Absatz für E-Autos schwindet: Mercedes kämpft mit Transformation
Die deutschen Autobauer schwächeln und forcieren den Verkauf von Werkstätten. Dagegen formieren sich Proteste.
Mercedes hatte bereits in den vergangenen Jahren seine eigenen Niederlassungen im Ausland verkauft und verfügt nun nur noch in Deutschland über Autohäuser und Werkstätten. „Der physische Handel ist und bleibt eine zentrale Säule für den Erfolg“, hieß es zwar in einer Konzernmitteilung. Aber klar ist, dass auch der Autoverkauf immer stärker online abgewickelt wird. Mercedes schwächelt insgesamt spürbar, im ersten Quartal 2024 brach der Gewinn um 30 Prozent ein.
Die Anpassungsprobleme zeigen sich nicht nur bei der Digitalisierung, sondern auch bei der Antriebswende. Mercedes-Benz ist offenbar von dem Plan abgerückt, seine Luxuslimousine namens S-Klasse in Europa ab 2030 nur noch als Elektroauto anzubieten.
Die Schwaben würden auch künftig zwei Versionen des Mercedes-Flaggschiffs entwickeln, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Vorstandschef Ola Källenius. Für Mercedes-Benz sei „das batterieelektrische Auto der Hauptweg“, aber „bis weit in die dreißiger Jahre“ werde der Konzern Verbrennungsmotoren bauen, so Källenius.
Nachfrage nach E-Autos sinkt
Das hat auch Folgen für die Investitionen im Konzern. Allein 2024 werde Mercedes in der Pkw-Sparte „14 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung und in unsere Werke mit den Schwerpunkten Digitalisierung, Elektromobilität und High-Tech-Verbrennertechnologie“ investieren, sagte Källenius. Mercedes wolle aber nach wie vor „bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts bilanziell CO2-neutral werden“. Der Autobauer hatte zuvor lange erklärt, dass er sich darauf vorbereite, ab 2030 nur noch rein elektrische Modelle zu verkaufen.
Wegen der schwächelnden Nachfrage nach Elektroautos stellt sich Mercedes nun aber auf einen späteren Abschied vom Verbrenner ein. Auch im Mai waren in Europa die Verkäufe von E-Autos um 12,5 Prozent zurückgegangen. Insgesamt sank die Zahl der Neuzulassungen gleichzeitig um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Eine Ursache dafür ist der Wegfall der deutschen E-Autoprämie Ende vergangenen Jahres. „Die aktuelle Debatte, auch auf EU-Ebene, über das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 trägt zur Verunsicherung bei – obwohl die Branche angesichts des enormen Investitionsbedarfs heute mehr denn je Planungssicherheit bräuchte“, sagte Constantin Gall von der Beratungsfirma EY.
Umdenken findet auch bei VW statt
Auch Volkswagen überdenkt offenbar seine Verbrenner-Strategie. Im Werk in Zwickau, wo Elektroautos gebaut werden, fallen laut der Chemnitzer Freien Presse bis zu 1.000 befristete Jobs weg. Das Stocken der Antriebswende führt auch zur Umschichtung von Etatmitteln.
Von den insgesamt 180 Milliarden Euro, die der Konzern bis 2028 für Forschung und Entwicklung vorsieht, sollen 60 Milliarden Euro aufgewendet werden, um „unsere Verbrennerautos wettbewerbsfähig zu halten“, sagte VW-Finanzchef Arno Antlitz laut dem österreichischen Standard. Die Doppelstrategie deute darauf hin, dass das VW-Management vom Ziel abgerückt sein dürfte, dass 2030 rund 80 Prozent der VW-Neuwagen Elektroautos sind.
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