Abriss startet auf dem Dragonerareal: Bauen auf die sanfte Art
Jahrelang wurde diskutiert und geplant, nun geht es los. Auf einem ersten Baufeld will die Wohnungsbaugesellschaft Mitte 240 Wohnungen bauen.
Hinter dem Kreuzberger Finanzamt mit seiner markant-komischen Kasernenarchitektur sollen Wohnungen entstehen. 240 davon baut die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) auf dem „Baufeld Süd“, wo heute die Autolackiererei und andere Schrauber ihr Gewerbe betreiben. Am Montag wurde mit dem Abriss einer ungenutzten Werkstatt begonnen. Es geht also los mit dem neuen Stadtquartier auf dem Rathausblock, wie das Dragonerareal im Bezirksdeutsch heißt.
Wohnungen statt Kiezgewerbe: Was anderswo Protest hervorrufen würde, ist auf dem 4,7 Hektar großen Gelände Ergebnis eines jahrelangen Aushandlungsprozesses. Stadtentwicklung auf die sanfte Art, die manchmal auch etwas dauert. Die letzten Weichen wurden gestellt, als im Januar 2020 die Architekturbüros „Smaq Architektur und Stadt“ und „Man Made Land“ den städtebaulichen Wettbewerb gewannen.
Teil der Planung waren auch 525 neue, bezahlbare Wohnungen. Die Zahl ist inzwischen auf 470 reduziert worden. 370 davon will die WBM bauen, die restlichen 100 werden von gemeinwohlorientierten Gesellschaften errichtet.
Gewerbe muss weichen
Klar ist, dass einige Gewerbetreibende weichen müssen. Vor Beginn der Planungen habe es auf dem Gelände 14 Betriebe einschließlich des Clubs Gretchen gegeben, sagte am Montag Pamela Schobeß bei der Eröffnung einer Open-Air-Ausstellung über die Zukunft des Rathausblocks. Die Betreiberin des Gretchen berichtete, dass vier Gewerbetreibende wie die Autolackiererei bereits alternative Standorte gefunden hätten.
Andere können dagegen bleiben. Möglich macht das eine sogenannte „Urbane Fabrik“. Das ist ein Gewerberiegel, der unmittelbar hinter den denkmalgeschützten Pferdeställen an der Obentrautstraße errichtet werden soll. Eine Art lärmschützende Käseglocke soll also über die verbleibenden Autoschrauber, den Club und anderes „störendes Gewerbe“ gestülpt werden.
Das soll vor allem die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner vor Lärm schützen. Neben den fünf Blöcken, die auf dem „Baufeld Süd“ entstehen und 2027 fertig sein sollen, ist das vor allem ein 16-stöckiges Wohnhochhaus. Auch die sanfte Art geht manchmal hoch hinaus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden