Abriss startet auf dem Dragonerareal: Bauen auf die sanfte Art

Jahrelang wurde diskutiert und geplant, nun geht es los. Auf einem ersten Baufeld will die Wohnungsbaugesellschaft Mitte 240 Wohnungen bauen.

Das Dragonerareal on oben

Vorzeigeprojekt der Stadtentwicklung: Das Kreuzberger Dragonerareal

BERLIN taz | Die Autolackiererei hat schon neue Räume. Ab August ziehen wir um, heißt es auf einem Aushang des Betriebs auf dem Dragonerareal. „Wir haben von der BIM noch etwas Aufschub bekommen“, sagt die Mitarbeiterin am Empfang. Dass sie vom Areal am Mehringdamm runtermüssen, findet sie trotzdem schade.

Hinter dem Kreuzberger Finanzamt mit seiner markant-komischen Kasernenarchitektur sollen Wohnungen entstehen. 240 davon baut die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) auf dem „Baufeld Süd“, wo heute die Autolackiererei und andere Schrauber ihr Gewerbe betreiben. Am Montag wurde mit dem Abriss einer ungenutzten Werkstatt begonnen. Es geht also los mit dem neuen Stadtquartier auf dem Rathausblock, wie das Dragoner­areal im Bezirksdeutsch heißt.

Wohnungen statt Kiezgewerbe: Was anderswo Protest hervorrufen würde, ist auf dem 4,7 Hektar großen Gelände Ergebnis eines jahrelangen Aushandlungsprozesses. Stadtentwicklung auf die sanfte Art, die manchmal auch etwas dauert. Die letzten Weichen wurden gestellt, als im Januar 2020 die Architekturbüros „Smaq Architektur und Stadt“ und „Man Made Land“ den städtebaulichen Wettbewerb gewannen.

Teil der Planung waren auch 525 neue, bezahlbare Wohnungen. Die Zahl ist inzwischen auf 470 reduziert worden. 370 davon will die WBM bauen, die restlichen 100 werden von gemeinwohlorientierten Gesellschaften errichtet.

Gewerbe muss weichen

Klar ist, dass einige Gewerbetreibende weichen müssen. Vor Beginn der Planungen habe es auf dem Gelände 14 Betriebe einschließlich des Clubs Gretchen gegeben, sagte am Montag Pamela Schobeß bei der Eröffnung einer Open-Air-Ausstellung über die Zukunft des Rathausblocks. Die Betreiberin des Gretchen berichtete, dass vier Gewerbetreibende wie die Autolackiererei bereits alternative Standorte gefunden hätten.

Andere können dagegen bleiben. Möglich macht das eine sogenannte „Urbane Fabrik“. Das ist ein Gewerberiegel, der unmittelbar hinter den denkmalgeschützten Pferdeställen an der Obentrautstraße errichtet werden soll. Eine Art lärmschützende Käseglocke soll also über die verbleibenden Autoschrauber, den Club und anderes „störendes Gewerbe“ gestülpt werden.

Das soll vor allem die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner vor Lärm schützen. Neben den fünf Blöcken, die auf dem „Baufeld Süd“ entstehen und 2027 fertig sein sollen, ist das vor allem ein 16-stöckiges Wohnhochhaus. Auch die sanfte Art geht manchmal hoch hinaus.

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