piwik no script img

Abgelehnter Rücktritt des KardinalsPapst braucht Marx

Kommentar von Philipp Gessler

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx muss im Amt bleiben. Es zeigt die personelle Not, die in der deutschen katholischen Kirche herrscht.

Kardinal Marx in Gdansk, August 2018 Foto: Michael Fludra/imago

E ines kann man derzeit mit Sicherheit sagen über die hiesige katholische Kirche: Langweilig ist sie nicht. Große Schlagzeilen und überraschende Wendungen gibt es viele. Nun hat Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München, nicht angenommen, was ziemlich ungewöhnlich ist.

Zwar kommt die Nichtannahme solcher Bitten in der katholischen Kirche gelegentlich vor. Aber sie bleibt doch eine Ausnahme. Denn es ist wie in der Politik: Wer öffentlich seinen Unwillen bekundet, im bisherigen Amt zu bleiben, dem oder der traut man eher nicht zu, doch noch mit voller Energie weiterzumachen, und sei es um höherer Ziele willen.

Was bedeutet also dieser Schritt des Papstes? Zum einen zeigt er, dass Franziskus den Münchner braucht, für die Aufarbeitung des Skandals um sexualisierte Gewalt in Deutschland, aber auch für sein Reformprogramm für die Weltkirche – wobei „Reformprogramm“ ein etwas zu starkes Wort ist, so zögerlich, wie er sich zuletzt darum gekümmert hat.

Die Weigerung des Papstes zeigt weiterhin, wie wenig verlässliche und starke Partner oder Freunde er hat. Der Pontifex Maximus ist im Vatikan tatsächlich „unter Wölfen“, wie der Vatikanexperte Marco Politi es beschreibt. Schließlich zeigt der Schritt die personelle Not, die in der deutschen katholischen Kirche herrscht: Es gibt, siehe Priestermangel seit vielen Jahren, wenige Priester, denen man es derzeit zutrauen würde, ein solch großes und wichtiges Bistum wie das in München zu leiten.

Papst will wahrscheinlich auch Woelki halten

Nicht unwahrscheinlich ist aber auch, dass der Papst mit diesem Schritt einen weiteren vorbereitet, der die Reformkräfte in Deutschland entmutigen würde: Wenn er den Rücktritt von Marx nicht annimmt, könnte er nach dem Ende der Visitation in Köln – einer Art Inspektion durch den Vatikan – auch einen möglichen Rücktritt des dortigen Erzbischofs Kardinal Rainer Maria Woelki ablehnen.

Um auch den Konservativen das Signal zu geben: Ihr gehört noch dazu. Klar ist deshalb derzeit nur eines – die Turbulenzen in der katholischen Kirche werden noch lange weitergehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Alles Gute kommt von unten//



    TEIL 3



    //



    Jene, die kennen alte Geschichten//



    Die Westfalen noch heute berichten//



    Sogar der Krechting//



    Am Kirchturm dran hing//



    An Lamberti die Ketzer zu sichten.//



    //



    Im legendären Wiedertäuferreich//



    Waren die Menschen gesetzlich gleich//



    Die anpackenden Hände//



    Eliminierten die Stände//



    Ein frührevolutionärer Streich.//



    //



    Sie kamen aus Holland, ungelogen//



    Sie konsumierten keine Drogen//



    Ihre besondre Legende//



    War leider ihr Ende//



    Wurden brutaler Folter unterzogen.//



    //



    Menschenrechte waren nicht//



    Standard in Münster bei Gericht//



    Und wer mag//



    Sieht nach Den Haag//



    Dort erscheint in neuem Licht,//



    //



    Was dem Menschen ist gegeben//



    Schon am ersten Tag im Leben//



    Es ist nicht Werk//



    Von Staat oder Kerk//



    Angeboren ist es eben.//



    //



    Für High Commissioner keine Bürde//



    Ist die genuine Menschenwürde//



    Ich setz' Vertrauen//



    Jetzt in die Frauen//



    Dass sie nehmen die Ämter-Hürde//



    //



    Wer fordert Hälfte von Macht und Thron//



    Vorsorglich besser sein Pferd sattle schon//



    Es hat sich bewährt//



    Ein schnelles Pferd//



    Zu entkommen den Häschern der Inquisition.//



    //



    Meiner Heimatstadt Münster, der Stadt des Westfälischen Friedens, und ihren mutigen Frauen von Maria 2.0 im Juni 2021 gewidmet, mit Respekt und Achtung vor ihrem Engagement.



