vater aufwachsen lassen?

    "Wahrlich, ich sage euch, was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."

    Jesus Christus in der Bibel, Matthäus 25,40

    Joseph muss bleiben.

    Grüße von

    Lilly, die an die Macht des Guten, der Wahrheit und der Öffentlichkeit glaubt

    • G
      gast
      @Lilly:

      Tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, da unterliegen Sie einem Irrglauben in der Sache, da gibt es keine Menschlichkeit, da zählt nur die Macht, die man ausüben kann.

       

      Höchst Kriminelle sind immer noch hier, werden vom deutschen Steuerzahler gezwungenermaßen finanziert mit Wohnung und Sozialhilfe, aber Menschen wie Josepf werden abgeschoben.

       

      Rechtsstaat ????

  • Fatiha Aghoulid ist seinetwegen vom Islam zum Christentum konvertiert, was in muslimisch geprägten arabischen Staaten nicht unproblematisch ist.

     

    Naja, das ist eher ein Understatement. Im Islam steht auf Glaubensabfall (Apostasie) Tod. Da hat schon der nette Herr Mohammed gemessert:

     

    http://www.thereligionofpeace.com/Quran/012-apostasy.htm

    Qur'an (4:89) - "They wish that you should disbelieve as they disbelieve, and then you would be equal; therefore take not to yourselves friends of them, until they emigrate in the way of God; then, if they turn their backs, take them, and slay them wherever you find them; take not to yourselves any one of them as friend or helper."

     

    Qur'an (9:11-12) - "But if they repent and establish worship and pay the poor-due, then are they your brethren in religion. We detail Our revelations for a people who have knowledge. And if they break their pledges after their treaty (hath been made with you) and assail your religion, then fight the heads of disbelief - Lo! they have no binding oaths - in order that they may desist."

     

    Other verses that seem to support the many Hadith demanding death for apostates are Qur'an verses 2:217, 9:73-74, 88:21, 5:54, and 9:66.