    //



    Martin Rees

  • Alles Gute kommt von unten//



    TEIL 2



    //



    Einst die Deutsche Reformation//



    Sorgte für nachhaltige Extinktion//



    Auch um viel Geld//



    Sich drehte die Welt//



    Ablasserlöse der Bischöfe Lohn.//



    //



    Nun reichlich Peterspfennige wandern//



    Aus Deutschland, der Schweiz und auch von Flandern//



    Kollekte Vatikan//



    Ist bald wieder dran//



    Charity kann vielleicht gelten auch andern.//



    //



    Des Humanismus sichtbarer Nenner//



    Für den Erzbischof wäre, wenn er//



    Auch konzidierte,//



    Dass er schon irrte//



    Denken vielleicht auch kanonische Kenner.//



    //



    Es verschaffte die Reformation//



    Auch keine langfristige Absolution//



    Kriege stattdessen//



    Nichts mehr zu essen//



    Religionsfriede nur eine fixe Fiktion.//



    //



    Mehr und mehr heut aber bauen//



    Gläubige fest auf taffe Frauen//



    Nicht nur Münster//



    War ja finster//



    Wo sie sich Widerstand jetzt auch trauen.//



    //



    Fortsetzung folgt

  • Alles Gute kommt von unten//



    TEIL 1



    //



    Nicht der Kölner Kardinal//



    Stellte den Papst vor die Wahl//



    Nein, es war Reinhard//



    Der Faxen dick hat//



    War aber Franziskus nicht ganz egal.//



    //



    Aber nun ist der Woelki Rainer//



    An dieser Stelle wirklich keiner//



    Dass unterdessen//



    Hier wär vergessen//



    Sein Versäumnis: War ja nicht kleiner.//



    //



    Aus der Tiberstadt in Rom//



    Mit dem grossen Petersdom//



    Bei Tag und Nacht//



    Zentrum der Macht//



    Hören wir des Papstes Ton://



    //



    Marx darf nun nicht in Pension//



    Gesuch gescheiterte Petition//



    Aber ganz ehrlich//



    Ist unentbehrlich//



    Glaubt wohl die Kurien-Kongregation.//



    //



    Dass in der Domstadt einer jetzt aufsteht//



    Selbiges Risiko dann auch eingeht//



    Anbieten Rücktritt//



    Wäre ein Fortschritt//



    Damit in Köln frischer Wind endlich weht.//



    //



    "taz" die Bewegung "APO" nennt//



    Besonders starke Frauen sie kennt//



    Weil es war finster//



    Haben in Münster//



    Sie gesetzt feministischen Trend.//



    //



    Mitbestimmung, nicht nur loben//



    Durchsetzen drüben und auch droben//



    Jetzt nicht verhallt//



    Votum geballt//



    Dringt sogar vor bis ganz nach oben.//



    //



    Fortsetzung folgt

  • Faß mal zusammen.

    Der weite Mantel der Alleinseeligmachenden - wird auch diesen - VXXLTEN REISFESTTEST - wa!



    Mühelos überstehen! Gellewelle.



    Brief&Siegel • Business as usual. But.

    kurz - Scheint‘s Vollindolente - Newahr.



    Wie u.a. hier again & a gähn Philipp Geissler. Werden dennoch nicht müde:



    Das zu Beweihräuchern! Wollnichwoll.



    & nochens -



    kurz&knapp - Es ist wie mit der Hölle!



    “Ach so! Ja klar. Da schau. Das ist für die Katolen. Die brauchen das. Sonst kein Schwein.“ - 😈 -

    So geht das

  • Ich lese das anders.



    Wenn einer der wenigen berater des Papstes entlassenwerden will mit Hinweisen auf interne trukturelle Probleme, dann heißt das für mich, dass er schjon versucht hat beim Papst Unterstützung zu Änderungen gerade dieses systems zu bekommen - und gescheitert ist.



    Für mich hat Marx ganz klar gesagt, dass die katholische Kirche immer noch nicht reformwillig ist - wie es ja auch gründerinnen von Maria 2.0 konstatiert haben und ausgetreten sind.



    Da sehe ich nur noch eine Lösung: auflösen!



    Anschließend intensives Studium, was der Religionsgründer wirklich gefordert hat (steht manchen Kirchengesetzen zu 100% entgegen) und dann eventuell - aber wirklich nur bei massiven Unterschieden! - Neugründung. Aug Grundlage des neien Testaments - und ohne die faule Ausrede "das muss man aus der Tradition heraus verstehen...".



    Neugründungen haben noch keine Tradition!

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Auf den Weihrauchschwenker Reinhard Marx kann ich gerne verzichten, auf Karl Marx nicht!

  • Alles, was geeignet ist die Brokatmaffia aufzurütteln, ist gut. In diesem Fall die Ablehnung des Rücktrittsgesuches. Der Pate (Papst) weiß wohl, was er an Marx hat. Es wird ihm aber nicht viel helfen. Der Druck von außen wird täglich stärker, die inneren Vertuschungsmechanismen versagen immer mehr, mit jedem Mißbrauchsopfer das sich öffentlich äußert. Und, siehe Maria 2.0, es brodelt...........

  • Die deutschen Katholiken sind in der weltweiten Kirche eine kleine Minderheit. Als Land der Reformation hat Deutschland schon lange diese Sonderstellung, weil sich die deutschen Katholiken manchen "rebellischen" Ideen nicht so leicht entziehen konnten wie etwa Italiener und Südamerikaner. Der einzige deutsche Papst aus den letzten Jahrhunderten war auch kein typischer Vertreter des deutschen Katholizismus - ganz im Gegenteil.

    Die Karawane zieht eben weiter, auch wenn die Hunde bellen.

    • @Winnetaz:

      Nicht ganz.



      Offensichtlich sind Massenaustritte dann doch wichtig genug, um Visitatoren zu schicken.



      Denn: die deutsche katholische Kirchensteuer macht einen großen Teil der Finanzierung des Vatikan aus.



      Doch vielleicht nicht ganz so unwichtig ;-)

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @Mainzerin:

        Da sprechen Sie einen heiklen Punkt an. Der Griff direkt in die Lohntüte sollte verboten werden.



        In anderen Ländern finanziert sich die Kirche rein aus Spenden.